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Pelbar 3 Die Kuppel im Walde

Pelbar 3 Die Kuppel im Walde

Titel: Pelbar 3 Die Kuppel im Walde
Autoren: Paul Williams
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geschickt um. Vielleicht können wir sie irgendwann im technischen Bereich einsetzen«, sagte Eolyn.
    »Geschickter als jeder von uns übrigen«, entgegnete der alte Mann. Eolyn ließ ihn im gelben Licht sitzen, wo er den großen, plumpen, in Lichtpunkten umrissenen Vogel betrachtete, der majestätisch langsam über die Bildschirmwand flog.
    Draußen blieb Susan auf dem Weg zu ihrem Zimmer stehen, um Buttos Rücken zu betrachten. Er schien ihr gekrümmter denn je.
    »Butto.«
    Er drehte sich um. »Nicht jetzt. Du vergrößerst ständig mein Elend, Wärterin.«
    »Butto, keine Drogen mehr. Du brauchst sie nicht.
    Du hast Kraft genug, den Tatsachen ins Auge zu sehen.«
    »Sind es denn Tatsachen?«
    »Ja, natürlich. Ich werde dir die Daten zeigen.«
    »Nein. Laß nur! War das alles?«
    »Nein. Das war nur ein kleiner Teil. Aber eines ha-be ich gelernt, nämlich, wie gefährlich es in unserer Vergangenheit war, wenn wir zu viele Drogen ein-setzten, um unser Verhalten zu steuern. Das darfst du nicht tun.«
    »Wir haben es immer getan.«
    »Nein. Nicht immer. Es hat immer Drogenperioden und Charakterperioden gegeben. Eine unserer schönsten Perioden, ein kurzes, goldenes Zeitalter, kam unter der Führung eines Mannes, der sich ausgerechnet Benjamin Jefferson nannte. Als er Oberster Prinzipal war, komponierten wir das einzigemal Musik, die es mit der der Alten aufnehmen konnte. Wir rezitieren immer noch einige Gedichte aus dieser Zeit, und unsere einzigen drei Kuppelromane stammen aus einer Vierjahresperiode unmittelbar vor Ende dieser Ära.
    Ja, ein Roman, von dem du sicher gehört hast, ›Neu-gierige Ratten und aufgeblasene Füchse‹, wurde in Wirklichkeit von einem Komp gesprochen, wenn er auch mit Jefferson abgesprochen hatte, der Oberste Prinzipal solle ihn vorlesen, um ihn aufzuwerten.«
    »Ein Komp? Das? – Ein gutes Buch. Ich habe es mir mindestens dreimal angehört. Was ist passiert?«
    »Nun, das ist hier ein ziemlich langweiliger Ort, weißt du. Die Drogen stumpfen uns dagegen ab. Oh-ne sie gab es zum Teil rasende Langeweile, und die führte – wie du weißt – zu einem Aufstand der Komps, weiteren Tötungen und zu einer Wiederauf-nahme der Drogenbehandlungen.«
    »Nun, ist das denn nicht ein Beweis dafür, daß Drogen notwendig sind? Die destruktiven Tendenzen des Menschen müssen gezügelt werden.«
    »Oh, Butto. Man kann auch die Vorstellung vertreten, daß der große Anstieg des Drogenkonsums bei den Alten in den letzten Tagen vor dem Holocaust vielleicht etwas mit der schrecklichen, städtischen Umgebung zu tun hatte, die sie sich schufen. Die Drogen dienten zum Teil dazu, die Welt, die sie sich geschaffen hatten, aus dem Bewußtsein auszuschlie-
    ßen. Diese Tradition setzte man hier fort. Schließlich wurden einige der Drogen hier hergestellt. In den alten Zeiten nahmen manche Menschen sogar Drogen, um aufzuwachen oder einzuschlafen.«
    »Was ist dagegen einzuwenden? Ist das nicht ein Zeichen für die überlegene Herrschaft des Menschen über seine eigenen, schrecklichen Neigungen? Wir können uns nicht von unseren Launen oder der zu-fälligen biochemischen Verfassung unserer elenden Körper abhängig machen.«
    Susan sah ihn an. »Butto«, begann sie, aber er wandte sich ab. Sie schaute ihm nach, als er den Korridor hinunterschlurfte, dann wandte sie sich ihrem entfernten Zimmer und ihrer gewohnten Abgeschie-denheit zu.
    Butto erreichte den Treppenabsatz und blickte zu-rück, das Stirnrunzeln auf seinem Gesicht vertiefte sich. Er stieg auf Ebene zwei und zum Drogenlabor hinunter, mischte flink mehrere Chemikalien auf einem Löffel, während er die Tür im Auge behielt.
    Dann leckte er blitzschnell die Kristalle vom Löffel, warf ihn in den Ultraschallreiniger, hängte ihn auf den Ständer und ging. Während er die Treppen weiter hinunterstieg, gab er auf seinem Gürtelkommunikator einen Privatkode an mehrere Komps ein.
    Als er Ebene sieben erreicht hatte, suchte er sich den Weg durch die Lagerstapel zu einer entfernten Ecke, die er aus einer Laune heraus das ›Zimmer der dunklen Neun‹ getauft hatte, ein Ort, der von niemandem aufgesucht wurde, wie Butto annahm, außer von ihm selbst und seinen acht Lieblingskomps. Er war allein. Schnell warf er seinen Anzug ab, ließ sich nackt im Lotussitz nieder und zog seine massigen Beine zurecht. Seine Finger streckten sich, die Wände wurden hell und lebendig, zum zehntausendstenmal lief das Band des Dschungellebens vor der Zeit des Holocaust ab. Als die
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