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Pelbar 2 Die Enden des Kreises

Pelbar 2 Die Enden des Kreises

Titel: Pelbar 2 Die Enden des Kreises
Autoren: Paul Williams
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zum Himmel. »Wenn ich es nicht besser wüßte, würde ich schwören, daß in diesen Wolken Regen ist.«
    »Für die Berge«, sagte Shay.
    Ahroe hörte in ihrem Gefängnis ein Geräusch an der Tür. Es war Mati, die ihr Garet zum Stillen brachte.
    Die dicke Frau setzte sich vor Ahroe hin und hielt ihr das Baby an die Brust. Ilage kam nach ihr herein.
    Ahroe errötete ob ihrer Blöße, aber der Priester hatte sich verändert, er und der Wächter schienen den Anblick zu genießen.
    Ahroe senkte den Kopf und sagte: »Garet muß essen, aber sie sollen gehen.« Mati erwiderte nichts.
    »Mati, ich bin keine Spionin. Ich verstehe es nicht. Ein Truthahn ist ein großer Vogel im Osten. Er lebt in den Wäldern. Jemand von denen muß dort gewesen sein.«
    »Er hat sogar so gesprochen wie du«, sagte Ilage.
    »Ein entarteter Akzent.«
    Ahroe fuhr zusammen. »Welche Farbe hatten seine Augen?«
    »Seine Augen? Ich kann mich nicht erinnern. Ich war beschäftigt. Ich brauchte nicht auf Einzelheiten zu achten, um zu sehen, wie fremd er war. Er sah seltsam aus mit seinem Bart, und das Haar hatte er wie eine Schüssel geschnitten.«
    »Er wollte verhandeln, nicht wahr, nicht kämpfen?« fragte Ahroe, die sich einer Ohnmacht nahe fühlte.
    »Ja, natürlich. Auch darin seid ihr euch einig, daß ihr glaubt, ihr könntet auf diese Weise das von uns bekommen, was ihr unserer Mauer wegen nicht erreicht habt. Siehst du? Du verrätst dich noch immer.«
    Es war also Stel. Ihr Stel. Nach einer so langen Reise hatte sie ihn doch tatsächlich von der Mauer aus gesehen, ohne es zu wissen. Sie hatte geholfen, gegen Stel Verteidigungsanlagen zu errichten, und morgen würde er durch das Fallenfeld kommen, ohne im Traum zu ahnen, daß es da war, und in Speere laufen, die mit ihrer Hilfe gegen ihn geschärft worden waren.
    Sie blickte mit Tränen in den Augen zu Mati auf.
    »Mati, du mußt mich heute nacht vor ihm schützen«, sagte sie.
    »Und wer schützt uns vor dir?«
    »Bitte, laß Garet bei mir!«
    »Er hat nichts getan. Wir werden ihn sogar behalten, wenn man dich hinrichtet. Diese letzte Freundlichkeit erweisen wir dir, aber nur um des Kindes willen. Er wird aufwachsen, wie es sich gehört.«
    »Gütige Aven, Stels Kind soll dazu erzogen werden, Rüben auszugraben und zu glauben, daß Lieder die Sonne hochschieben. Er muß an den Heart-Fluß zurückgebracht werden.«
    »Wenn es einen solchen Ort gibt. Ich bezweifle es.«
    »Bitte laß mich heute nacht von Boldar bewachen!«
    »Wozu? Damit du ihn überreden kannst, dich laufen zu lassen?«
    »Ihm kann ich vertrauen. Der hier ist ein zweiter Dilm.« Der junge Mann stand auf und spuckte sie an, aber der Speichel traf Matis Ohr. Sie schrie auf und ging auf ihn los. Er duckte sich und lief zur Tür hinaus; sie warf ihm einen Stein nach. Garet lag stram-pelnd und schreiend auf dem Boden. Mati kam zu-rück und hob ihn auf. Sie war immer noch wütend.
    Ihre Augen sprühten Blitze, als sie Ahroe ansah.
    Dann nahm sie Garet und stapfte hinaus. Ilage stand da und schaute lächelnd auf sie herab.
    »Wie dein Komplott, so bist auch du bloßgestellt.«
    Ahroe beugte sich vor. »Was kann ich dagegen tun?«
    »Offensichtlich nichts.« Er drehte sich um und ging.
    Bald darauf kam Boldar mit finsterer Miene. »Jetzt muß ich also hierbleiben. Keine Angst. Entkommen wirst du mir nicht.«
    »Boldar, bedecke mich!«
    Er schaute sie an und wandte den Kopf ab.
    »Ich kann nicht so hier sitzen bleiben.« Sie lachte beinahe hysterisch. »Jetzt habe ich wohl meinen ganzen Dahmenstolz verloren, nicht wahr? Aber du bist wenigstens anständig, Boldar. Bedecke mich! Du siehst doch sicher ein, daß das unmoralisch ist.«
    Der große Mann drehte sich schweigend um, hockte sich auf die Fersen nieder, zog ihr mit unge-schickten Händen das Hemd und die tief ausge-schnittene Tunika über und band die Schnur zu. Beide waren sie verlegen.
    »Boldar, weißt du, daß Menschen sterben werden?
    Können die Priester nicht irgendeine Vereinbarung treffen?«
    »Sei still!« sagte er und setzte sich in die Tür. »Ich habe dir nichts zu sagen.« Als der Jüngling zurückkam, warf ihm Boldar einen Blick zu, und er ging wieder.
    Die Nacht kam über die Schluchten und wurde tiefer. Ahroe bat um etwas zu trinken. Ohne ein Wort gab ihr Boldar Wasser und kehrte dann an seinen Platz zurück. Schlief er? Nein. Jedesmal, wenn sie sich regte, schaute er zu ihr hin. Sie hatte schon eine Weile langsam und leise an den Fesseln gescheuert, ehe sie
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