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Pelbar 2 Die Enden des Kreises

Pelbar 2 Die Enden des Kreises

Titel: Pelbar 2 Die Enden des Kreises
Autoren: Paul Williams
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spürte, wie die erste Schnur nachgab. Glückli-cherweise war es dunkel. Boldar saß immer noch teilnahmslos in der Tür. Selbst hier unten im Tal wurde der Wind jetzt böig und blies ihm gelegentlich Staub ins Gesicht.
    Zur gleichen Zeit zogen Stel und eine Gruppe von etwa dreißig Mann durch das Fallenfeld und entschärften es. Man verständigte sich nur mit Handzei-chen und Berührungen, wie Stel es vorgesehen hatte.
    Hinter ihnen brachte eine noch größere Gruppe Sand herbei, schüttete ihn in die Gräben und glättete sie wieder, bis sie aussahen wie vorher. Stel schien genau zu wissen, wo er suchen mußte. Shay wurde miß-
    trauisch. Das war zu gut gemacht. Er beobachtete Stel genauer.
    Endlich waren sie direkt unter der Mauer und konnten die Steinstapler sprechen hören. Sie redeten von dem Spion, von der Ernte und von den Schwierigkeiten mit der Bewässerung. Mindestens vierzig Mann waren da, aber die meisten schliefen.
    Shay berührte Stel an der Schulter und flüsterte: »Jetzt könnten wir sie überfallen.«
    »Sie sind mehr als wir. Wir brauchen die Stoßkraft der Rinder. Wir müssen in voller Stärke anrücken und tief in das Tal hinein vordringen, ehe sie sich sammeln können. Sonnenaufgang.«
    Das schien recht vernünftig. Als sie wieder am Feuer waren, war Stel genauso unverhohlen verblüfft wie die anderen. Das Fallenfeld war wunderbar angelegt. »Es ist, als hätte Oet es entworfen. Sie leitet die Garde von Pelbarigan. Das ist völlig unbegreiflich.«
    »Nun, die Fallen sind jetzt alle weg, nicht wahr?«
    »Ich glaube schon. Wir haben den Hügel wirklich ganz abgesucht. Und wir haben Wachen postiert, um dafür zu sorgen, daß sie nichts Neues mehr machen.«
    »Dann laß es auf sich beruhen. Mit der Zeit werden wir es schon erfahren. Macht ein wenig Musik!«
    »Leise. Wir wollen nicht, daß sie uns hören.«
    »Bei diesem Wind hört niemand etwas.«
    Sie spielten eine Reihe von Liedern mit einer Gruppe von Saiteninstrumenten und Stels Flöte. Dann steckte er sie in seinen Gürtel und sagte: »Falls ich morgen früh getötet werden sollte, möchte ich jetzt doch noch ein wenig schlafen. Schlaft auch ein bißchen und springt dann viel.« Er ging in den Schatten zu seinem Schlafsack, entrollte ihn und kroch hinein.
    Shay stand neben Elseth und beobachtete ihn. »Ich traue ihm nicht. Das mit den Fallen ist irgendwie seltsam.«
    »Du traust keinem meiner Freunde, Shay.«
    »Dein Freund?«
    Elseth legte den Arm um ihn. »Bruder, er hat etwas für mich getan – einfach dadurch, daß er mit mir gesprochen hat. Er wollte nichts von mir, nur Gedanken austauschen, nur Gesellschaft.«
    »Mach dich nicht noch einmal zum Narren, Schwester.«
    »Oh, ich weiß, er ist ein normaler Mann, aber so völlig frei. Er kam daher und sagte: ›Hier bin ich. Ich will dir helfen. Komm herunter, dann richte ich dir dein Gerüst.‹ Es war in ziemlich schlechtem Zustand, weißt du.«
    »Viel hat er nicht getan.«
    »Er hat mir ein anderes Verhaltensmuster gezeigt.
    Mit ihm ist alles in Ordnung. Er hat eine Menge durchgemacht. Er hat sich in sich selbst zurückgezo-gen. Er ist so unabhängig wie ein Kaktus und braucht nur ganz gelegentlich ein bißchen Wasser.«
    »Aber das mit den Fallen verstehe ich nicht.«
    »Ich auch nicht. Vielleicht erfahren wir es noch.«
    Im pechschwarzen Keller in Cull hörte Ahroe endlich Boldars gleichmäßiges Schnarchen, leise, aber zuver-lässig. Sie riskierte es, die Schnüre fest an der Felswand zu reiben. Nach einer, wie ihr vorkam, schrecklich langen Zeit gaben sie endlich nach. Sie arbeitete zum Wahnsinnigwerden lange an den Fuß-
    fesseln. Als sie aufstand, wäre sie fast wieder hinge-fallen, so steif war sie. Sie trat vorsichtig und lautlos über Boldar hinweg und tastete sich in Richtung auf den Kinderhort an der Mauer entlang.
    Als sie durch die Tür ins Haus schlüpfte, sah sie undeutlich Reihen von Betten. Sie griff vorsichtig mit der Hand hinein und stellte fest, daß sie alle leer waren, auch das von Garet. Sie mußte es bei Mati zu Hause versuchen.
    War das er erste Lichtschein des Tages im Osten?
    Ahroe schlüpfte durch die Straße und in Matis Hin-terhof. Hinter der Tür erkannte sie den schwachen Umriß der älteren Frau in einem Nebenzimmer. Zwei Babies schliefen in einem großen Korb neben ihr.
    Schnell fuhr Ahroe mit einem Finger über die Gesichter, tastete nach dem Kinn. Garets war gespalten – wie das von Stel. Sie hob ihn auf und stahl sich in die Nacht hinaus. Ja, es
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