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Peinliche Liebschaften

Peinliche Liebschaften

Titel: Peinliche Liebschaften
Autoren: Lisa Stern
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Mädel neben ihm mit den knallroten Haaren und den zwanzig Ringen in Mund, Nase und Ohren stimmte ihm lächelnd zu, bevor sie anschließend nach hinten ging und sich sicher vor Lachen den nichtvorhandenen Bauch gehalten hat.
    Der viele Wein und der Kaffee bewirkten unweigerlich, dass Kerstin mal „für kleine Mädchen“ musste. Die Toiletten waren unten im Keller. Als sie zurückkam, sagte sie:
    „Ich gebe uns jetzt noch einen Kaffee aus und dann schauen wir noch mal runter in den Keller, dort ist eine Disco.“
    Ich bestellte mir noch einen Kaffee und für Kerstin einen Wein. Gegen zwei Uhr gingen wir dann in die Disco. Dort traf Kerstin eine Kollegin aus dem Biergarten, in dem sie immer am Wochenende arbeitete.
    Als Kerstin später in der Disco bei dem Typ hinter dem Tresen einen weiteren, ich glaube den achten oder neunten Wein bestellte, kam dieser gleich auf sie zu, als sei sie einStammgast und drückte und küsste sie. Ich fragte sie daraufhin, ob sie den Typ kennen würde.
    „Nein, überhaupt nicht, ich bin zum ersten Mal hier. Das macht der bestimmt bei jeder so!“
    Ja, dachte ich mir, ganz bestimmt macht der das bei jeder so. Der ist regelrecht bekannt dafür.
    Jetzt, da es drei Uhr war, machten sich bei Kerstin wohl die vielen Gläser Wein bemerkbar.
    „Tobias, Du musst heute bei mir schlafen, sonst höre ich morgen früh den Wecker nicht. Ich muss aber pünktlich im Reisebüro sein, sonst bekomme ich Ärger. Wir können auch zu Dir gehen, aber bei Dir habe ich keine Sachen“, sagte Kerstin, jetzt jedoch mit etwas schwererer Zunge.
    Meine Gefühle schwankten zwischen Freude und Enttäuschung. Enttäuschung vor allem darüber, dass ich Kerstin etwas anders eingeschätzt hatte, aber man kann sich ja, wie gesagt, täuschen. Gegen vier Uhr begaben wir uns auf den Weg zum Auto und ich machte mir Gedanken, da ich doch keine Zahnbürste und keine saubere Unterhose bei mir hatte.
    Kerstin musste aber unbedingt noch einmal an einer Tankstelle anhalten, da sie dringend Zigaretten brauchte. Außerdem wollte sie für mich zum Frühstück ein Baguette kaufen, was ich aber noch abwenden konnte. Da zu dieser Zeit nur die Nachklappe geöffnet war, konnte ich die Unterhaltung genau verfolgen. Das Ganze lief dann so ab:
    „Hallo.“
    „Hallo, Kerstin.“
    „Ich hätte gern eine Schachtel Marlboro, zwei Dosen Fanta und zwei Dosen Bier.“
    „Also, wie immer!“
    „Ja, wie immer.“
    Das machte mich schon etwas stutzig. Was sollte diese Bemerkung bedeuten: „Wie immer?“ Machte der Tankwart etwa Witze oder tauchte Kerstin tatsächlich regelmäßig morgens bei ihm auf? Wenn das nur ein Witz sein sollte, dann war es bereits der zweite Typ innerhalb kurzer Zeit, der auf solche Art von Witzen steht. Eben der Typ, der Kerstin in der Disco als Stammgast begrüßte und jetzt der in der Tankstelle. Der Typ von der Tankstelle begrüßte sie außerdem noch mit Namen.
    Als wir in Kerstins Wohnung ankamen, schaltete sie als erstes den Fernseher ein und mixte sich noch einen Radler. Sie meinte, dass es sich sowieso nicht mehr lohnen würde, zu schlafen. Dann ging sie duschen und kam, nur mit einem Bademantel bekleidet, wieder, setzte sich neben mich auf die Couch und sagte:
    „Das darfst Du nicht falsch verstehen. Ich will nicht mit Dir schlafen. Bevor ich mit jemandem schlafe, muss ich ihn schon etwas näher kennen.“
    Mir wurde das Ganze langsam etwas zu doof und ich legte mich einfach aufs Sofa. Dieses blöde Gedöns konnte ich nicht mehr hören. Ich wollte wenigstens versuchen, noch ein wenig zu schlafen, denn es war schon fünf Uhr und um sieben sollte der Wecker klingeln. Eigentlich hätte ich zu diesem Zeitpunkt bereits das Weite suchen sollen. Warum ich das alles mitgemacht habe, weiß ich bis heute nicht. Vielleicht hatte ich immer noch Hoffnungen, dass es doch noch passieren könnte.
    Kerstin sah jedoch zunächst einmal weiter fern. Nach einer Weile legte sie sich auch hin. Aber nur für ein paar Minuten, dann machte sie den Vorschlag:
    „Wir können uns auch ins Bett legen!“ Das war eine gute Idee. „Hast Du einen Gummi mit?“
    Jetzt wusste ich überhaupt nicht mehr, was sie eigentlich wollte und sagte:
    „Natürlich habe ich einen Gummi mit“, gab ich ihr fast beleidigt zu verstehen.
    Darauf meinte sie nur:
    „Vergiss es. Das war nur Spaß.“
    Also gut, schlafen wir, dachte ich. Die weiß schon gar nicht mehr, was sie sagt.
    Wir legten uns ins Bett und nach wenigen Sekunden kam sie schon wieder zu mir
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