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Pechvogel

Pechvogel

Titel: Pechvogel
Autoren: Alexander Fuchs
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wurden spitz, spitzer wie Raumschiff-Enterprise-Spocks Ohren je waren, und verschluckte sich an seiner Cola light, so dass einige Spritzer nach vorne aus seinem Mund austraten und bei Bianca im Gesicht (um ihren Mund herum) landeten.
    Bevor Richard sich entschuldigen konnte, leckte Bianca die Spritzer mit ihrer Zunge ab.
    »Du bist auch so heiß wie ich, ich spüre es«, sagte sie. »Lass uns zu dir gehen und Sex machen.«
    Zum Glück hatte Richard mittlerweile alles aus dem Hause Coca Cola Richtung seines Magens abtransportiert, sonst hätte er nun gespritzt wie ein Colaspringbrunnen.
    Gianfranco hatte lange weiße Tischdecken auf seinen Tischen, so bekam niemand im Lokal etwas von Biancas Fußakrobatik mit. Ihr Blick wurde auf einmal ganz anders und ihr Kneten immer fester.
    Richard hatte wieder einen Abend lang kaum ein Wort gesagt (diesmal aus anderen Gründen; weil er gegen das Bergmassiv Bianca einfach keinen Weg fand, diesen zu überwinden), also ließ er in dieser Situation auch nur Blicke sprechen. Er versuchte, seinen Verführerblick aufzusetzen. Nach fünfstündigem Training vor seinem Badezimmerspiegel hatte er ihn so halbwegs drauf, jetzt half er ihm.
    »Zahlen«, sagte Richard dem vorbeieilenden Kellner.
    Richard hatte auf Sex mit Bianca so viel Lust wie darauf, Gabi Fleischmann und Familie nochmals zu sehen. Es musste schnell eine Lösung her.
    Als Richard und Bianca das Lokal verlassen hatten, gab er ihr einen Kuss auf ihre gestählte Wange.
    »Der Abend mit dir war unheimlich unterhaltsam, Bianca, aber ich habe eine ansteckende Krankheit im Genitalbereich, und kann leider keinen Sex mit dir haben. Das wäre gegenüber dir unverantwortlich«, sagte Richard.
    Dann verabschiedete er sich und ging mit schnellem Schritt Richtung U-Bahn-Station.
     

Vierzehnhundert Euro
     
    Januar, vor zwei Monaten
     
    Die drei Dates im Oktober hatten Richard geläutert. Internet – Liebe, das funktioniert nicht. Zumindest nicht bei ihm. Das war sein Standpunkt, damals, vor vierzehn Monaten.
    »Und Frauen, Frauen interessieren mich auch nicht mehr«, sagte er zu Sandra.
    Richards beste Freundin war über diese Aussage nicht glücklich. Sie wusste, dass dort draußen auch viele dumme, egoistische und egozentrische Frauen herumliefen, aber warum mussten die alle bei ihrem besten und lieben Freund landen?
    Richard hatte damals auch den drei Frauen, die noch in der Warteschleifen zum Daten waren, einen Korb gegeben und gesagt, er könne momentan aus beruflichen Gründen nicht. Keine schickte ihm ein, ach das tut mir leid, nein, sie meldeten sich einfach gar nicht mehr. Dies bestätigte Richard, das Richtige getan zu haben. Die Frauen aus dem Netz waren große Magierinnen. Sie zauberten sich einfach ein anderes Leben, ein anderes Aussehen, und er war der, der am Ende auseinandergesägt wurde.
    Heute saß er auf seinem Wunschsofa, das Notebook auf den Beinen, und frage sich selbst: Richard, was willst du?
    Das hatte sich Richard in den vergangenen vierzehn Monaten oft gefragt. Er war jede Woche mit Maximilian in München unterwegs, in so ziemlich jeder Bar oder Kneipe, die es in der Innenstadt gab. Max trank Bier, Richard Cola light.
    Und das Ganze ging wieder von vorne los.
    Sie redeten über Sport, die Xbox (endlich hatte sich Richard diese zu Weihnachten selbst geschenkt), die bisher neu erschienenen Fußballspiele auf der Xbox und neue amerikanische Fernsehserien (Max’ und Richards neueste Freizeiterrungenschaft). Sie hatten zusammen auf seinem alten zerschlissenen Sofa und nun auf seinem neuen Wunschsofa die kompletten Staffeln von Alias , 24 , Lost und Desperate Housewives auf DVD geguckt. Letztere fand Max nicht ganz so inspirierend. Richard schon, man lernte eine Menge dazu und spannend war diese Serie allemal. Ihre neueste Seriedroge war Mad Men . Sie hingen an der Serie wie ein Junkie an seiner Nadel. Es lebe die 1960er Jahre.
    Max und Richard redeten auch über Frauen. Richard hatte Maximilian von seinen drei Internethorrordates erzählt. Max war gar nicht so entsetzt.
    »Warum bist du mit dieser Bianca nicht in die Kiste gehüpft?« fragte Max.
    »Max, bitte, mit so einer Frau zu schlafen, wäre fast so, wie von einer Lawine erfasst zu werden und über Tage verschüttet begraben zu sein. Mit nur wenig vorhandenem Sauerstoff.«
    »Ich wäre gerne unter Bianca begraben gewesen.«
    »Vielleicht lernst du sie mal kennen, bei liebeloveamore.de«, sagte Richard.
    »Genau. Ich werde mich dort jetzt auch anmelden.
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