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Pechvogel

Pechvogel

Titel: Pechvogel
Autoren: Alexander Fuchs
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weiterführenden Beziehungen mit Frauen.
    Jetzt, da er endlich das Date mit seiner Traumfrau hatte, da, genau da, musste der Beziehungsalptraum seiner Vergangenheit aufkreuzen.
    Eine Beziehung mit Gabi, dagegen war das Spalten des Meeres von Moses wie das Auseinanderschieben von Bauklötzen.
    Das epische Gabiausmaß nahm vor vier Jahren seinen Anfang.

Scheiß Fasching
     
    Februar, vor vier Jahren.
     
    Richard war an diesem kalten Abend im Münchener Februar von seiner besten Freundin dazu verdonnert worden, etwas zu tun, was er hasste. Fasching feiern.
    Richard dachte, gebildete Menschen (sehr fragwürdig), die sich eine rote Nase aufsetzen, hautenge, weißrote Streifenshirts anziehen, dazu eine fünfmal zu große Clownshose überstülpen, seien die echte Weltpolizei. Wenn glitschige und sabbernde Aliens an Fasching oder Karneval die Erde überfallen und diese Gestalten sehen würden, zögen sie freiwillig wieder ab. Die würden sich denken, die sähen hier noch hässlicher aus und wären bekloppter als auf ihrem Planeten, es hätte keinen Sinn, sich diese Individuen zu unterwerfen.
    Richards beste Freundin und Kumpel zugleich, Sandra Vogel, hatte ihn nach dreijähriger Überzeugungsphase endlich überredet, auf einen Faschingsball mitzugehen.
    Nur noch wenige Schritte waren sie von der Festhalle entfernt, in der der Ball stattfinden würde.
    »Du weißt schon, dass mein letzter Besuch auf solch einer Außerirdischenkonferenz schon fünf Jahre zurückliegt?«
    »Ja, Richard«, sagte Sandra mit ihrem Douglas-ich-verkauf-dir-das-teuerste-Parfüm-Lächeln. »Und ich weiß auch, dass dieser bei dir solch seelische Spuren hinterlassen hat, dass du mit dir kämpfen musstest, nicht den Psychodoc aufzusuchen.«
    »Das ist mir nur gelungen, weil ich der Zeit von November bis Februar mit vollkommener Missachtung gegenübergetreten bin.«
    Sandra sah ihn mit verdrehten Augen an.
    »Gibt’s hier keine Einlasskontrollen?«, fragte Richard.
    Er war überrascht, dass kein bergbreiter und gehirnfreier Alien aus dem ehemaligen Ostblock die Tore zur Festhalle bewachte, um die Hässlichkeit der ankommenden Besucher zu scannen. Umso verrotteter du aussiehst, auf umso mehr Gleichgesinnte wirst du treffen.
    »Das hier ist ein Faschingsball in einer Festhalle und keine Nobeldisco.«
    »Ach so.«
    Sandra legte ihre Hand auf den Türgriff. Richard versuchte nochmals ein letztes taktisches Manöver, um diesem Abend zu entgehen.
    »Sandra, stopp!«
    Sie sah Richard mit ihren großen Rehaugen überrascht an. Sandra war so der Typ Hochleistungsschwimmerin, nur ohne Hochleistungsschwimmen. Kantige Gesichtszüge, große Nase, breite Schultern, großer, fester Busen, weibliche Rubenstaille, lange Beine, kein Gramm Fett zu viel am Körper. Kurzes, festes Haar in wechselnden Farbtönen. Heute waren sie tiefschwarz. Ein DHL-XS-Paket von Frau oder auch eine Mischung aus Porsche und Volvo.
    »Was ist jetzt noch, Richard?«
    »Nachdem wir beide nicht verkleidet sind, hat es doch überhaupt keinen Sinn, auf einen Faschingsball zu gehen.«
    »Du kennst die Gründe, Richard. Ich habe bis vor zwanzig Minuten noch das letzte Fläschchen über die Ladentheke geschoben und hatte keine Zeit, mich zu verkleiden, was ich gerne getan hätte. Und du hast gesagt, dass ein Verkleiden keinen Sinn für dich macht, da du unter den Außerirdischen, wie du sie nennst, als Nichtverkleideter verkleidet aussehen würdest. Ich denke, das war wortgenau deine Aussage.«
    Richard trug dunkelblaue Jeans und ein weißes Hemd, Sandra einen knielangen weinroten Rock und eine weiße Bluse.
    »Ja«, seufzte Richard. »Dann lass uns halt reingehen.«
    »So gefällst du mir schon besser.«
    Richard hatte Sandra über eine Ex-Flamme, eher ein Ex-Flämmchen (es war die zweite Beziehung seiner Liebeskarriere, Dauer vier Wochen), Feuer war eigentlich gar keins da, kennen gelernt. Sie verstanden sich auf den zweiten Blick hervorragend. Beim ersten Blick sagte Sandra zu ihm, was er für ein Arschloch sei, beim zweiten, dass sie ihn knuddeln könnte. Man muss den Menschen eine Chance geben, sich kennen zu lernen. In seltenen Fällen erweist er sich dann nicht als Arschloch.  
    Sie waren drin.
    Die Tore der Festhalle waren wieder ins Schloss gefallen und ein Zurück für Richard, ohne Sandra zu verärgern, gab es nicht mehr.
    Der Vorraum glich einem kleinen Pausenraum einer Hauptschule. In einem Häuschen saß ein unlustiger Clown. Nach seinem Gesichtausdruck zu urteilen, hatte er gerade
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