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Pechstraehne

Pechstraehne

Titel: Pechstraehne
Autoren: Matthias P. Gibert
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besser wäre, wenn er diese unsinnige Entführung beenden und stattdessen für mich arbeiten würde.«
    »Was genau sollte er tun für Sie?«, fragte Hain angewidert.
    Gieger wollte den Kopf schütteln, was der Arm des Glatzkopfs jedoch verhinderte.
    »Er sollte für meine Sicherheit sorgen.«
    »Der Bock wurde einfach zum Gärtner gemacht, oder was?«
    »Na, na, das ist aber doch noch längst nicht alles gewesen, alter Mann, oder?«, wollte die Stimme hinter ihm vor Ironie triefend wissen, während der Finger sich ganz leicht bewegte.
    »Nein, das war nicht alles. Er hat auch … speziellere Aufträge … ausgeführt.«
    »Zum Beispiel?«
    Schweigen.
    »Zum Beispiel Mord und Totschlag«, kam es von hinter dem Boss der Nordhessenbank. »Eisenberg hat alle Probleme aus dem Weg geräumt, die du mit deinem Geld oder guten Worten nicht lösen konntest. Richtig?«
    Ein angedeutetes Nicken.
    »Manfred Eisenberg hat in Ihrem Auftrag dafür gesorgt, dass Menschen getötet werden?«, wollte Lenz es genau wissen, bekam jedoch zunächst keine Antwort.
    »Stimmt das?«, setzte er nach. »Haben Sie auch Morde in Auftrag gegeben?«
    Statt einer Bestätigung kam nur Gekrächze aus dem Mund des Bankers.
    »Stimmt das?«, schrie Lenz.
    »Ja, es stimmt«, bestätigte Rudolph Gieger leise, aber für alle im Raum Anwesenden gut verständlich.
    Es vergingen mehrere Sekunden, bevor der Glatzkopf wieder das Wort ergriff.
    »Ich nehme jetzt meine Waffe von seinem Kopf und lege sie neben mich auf den Boden. Dann komme ich langsam zu Ihnen rüber und lasse mich widerstandslos festnehmen. Soweit klar?«
    Lenz nickte.
    »Weiterhin hoffe ich, dass das, was Sie mir vorhin angeboten haben, nicht bloß heiße Luft war, aber das werden wir vermutlich nicht hier und heute klären können.«
    »Ich werde mein Möglichstes tun, um Ihnen entgegenzukommen, wenn Sie mit uns zusammenarbeiten. Auch wenn Sie ein skrupelloser Mörder sind.«
    »Dann mal los.«
    Der Glatzkopf zog den linken Arm zurück, nahm behutsam die Waffe von Giegers Kopf, ließ sie mit einer fast elegant zu bezeichnenden Bewegung zwischen Daumen und Zeigefinger gleiten und legte sie schließlich neben sich auf den alten, glänzenden Dielen ab. Dann kam er langsam hoch, hob die Arme und legte sie in den Nacken.
    »Alles klar soweit?«, fragte er skeptisch in Richtung der Polizisten, die noch immer ihre Waffen auf ihn angelegt hatten, löste sich vom Schreibtisch und trat um ihn herum. Hain steckte seine Pistole in das Holster, während Lenz sich ein paar Schritte zur Seite bewegte, um für den Fall des Falles ein besseres Schussfeld zu haben. Unterdessen nestelte der Oberkommissar seine Handschellen hervor und ging damit auf den Mann zu, der langsam seine Arme vor den Körper streckte und seine Festnahme erwartete. Was dann allerdings folgte, ging so schnell, dass weder Lenz noch Hain auch nur die geringste Chance hatten, es zu verhindern.
    »Das von heute Mittag tut mir wirkli…«
    Der Schuss, der seine linke Brust glatt durchschlug und ihn einen Meter nach vorn warf, hallte noch in den Ohren der Polizisten, als Lenz seine Waffe herumriss, ebenfalls feuerte und damit Rudolph Giegers rechten Oberarmknochen zertrümmerte. Dessen Waffe, eine alte Walther P1, die seit den Tagen der Entführung in der Schreibtischschublade gelegen hatte, fiel auf die Holzplatte und blieb dort rauchend liegen.
    »Scheiße«, rief Hain, ließ die Handschellen fallen und beugte sich zu dem auf die Knie gegangenen Mann mit der Glatze hinunter, aus dessen Brust tiefrotes Blut pulsierte und der nun zur Seite umkippte.
    »Wir brauchen einen Krankenwagen«, schrie der Oberkommissar, während er den sterbenden Killer behutsam auf den Rücken drehte, der ihm mit weit aufgerissenen Augen und hektisch zitternd ins Gesicht starrte. Dann, während Lenz nach dem Telefon auf dem Schreibtisch griff, wurden die Züge des kahl geschorenen Mannes mit einem Mal weich, sein Körper entspannte sich, und Hain hätte Stein und Bein geschworen, dass er seine Lippen zu einem Lächeln verziehen wollte, was ihm jedoch nicht mehr gelang. Nach einem weiteren Spasmus wurde sein Körper schlaff, und seine Augen blickten ins Leere.

Epilog
    Auf den Tag genau sechs Wochen nach den Ereignissen in Rudolph Giegers Haus wohnten Lenz und Hain der Beerdigung von Margot Gieger bei, dessen erster Frau. Die alte Dame hatte den Hauptkommissar in einem kurzen Brief darum gebeten, ihr diesen letzten Dienst zu erweisen. Warum, das hatte sie nicht
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