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Pechstraehne

Pechstraehne

Titel: Pechstraehne
Autoren: Matthias P. Gibert
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Schlüssel?«
    »Nein, den hat mein Mann.«
    Der Oberkommissar warf einen kurzen Blick auf das handelsübliche Sicherheitsschloss, kramte sein kleines Lederetui aus der Jacke und zog ein an eine flache Häkelnadel erinnerndes Werkzeug heraus, das er in das Schloss einführte und es sanft hin und her bewegte, während er mit der anderen Hand die Klinke gedrückt hielt und leicht daran zog. Nach etwa 15 Sekunden ertönte ein leises Klacken, und die Tür schwang ihm entgegen.
    »Bingo«, murmelte er, packte das Etui weg und suchte mit der rechten Hand nach einem Lichtschalter. Als er ihn gefunden hatte, und der Raum nach einem kurzen Flackern der Neonröhren an der Decke hell erleuchtet vor ihm lag, konnte er sich ein anerkennendes Zungenschnalzen nicht verkneifen.
    »Voila! Nicht gerade das Bernsteinzimmer, aber immerhin die Überwachungszentrale der Nordhessenbank.«
    Lenz drängte sich an seinem Kollegen vorbei und hielt angesichts dessen, was sich ihm darbot, für ein paar Wimpernschläge die Luft an.
    In dem etwa zwölf Quadratmeter großen Raum hingen an der langen Wand, jeweils zwei übereinander, acht moderne LCD-Monitore. Davor war ein Schaltpult mit so vielen Knöpfen und Schaltern aufgebaut, dass der Hauptkommissar unwillkürlich an die Liveübertragung einer Fernsehsendung denken musste, und irgendwie traf es das ja auch. Links davon an der Wand befanden sich mehrere Racks, jeweils prall gefüllt mit elektronischen Geräten, und auf der rechten Seite stand ein Schrank mit mehreren Computern.
    »Das ist vermutlich der Server«, wies Hain auf das größte der Geräte. »Auf dem laufen die Aufnahmen aus der Bank in Echtzeit ein. Oder besser liefen ein, weil damit ja nun Schluss ist.«
    »Unglaublich«, brummte Lenz.
    Frau Eisenberg, die sich langsam der offen stehenden Tür genähert hatte, betrachtete mit vor dem Mund liegender rechter Hand, in der sich das Taschentuch befand, den Inhalt des Hobbykellers mit völligem Unverständnis.
    »Was sind das alles für Geräte?«, fragte sie leise.
    »Das müssen wir prüfen«, erwiderte Lenz. »Und Sie hatten wirklich keine Ahnung, wie es hier drin aussieht?«
    »Ich schwöre, nein!«
    Erneut begann sie zu schluchzen.
    »Was ist nur los bei uns? Das ist alles so furchtbar.«
    »Wenn wir etwas mehr wissen, sagen wir es Ihnen, Frau Eisenberg. Im Augenblick ist es vielleicht besser, wenn Sie oben in der Küche warten.«
    Sie nickte und setzte sich schlurfend in Bewegung.
    »Arme Sau«, flüsterte Hain, nachdem die Frau außer Hörweite war. »Vermutlich hatte sie wirklich keine Ahnung, was ihr Göttergatte hier so getrieben hat.«
    Lenz schüttelte den Kopf.
    »Es fällt mir wirklich schwer, das zu glauben, wenn man unter einem gemeinsamen Dach lebt. Mit Maria könnte ich so was auf keinen Fall abziehen.«
    Hain, der über den Hauptschalter die Monitore und das Schaltpult in Gang gesetzt hatte, fing an zu lächeln.
    »Es ist aber auch schon ziemlich weit hergeholt, deine Maria mit dieser verhärmten, verängstigten und vermutlich seit Jahrzehnten von ihrem Mann klein gehaltenen Frau zu vergleichen.«
    »Das mag sein, ja.«
    Der Oberkommissar drückte vorsichtig ein paar Tasten, doch es blieb bei den verrauschten, gleichförmigen Bildern auf allen Bildschirmen.
    »Wir hätten die Kameras hängenlassen sollen«, mutmaßte er, »dann wären wir jetzt vermutlich komplett mit der Bank verdrahtet.«
    Seine rechte Hand fuhr suchend über ein Tastenfeld.
    »Was wir jetzt bräuchten, wäre ein Hinweis, wo die Daten gespeichert wurden. Dann könnten wir zum Beispiel nachsehen, was genau auf dem Video gesprochen wurde, dass wir zugespielt bekommen haben.«
    Er beugte sich nach rechts und öffnete einen Rollschrank, in dem sich allerdings ausschließlich Blue-Ray-Rohlinge befanden.
    »Jede Menge Rohlinge«, stellte er triumphierend fest. »Wo die sind, gibt es bestimmt auch bespielte Kumpels von ihnen.«
    Allerdings fand er auch nach intensivster Suche keine gebrannten Disks.
    »Also alles auf Anfang. Vermutlich hat er die Daten auf Festplatten gespeichert, was auch viel ökonomischer wäre.«
    Wieder beugte er sich zur Seite und nahm die vorhandenen Geräte unter die Lupe.
    »Hier gibt es leider jede Menge Festplatten. Wenn du mich fragst, können wir das nicht so auf die Schnelle hier und jetzt auswerten.«
    »Das ist doch auch gar nicht notwendig«, stimmte Lenz ihm zu. »Wir wissen jetzt, dass sich die Schaltzentrale der Überwachung hier im Haus befindet, und den ganzen Rest
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