Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Peacemaker

Peacemaker

Titel: Peacemaker
Autoren: Howard Gordon
Vom Netzwerk:
wirklich riskieren?‹«
    Gideon sagte nichts, als Parker Zentimeter für Zentimeter noch ein Stück zurückwich. Leider hatte Parker recht: Gideon musste mit einer Pistole mit unbekannter Genauigkeit aus mehr als zehn Metern Entfernung ein fünf Zentimeter breites, bewegliches Ziel treffen. Trotzdem zog er es in Erwägung. An einem gewissen Punkt würde er das Risiko eingehen müssen.
    »Aber bevor du schießt«, fuhr Parker fort, »solltest du vielleicht noch einen Umstand in Betracht ziehen.« Er streckte seine geballte Faust aus und fuchtelte mit dem kleinen Zylinder. Gideon konnte jetzt erkennen, dass sich an der Seite ein Plastikgriff befand.
    »Ein Totmannschalter«, sagte Parker. »Wir haben alle Eventualitäten berücksichtigt. Uns war bewusst, dass es letztlich zu einer Situation wie dieser kommen könnte. Es funktioniert so: Wenn ich den Griff loslasse, wird ein Funksignal an die Fernsteuerung unten in dem kleinen Raum auf der Bohrplattform gesendet, und die Bombe detoniert. Du kannst Kate also vergessen. Wenn du mich erschießt, stirbt sie trotzdem. Genauso wie all die heldenhaften Soldaten. Und wie die gesamte Crew der Obelisk.«
    Gideon sah Kate an, doch Parker beantwortete seine Frage, bevor er sie stellen konnte.
    »Sie hat die Bombe nicht entschärft, wenn es das ist, was du dich fragst«, sagte Parker. »Ich habe nachgesehen. Die Fernsteuerung ist mit einem Überwachungssystem ausgerüstet. Wenn man von einer der Hohlladungen den Zünder entfernt, geht eine kleine grüne LED-Leuchte aus, und eine kleine rote geht an. Dir ist es gelungen, zwei Sprengsätze zu entschärfen, aber die übrigen zehn sind noch in Ordnung. Kate kann dir sicher bestätigen, dass zwei Schrauben nicht ausreichen, um das Gewicht eines vierhundert Tonnen schweren Dämpfers zu halten.«
    »Stimmt das, Kate?«
    Kate nickte.
    Parker näherte sich der Rettungsinsel noch ein Stück – so weit, dass er jetzt die Hand auf die Plastiktür der Insel legen konnte.
    Gideon sah Parker in die Augen. »Es tut mir wirklich leid, dass es so enden muss«, sagte Parker.
    »Erschieß ihn«, sagte Kate mit ruhiger Stimme. Ihr Blick war hart wie Stein.
    »Möchten Sie wirklich Selbstmord begehen?«, fragte Parker.
    Sie lachte.
    »Was ist so witzig?«
    »Und?« Parkers Stimme klang brüchig wie Glas.
    »Glauben Sie etwa, ich würde eine Hohlladung nicht erkennen, wenn ich eine sehe? Glauben Sie, ich wüsste nicht ganz genau, wie sie funktioniert?«
    Parkers Gesichtsausdruck verriet keinerlei Gefühlsregung. Mit der linken Hand öffnete er langsam die Tür der Rettungsinsel.
    »Ich habe gesehen, dass jeweils zwei Kabelstränge aus den Sprengsätzen herausführen. Mir war klar, dass es sich bei dem zweiten Stromkreis um eine Art Sicherungssystem handeln muss. Deshalb habe ich befürchtet, der zweite Stromkreis würde womöglich das Ganze zum Explodieren bringen, wenn ich die Zünder herausziehe.«
    »Also haben Sie sie nicht angefasst«, folgerte Parker.
    »Das habe ich nicht gesagt«, entgegnete sie. »Sehen Sie, eine Hohlladung ist gewissermaßen das chirurgische Messer unter den Sprengsätzen. Die gesamte Wucht der Detonation geht in eine Richtung. Wenn die Sprengladungen nicht exakt auf den Schrauben positioniert sind, richten sie überhaupt keinen Schaden an.«
    Parkers Hand erstarrte an der orangefarbenen Tür.
    »Also habe ich die Sprengsätze einfach von den Schrauben getreten«, sagte Kate. »Sie hängen jetzt im Wasser, in fünfzig Metern Tiefe. Klar, die Bombe ist immer noch scharf. Sie wird einigen Lärm verursachen und ein paar Brocken Beton aus einem der Stützpfeiler sprengen. Aber abgesehen davon?« Sie zuckte mit den Schultern.
    Parkers selbstsichere Fassade bröckelte. »Sie lügen.«
    »Probieren Sie’s doch aus.«
    Parkers Blick wanderte von Kate zu Gideon und dann wieder zu Kate. Und schließlich wieder zurück zu Gideon. »Gideon, du täuschst dich. Wir werden niemals gegen diese Leute gewinnen, wenn wir nicht denselben Willen, dieselbe Schonungslosigkeit, denselben …«
    »Vertraust du mir, Gideon?«, fragte Kate. Sie sah ihn mit ihren glasklaren grünen Augen an und schenkte ihm ein sanftes, angedeutetes Lächeln.
    »Absolut«, entgegnete Gideon.
    »Dann erschieß ihn«, sagte Kate. »Erschieß den Dreckskerl.«
    Parker schluckte und ließ den Griff an dem Metallzylinder los.
    Im ersten Moment tat sich nichts. Dann ertönte weit unter ihnen ein dumpfes Dröhnen. Die ganze Bohrinsel bebte leicht.
    Und dann … nichts.
    Gideon
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher