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Peacemaker

Peacemaker

Titel: Peacemaker
Autoren: Howard Gordon
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in seine Brusttasche griff und ihm seinen Reisepass gab, fragte Ransom sich, weshalb ihn der Fahrer nicht schon am Flughafen darum gebeten hatte. Der bärtige Mann sah sich das kleine blaue Buch genau an. Ransom spürte, wie sich seine Herzfrequenz leicht erhöhte, spürte ein besorgtes Kribbeln im Nacken.
    »Diese Bürgerunruhen … Wie schlimm ist die Sache denn?«, fragte Ransom.
    Der bärtige Mann ließ den Reisepass sinken und blickte zu Ransom auf. »Schon mal was von dem Terroristen Abu Nasir gehört?«
    Ransom runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. »Nein, habe ich nicht.«
    »Dann haben Sie es jetzt.«
    Ransom sah einen schwarzen Ring, der auf ihn gerichtet war, ehe ihm klar wurde, dass der Fahrer eine große Automatikpistole in der Hand hielt. Dann schoss ihm der Fahrer ins Gesicht.

ERSTES KAPITEL
    Erst als Gideon Davis versucht hatte, seinen Smoking anzuziehen, war ihm bewusst geworden, wie stark er zugenommen hatte. Bei seiner muskulösen Statur und seiner Größe von einem Meter fünfundachtzig fielen die zusätzlichen Pfunde zwar kaum auf, doch Gideon hatte ein Ziehen an den Schultern gespürt, als er am Nachmittag in sein Jackett geschlüpft war. Jetzt fühlte es sich noch enger an, und er musste sich beherrschen, dass er nicht auf seinem Stuhl hin und her rutschte, während der Präsident der Vereinigten Staaten zur Generalversammlung der Vereinten Nationen sprach.
    »… der blutige Bürgerkrieg zwischen der Guaviare-Miliz und den Streitkräften der kolumbianischen Regierung hat Zehntausende das Leben gekostet, und bei den meisten davon handelte es sich um unschuldige Zivilisten. Beide Seiten lehnten jahrelang wiederholte Aufrufe zur Waffenruhe ab, bis eine friedliche Lösung des Konflikts allen in der Völkergemeinschaft unerreichbar erschien. Allen … mit Ausnahme eines Mannes.« Präsident Alton Diggs nickte Gideon zu, der mit einem Lächeln reagierte, das sich genauso straff anfühlte wie sein Smoking. Er hatte sich immer noch nicht daran gewöhnt, im Rampenlicht zu stehen.
    Siebzehn Stunden zuvor hatte Gideon noch in Kolumbien in einer Dschungelhütte gesessen, während draußen bewaffnete Männer herumgeschlichen waren und auf einen Grund gewartet hatten, aufeinander zu schießen. Der Waffenstillstand, den er ausgehandelt hatte, war die Krönung eines dreimonatigen Verhandlungsmarathons, bei dem er rund um die Uhr zwischen den Streitkräften der Regierung und den Rebellen gependelt war und fast jede Mahlzeit zweimal gegessen hatte – einmal mit jeder Interessensgruppe –, was für die zehn Pfund verantwortlich war, die er zugelegt hatte. Um die Kriegsparteien am Verhandlungstisch zu halten, hatte er riesige Portionen ajiaco verzehrt, einen traditionellen Eintopf aus Huhn, Mais, Kartoffeln, Avocados, einem einheimischen Küchenkraut namens guascas und chunchullo , gebratenem Rinderdarm. So effektiv diese diplomatische Strategie auch gewesen sein mochte, Gideon war sich darüber im Klaren, dass kein Essen der Welt für eine dauerhafte Waffenruhe sorgen konnte, egal wie groß die Menge war. Die Chancen standen schlecht, dass sie auch nur bis Ende des Monats anhalten würde. Doch der Präsident hatte ihm gesagt, die Waffenruhe ließe sich am besten aufrechterhalten, indem man das Interesse der Völkergemeinschaft wecke, und das ließe sich wiederum am besten durch ein großes Medienereignis erreichen. Und die Medien liebten Gideon Davis.
    Präsident Diggs fuhr fort, dem Publikum die Highlights aus Gideons Laufbahn als Sonderbotschafter des Präsidenten aufzuzählen. Er lobte ihn für die Entschärfung von Krisen auf dem Balkan bis nach Waziristan und würdigte ihn als eine der ersten Personen des öffentlichen Lebens, die den Mut besessen hätten zu fordern, die Vereinigten Staaten müssten ihre Vorgehensweise im Krieg gegen den Terrorismus überdenken. Seine Kritiker betrachteten Gideon als Gefahr – als weltfremden Sklaven politischer Korrektheit, der glaube, man könne die Feinde der westlichen Zivilisation durch gutes Zureden dazu bringen, Händchen zu halten und »Kumbaya« zu singen. Doch alle, die Zeit mit Gideon verbracht hatten, wussten, wie weit das von der Wahrheit entfernt war. Sie wussten, dass er nicht um den heißen Brei herumredete und keinerlei Blödsinn tolerierte. Sie wussten, dass er anderen Menschen zuhörte. Alles einfache Tugenden, die in Washington jedoch nur selten zu finden waren – weshalb einige Insider Gideon als den am schnellsten aufsteigenden Stern am
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