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Peacemaker

Peacemaker

Titel: Peacemaker
Autoren: Howard Gordon
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von immer machtvolleren Positionen in verschiedenen Abteilungen und Behörden der Regierung der Vereinigten Staaten innehatte, über deren Funktion sich der Durchschnittsamerikaner nur selten im Klaren war. Sein derzeitiger Job war stellvertretender nationaler Sicherheitsberater, und er galt gemeinhin als eine der wichtigsten außenpolitischen Stimmen im Weißen Haus. Manche hielten ihn sogar für einflussreicher als den Außenminister.
    Onkel Earl war derjenige gewesen, der Gideon überredet hatte, seinen Posten bei den Vereinten Nationen aufzugeben, und ihn ins Außenministerium geholt hatte. Nach dem Einsturz der Twin Towers ertappte sich der Lehrling jedoch dabei, dass er seinen Meister infrage stellte. Gideon vertrat den Standpunkt, die Vereinigten Staaten müssten sich eingehender mit der islamischen Welt auseinandersetzen und die Werkzeuge sanfter Gewalt anwenden, wie Diplomatie und wirtschaftliche Hilfe, während Parker der Ansicht war, militärische Übermacht sei das Einzige, was der Feind verstünde. Gideon und Parker hatten immer freundschaftliche Debatten über ihre politischen Differenzen geführt. Es hatte eine Zeit gegeben, als die Dynamik dieser Debatten einen Teil dessen ausmachte, was sie verband. Doch seit ein paar Jahren belasteten ihre politischen Meinungsverschiedenheiten ihr persönliches Verhältnis – vor allem, seit Gideons Einfluss auf den Präsidenten wuchs. Beide Männer litten unter der wachsenden Kluft zwischen ihnen, doch keiner von ihnen wusste so recht, was sie dagegen unternehmen konnten.
    Gideon löste seinen Blick von Onkel Earl und richtete ihn wieder auf den Präsidenten, der ihn fragte: »Wie viel wissen Sie über das Sultanat Mohan?«
    »Nicht mehr, als ich in den Infos des Außenministeriums gelesen habe.« Gideon zählte auf, was er über den kleinen Inselstaat wusste, wie zum Beispiel, dass er genau zwischen Malaysia und den Philippinen lag und fünf bis sechs Millionen Einwohner hatte, von denen neunzig Prozent Malaiisch sprechende Muslime waren, fünf Prozent chinesische oder indische Vorfahren besaßen und die Übrigen statistisch nicht erfassten Volksstämmen angehörten, die im Bergland lebten. Gideon wusste außerdem, dass sich Mohan mehr oder weniger im Privatbesitz des Sultans befand, der ein paar Jahre zuvor einen islamistischen Aufstand schonungslos niedergeschlagen hatte. Mit inoffizieller militärischer Unterstützung der Vereinigten Staaten war es den Streitkräften des Sultans gelungen, die Dschihadisten in ein paar entlegenen Provinzen in Schach zu halten.
    Der Präsident nickte knapp. »Allerdings hat sich gezeigt, dass die Dschihadisten zwar besiegt, aber noch nicht geschlagen waren. Als ihnen bewusst wurde, wie viel Erdöl sich unter den Küstengewässern verbirgt, fingen sie an, zu rekrutieren und wiederaufzurüsten. Und während Sie in Kolumbien waren, sind sie aus ihren Verstecken gekommen. Sie rücken in verschiedene Provinzen im Landesinneren vor, und unser Freund, der Sultan, steckt in ernsten Schwierigkeiten.«
    Gideon hatte nichts von alledem auf dem Radar gehabt, als er nach Südamerika aufgebrochen war.
    »Sie müssen mit Earl dorthin reisen.«
    »Wann?«
    »Sofort.«
    Gideon strich mit den Händen über seinen Smoking. »In diesem Affenfrack? Ich habe nicht einmal eine Zahnbürste bei mir.«
    Die Augen des Präsidenten funkelten vor Belustigung. »Ich habe mir sagen lassen, dass es in Mohan Zahnbürsten gibt.«
    »Bei allem Respekt, Sir, aber ich bin erst vor ein paar Stunden zurückgekommen. Ich bin noch nicht einmal über die Lage in Mohan informiert worden und kenne weder die Konfliktpunkte noch die Schlüsselfiguren auf beiden Seiten …«
    Onkel Earl fiel ihm ins Wort. »Hier geht es nicht darum, einen Waffenstillstand auszuhandeln.«
    »Worum geht es dann?«
    »Um deinen Bruder«, entgegnete er.
    Onkel Earls Gesichtsausdruck verriet nur selten irgendwelche Emotionen, jetzt wirkte er jedoch besorgter, als Gideon ihn jemals gesehen hatte. »Tillman braucht unsere Hilfe.«
    »Unsere Hilfe wobei?«
    Parker rang mit dieser Frage, ehe er schließlich antwortete. »Wir haben achtundvierzig Stunden, um ihm das Leben zu retten.« Er warf einen Blick auf seine Uhr. »Korrigiere, siebenundvierzig.«
    ZWEITES KAPITEL
    Es handelte sich um einen Hinterhalt, schlicht und einfach. Kate Murphy war gesagt worden, sie würde als Technikexpertin für Offshore-Bohrungen vor dem Senats-Unterausschuss für Außenpolitik aussagen. Im Südchinesischen Meer waren
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