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Peacemaker

Peacemaker

Titel: Peacemaker
Autoren: Howard Gordon
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kommen. Offenbar hatten sie nach ihrer Aussage erst einmal eine Pause eingelegt. McClatchy ging mit einem anderen Senator in ihre Richtung. Sie versuchte, ihm auszuweichen, indem sie so tat, als würde sie mit ihrem nicht funktionierenden BlackBerry einen Anruf tätigen. Doch McClatchy entschuldigte sich kurzerhand bei seinem Kollegen und wartete darauf, dass sie ihr imaginäres Telefongespräch beendete. »Tut mir leid, wenn ich da drin ein bisschen grob zu Ihnen war, Miss Murphy. Das war nicht persönlich gemeint, müssen Sie wissen.«
    »Verstehe. Nicht persönlich«, erwiderte Kate und bemühte sich, neutral zu klingen.
    Sie rechnete damit, dass er an ihr vorbeigehen würde, doch stattdessen kam er noch näher. So nahe, dass sie seinen herben Atem riechen konnte. Er senkte die Stimme und sagte in einem vertraulichen Tonfall, der ihr eine Gänsehaut verursachte: »Hören Sie, falls Sie heute Abend noch nichts vorhaben, würde ich mich freuen, wenn Sie mir beim Abendessen Gesellschaft leisten. Ich zeige Ihnen gerne die Stadt; wir könnten ein bisschen Spaß haben.«
    Kate blinzelte fassungslos. Am liebsten hätte sie gesagt: Bist du noch ganz bei Trost, alter Mann? , doch stattdessen hörte sie sich dem Senator für die Einladung danken, sie höflich ablehnen und ihm sagen, ihr Rückflug gehe früh am Morgen. Was der Wahrheit entsprach. Und nachdem sie sich an dem herb riechenden Senator vorbeigedrängt hatte, beruhigte sie sich mit dem Gedanken, dass sie am nächsten Tag wieder auf ihrer Bohrinsel sein würde, die seit knapp zwei Jahren ihr einziges Zuhause war.
    Auf dem Dach wartete ein Helikopter mit laufendem Motor, der Gideon und Earl Parker zum McGuire-Militärflugplatz bringen sollte. Es handelte sich um einen weißen Sikorsky mit unauffälliger Air-Force-Beschriftung. Kaum hatten sie sich angeschnallt, erhob er sich auch schon in die Lüfte. Die Aussicht war atemberaubend, als der Helikopter unterhalb der Dächer der höchsten Gebäude dahinflog.
    Während sie über die riesige Baustelle rasten, wo einst die Twin Towers gestanden hatten, musste Gideon sich beherrschen, Parker nicht zu fragen, was zum Teufel eigentlich los sei. Bei den Vereinten Nationen war Präsident Diggs Gideons Fragen ausgewichen und hatte ihm gesagt, die Geschichte sei lang und kompliziert, und da sie gegen die Zeit arbeiteten, werde Parker ihn während ihres Fluges nach Mohan briefen.
    Selbst wenn Gideon versucht hätte, während des Helikopterflugs etwas zu sagen, hätte der Lärm in der Kabine jede Unterhaltung unmöglich gemacht. Stattdessen dachte Gideon über seinen älteren Bruder nach und dass sie sich ständig gestritten hatten, so lange er sich zurückerinnern konnte – zunächst um Schätze ihrer Kindheit wie Süßigkeiten und Spielzeug, später um Sport und Mädchen und noch später um Politik. Eines Abends sieben Jahre zuvor hatten ihre jahrelangen Auseinandersetzungen dann ihren Höhepunkt erreicht. Sie hatten sich einige Dinge an den Kopf geworfen, die so hässlich gewesen waren, dass nicht einmal die aufrichtigste Entschuldigung sie hätte rückgängig machen können. Nicht dass einer der beiden das überhaupt versucht hätte. Seitdem hatten sie sich weder gesehen noch miteinander gesprochen.
    Am Teterboro Airport in New Jersey wurden Gideon und Parker vom Helikopter zu einer wartenden Gulfstream G5 gebracht. Sie bestiegen den Jet und nahmen auf zwei sich gegenüberstehenden Ledersesseln Platz, zwischen denen sich ein glänzender Teakholztisch befand. Noch bevor die Turbinen auf Touren kamen, drängte Gideon Earl: »Also, Onkel Earl, sag mir endlich, worum es hier geht.«
    »Du hast den Präsidenten doch gehört. Es gibt keine einfache Antwort …«
    »Sag mir einfach, was Sache ist«, beharrte Gideon.
    Earl Parker fixierte Gideon mit seinem Blick, dann seufzte er. »Ich tue dir das nur ungern an, mein Sohn, aber du brauchst etwas Kontext, um zu verstehen, in welche Schwierigkeiten Tillman sich manövriert hat.« Er holte eine dicke, gebundene Mappe aus seiner Aktentasche. »Dieser Bericht enthält die aktuellsten Geheimdienstinformationen zu Mohan. Er wird dir helfen zu verstehen, was mit deinem Bruder passiert ist. Lies, so viel du kannst, anschließend fülle ich die Lücken.« Bevor Gideon etwas entgegnen konnte, kam ihm Onkel Earl mit einem beruhigenden Lächeln zuvor. »Das verspreche ich dir.«
    »Uns bleiben achtundvierzig Stunden, um ihm das Leben zu retten? Das klingt ein bisschen melodramatisch.«
    Parker
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