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Peacemaker

Peacemaker

Titel: Peacemaker
Autoren: Howard Gordon
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verlässliche Informationen, dass es sich bei Abu Nasir um deinen Bruder handelt.«
    Gideon blinzelte. Er war nicht in der Lage, den Sinn der Worte zu verstehen, die er soeben gehört hatte.
    Parker ließ die Schultern hängen, als habe er endlich eine schwere Last abgelegt, die er mit sich herumgeschleppt hatte. »Er hat sich ziemlich tief reingeritten, und jetzt braucht er dich und mich, damit wir ihn rausholen, bevor er dafür mit dem Leben bezahlt.«
    Parker ließ Gideon Zeit, um das Gehörte zu verdauen, ehe er fortfuhr: »Ich weiß, es klingt verrückt. Ich kann es selbst immer noch nicht fassen.«
    »Wie verlässlich ist diese Information?«
    »Sehr verlässlich«, erwiderte Parker, dann reichte er Gideon ein Foto aus dem Seitenfach seiner Dokumentenmappe. Das mit der Aufschrift »geheim« versehene, unscharfe Überwachungsfoto zeigte einen bärtigen Mann, der sich augenscheinlich nicht darüber im Klaren war, dass er fotografiert wurde, und seine Aufmerksamkeit stattdessen auf jemanden oder etwas außerhalb des Bildausschnitts richtete. Die Gesichtszüge hinter dem Bart erinnerten an Tillman, trotzdem sah ihm der Mann überhaupt nicht ähnlich. Die unbändige Wut, die seinen Blick einst mit Leben erfüllt hatte, war erloschen und von einer eisigen und weitaus tödlicheren Gleichgültigkeit abgelöst worden.
    »Das soll Tillman sein?«
    Parker nickte. »Das Foto wurde vor etwas mehr als einem Monat gemacht.«
    Als Gideon das Gesicht des Fremden betrachtete, erinnerte er sich daran, weshalb er Tillman nicht in die Armee gefolgt, sondern stattdessen an die Universität gegangen war. Er wusste, dass die Beweggründe seines Bruders eher pragmatischer als patriotischer Natur gewesen waren. Er hatte sich verpflichtet, um einer Gefängnisstrafe wegen einer Straßenschlägerei zu entgehen, bei der er beinahe einen Mann getötet hatte, der zwölf Zentimeter größer und fast zwei Zentner schwerer als er selbst gewesen war. Der Mann war so schwer verletzt gewesen, dass der Staatsanwalt versucht hatte, die Anklage von Körperverletzung auf versuchten Totschlag zu ändern. Nachdem Onkel Earl seine guten Beziehungen hatte spielen lassen, war Tillman einer Gefängnisstrafe entgangen und bei der Armee gelandet. Er bewährte sich hervorragend als Soldat und wurde im Handumdrehen in die elitärsten Ränge der Spezialeinsatzkräfte befördert. Letztendlich hatte er einen Weg gefunden, um seine Wut und Gewaltbereitschaft zu kanalisieren, die schon immer wie Strom durch ihn geflossen waren. Wie aggressiv Tillman früher auch gewesen sein mochte, Gideon brachte es einfach nicht über sich, Parkers Geschichte zu glauben.
    »Wo war Tillman stationiert, als du das letzte Mal mit ihm gesprochen hast?«, erkundigte sich Parker.
    »In Afghanistan.«
    »Anschließend wurde er nach Südamerika geschickt, dann nach Indonesien. Aber Mohan war sein erster Langzeiteinsatz. Al-Qaida und ihre Ableger waren bei den Einheimischen gut vorangekommen, und Tillman wurde ausgesandt, um ihre Reihen zu infiltrieren. Und das hat er auch getan. Er hat sich als tschetschenischer Waffenhändler ausgegeben und den Geheimdienst des Sultans mit entscheidenden Informationen gefüttert. Mit Tillmans Hilfe war der Sultan in der Lage, den Aufstand zurückzuschlagen.« Parker seufzte schwer. »Aber dann fing es an schiefzulaufen.« Parker klopfte auf den Sitz neben ihm. »Setz dich hierher, damit ich dir was zeigen kann.«
    Gideon wechselte den Sitzplatz und sah zu, als Parker seinen blinkenden Cursor bewegte und eines der Icons auf seinem Desktop anklickte. Auf dem Bildschirm erschien eine Karte des Südchinesischen Meers. Parker fuhr mit dem Finger am südlichen Rand entlang. »Siehst du diesen kleinen schmalen Streifen Meer hier, der von der Straße von Malakka, direkt unterhalb von Singapur, zur vietnamesischen Küste hinaufführt? Sechzigtausend Schiffe mit Milliarden Tonnen von Gütern mit einem Handelswert von über einer Billion Dollar passieren diesen Korridor jedes Jahr. Er ist eine der am stärksten befahrenen Seestraßen der Welt – und eine der am stärksten von Piraterie bedrohten.
    Letztes Jahr hat sich vor der Küste von Somalia gezeigt, wie groß diese Bedrohung ist. Die Zuständigkeitsfrage ist nicht geklärt, es geht um unglaublich viel Geld, und die Reedereien betrachten Piraterie als Nebenkosten. Als Abschreibung. Wenn ein Schiff gekapert wird, rufen sie nicht die Marine, sondern greifen zu ihrem Scheckheft. Hier und da ein paar Millionen
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