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Paul Flemming 07 - Die Paten vom Knoblauchsland

Paul Flemming 07 - Die Paten vom Knoblauchsland

Titel: Paul Flemming 07 - Die Paten vom Knoblauchsland
Autoren: Jan Beinßen
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Paul strampelte weiter und sah ein Lilienfeld an sich vorbeiziehen, dann Begonien, Gladiolen, Ringelblumen und - ungewöhnlich für unsere Klimazone - sogar Lavendel. Ein schöner Anblick, verbunden mit intensiven Gerüchen und Düften, der nur gestört wurde durch die Gewächshäuser, die das harmonische Bild der kleinen Felder durchbrachen und nach Pauls Empfinden schmälerten. Vor allem die riesigen Glasfronten der neuesten Generation waren ihm ein Dom im Auge, denn sie nahmen in ihren Ausmaßen beinahe industrielle Züge an.
    Am Treffpunkt für die heutigen Aufnahmen, einem Vorhaltebecken für die Bewässerung, ließ er sein Rad ausrollen. Er hatte vor, dem Modell persönlich abzusagen, statt die Sache anonym per Handy zu regeln. Genauso wollte er es mit seinen Auftraggebern vom Bauernverband handhaben, deren Bürozeiten aber erst später begannen. Doch nun stockte er. 
    Seine Verabredung war nicht allein. Zu Pauls großem Missfallen fand er sie in einvernehmlichem Plausch mit einem gedrungenen Mann in schwarzer Motorradkluft vor. Dem Biker baumelte eine Kamera mit protzigem Teleobjektiv vor der Brust, und er war offensichtlich drauf und dran, die junge Frau davon zu überzeugen, sich auszuziehen. Denn begonnen hatte sie bereits damit, wie Paul feststellte, und er zögerte nicht, den beiden in die Parade zu fahren:
    »Was geht denn hier ab?«, fragte er bewusst laut und mit kaum verhohlener Aggression. »Das ist mein Shooting!«, stellte er klar und versetzte dem Mann in der Lederkombi einen Stoß gegen die Schulter. Das tat er ziemlich kräftig, weil er wusste, dass man bei diesem Kollegen nur so eine Chance hatte, ernst genommen zu werden. Paul wusste auch, dass er dem anderen nicht mit subtiler Rhetorik beikommen konnte. »Ich gebe dir einen guten Rat: Verzieh dich, Axel!«
    Axel Bär war freischaffender Fotograf genau wie Paul, aber befreit von jedwedem Berufsethos. Paul kannte ihn seit etlichen Jahren und hatte Bärs Laufbahn ebenso aufmerksam wie missbilligend verfolgt: vom Schmuddelfotografen zum Paparazzo, weiter zum Sensationsknipser für die BILD und zurück zum Schmuddelfotografen. Ihre Wege hatten sich immer wieder gekreuzt, und jedes Mal hatte es Stunk gegeben.
    Bär lächelte breit und fuhr sich mit der Hand über sein blondiertes, bürstenkurzes Haar. »Eine deiner Schönen ist ermordet worden, steht in der Zeitung. Man munkelt, du hättest die Hosen voll und wolltest aussteigen. Ich tue dir den Gefallen und springe für dich ein. Was ist schon dabei?«
    Wie konnte Bär wissen, dass sich Paul Gedanken übers Aussteigen machte, fragte er sich, für einen Moment erschrocken, ahnte aber schnell den Bluff: Bär wusste gar nichts, verfügte jedoch über den untrüglichen Instinkt einer Hyäne. Er witterte leichte Beute und sah Paul bereits weit abgeschlagen im Abseits. Von wegen, dachte Paul. Diese Tour würde er Bär kräftig vermasseln! Paul baute sich vor dem breiteren, aber kleineren Kollegen auf. »Hast du nicht verstanden? Das ist mein Auftrag. Ich teile mein Honorar nicht mit Aasgeiern.«
    »Wer spricht denn von teilen? Ich will die ganze Kohle. Denn ich mache alle Fotos neu. Viel inspirierter als deine! Damit wird der Kalender zum garantierten Verkaufsschlager!«
    Paul verzog das Gesicht. »Ich kann mir gut vorstellen, wie deine Bilder aussehen. Du lässt die Mädchen in knappen weißen Tops durch die Beregnungsanlagen laufen und degradierst die schöne Idee zum Wet-T-Shirt-Contest.«
    »Na und? Sex sells!«, wehrte sich Bär. »Das Knoblauchsland quillt über von anregenden Motiven. Nimm eine kräftige Möhre oder eine gut gewachsene Lauchstange, gekonnt arrangiert mit einem Paar üppiger Kürbisse, dazwischen räkeln sich die Mädels, ihre Körper glänzend vom Bad im heimischen Rapsöl ...« Bär plapperte forsch drauflos, wich dabei aber schrittweise zurück und räumte angesichts von Pauls drohenden Blicken das Feld. »Reg dich ab, ich verschwinde ja schon.« Der pummelige Fotograf verstaute seine Kamera in einer abgenutzten Ledertasche und verzog sich hinter das Wasserbecken. Wenig später heulte der Motor eines Motorrads auf.
    Die verunsicherte Brünette, die den kurzen Streit der Kontrahenten wortlos verfolgt hatte, knüpfte die oberen Knöpfe ihrer fliederfarbenen Bluse wieder zu und sah Paul eingeschüchtert an. Dieser schluckte den Ärger hinunter und raffte sich zu einem Lächeln auf.
    »Nichts für ungut«, sagte er. »Eigentlich bin ich gekommen, um Ihnen abzusagen. Bär lag nicht
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