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Paul Flemming 07 - Die Paten vom Knoblauchsland

Paul Flemming 07 - Die Paten vom Knoblauchsland

Titel: Paul Flemming 07 - Die Paten vom Knoblauchsland
Autoren: Jan Beinßen
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etwas Deftigem: einem klassisch fränkischen Schäufele!
    Jan-Patrick brachte das kross gebackene Schulterstück an Pauls Stammtisch in der Erkernische des Goldenen Ritters und balancierte auf dem Teller auch einen buttergelben Kloß von der Größe eines Tennisballs. Dessen Konsistenz glich beim ersten leichten Piksen mit der Gabel der von Gummi, gab dann aber nach und offenbarte seinen herzhaft duftenden, flockig leichten Inhalt. Paul stippte wonnevoll einen Happen Kloß in die erdig braune Soße und genoss mit zufriedenen Brummtönen.
    Auch Katinka hatte sich umentschieden und machte sich über einen Saibling in einer mit Kräutern gesprenkelten Eierschaumpanade, gekrönt von einem Häuflein geriebener Zitronenschale, her.
    Sie erklärte die neue Speisenwahl selbstironisch mit der Begründung, dass sich seit ihrem letzten Gespräch ja auch der Hauptverdächtige verändert hätte: Statt Bauer Bruns saß nun Deuerlein in Untersuchungshaft - und Katinka zeigte sich mehr als erleichtert darüber, dass dadurch ein Justizirrtum erster Güte abgewendet war.
    »Dann hat Tobias also den Ausschlag gegeben«, stieg Paul kauend in die Fallanalyse ein.
    Katinka genehmigte sich einen Schluck Silvaner, bevor sie bestätigte: »Ja, er konnte es nicht ertragen, seinen Vater hinter Schloss und Riegel zu sehen. Deshalb steckte er uns seinen Verdacht gegen Deuerlein. Ihm war nämlich schon seit Längerem aufgefallen, dass sich der mächtige Mann vom Nachbarhof auffällig für Friedas Werdegang interessierte. Dazu kamen dann die seltsamen Andeutungen seiner Schwester. Für seine Schlüsse daraus hatte Tobias zwar nicht den geringsten Beweis, aber inzwischen gab es ja auch den Durchbruch bei der Genanalyse des Haares. Deshalb entschloss sich der sonst so träge Kripochef Schnelleisen zu handeln und schickte seine Truppen los.«
    »Gerade noch rechtzeitig«, meinte Paul in banger Erinnerung an Deuerleins Traktorattacke. »Aber selbst wenn jetzt alles geklärt ist - dass Frieda ein Kind ihres eigenen Vaters in sich trug, kann ich noch immer nicht fassen. Hatte sie denn, als sie sich mit Deuerlein einließ, gar keine Ahnung?«
    »Offenbar nicht«, mutmaßte Katinka. »Doch als sie es erfuhr, muss sie entsetzt und angeekelt gewesen sein. Wahrscheinlich hat sie sich dafür gehasst, mit Deuerlein ins Bett gegangen zu sein. Ihre Wut sich selbst gegenüber richtete sich bald darauf nach außen und sie machte sich Luft beim Einwerfen von Scheiben und Graffitisprayen. Aber das reichte ihr nicht: Frieda wollte Deuerlein nicht nur materiellen Schaden zufügen, sondern ihn in ihrer Rache auch persönlich treffen. Durch Erpressung und psychologischen Druck, den sie gegen ihn aufbaute. Sie muss ihn gepiesackt haben, bis er am Ende die Beherrschung verlor.«
    »Es muss ihr aber doch klar gewesen sein, dass sich Deuerlein ihren Nervenkrieg auf die Dauer nicht gefallen lassen würde und sie sich selbst in Gefahr brachte.«
    »Ja, ich glaube, das war ihr durchaus bewusst. Vielleicht hat sie es tatsächlich darauf angelegt, dass die Situation eskalierte. Vielleicht hat sie sogar den eigenen Tod einkalkuliert, womöglich als eine Art Selbstbestrafung.«
    »Eine krasse Art, sich selbst zu schaden«, meinte Paul grüblerisch. »Es wird schwer sein, das mit letzter Gewissheit zu klären, wenn Deuerlein nicht geständig ist. - Aber wenigstens ist Wilhelm Bruns rehabilitiert, nicht wahr?«
    »Rehabilitiert: ja. Aber glücklich: nein.« Katinka blickte ihn nachdenklich an. »Er hat jahrelang mit der Ahnung oder sogar dem Wissen gelebt, dass Frieda nicht sein eigen Fleisch und Blut war. Auch wenn ich Bruns eine Zeit lang unter Verdacht hatte, muss ich mein Bild von ihm korrigieren: Dieser raue Kerl hat ein weiches Herz. Seine Stieftochter liebte er genauso wie seinen Sohn. Dass sie ihm genommen wurde - noch dazu von dem Ehebrecher von einst -, ist für ihn kaum zu verkraften.«
    »Das kann ich gut nachempfinden. Vor allem die Neuigkeit, dass sich Deuerlein an seine eigene Tochter herangemacht und sie geschwängert hatte, dürfte Bruns abermals den Boden unter den Füßen wegziehen. Der arme Mann tut mir leid.«
    »Mir auch. Wir haben ihm psychologischen Beistand angeboten. Aber wie du dir denken kannst, hat er abgelehnt.«
    »Man kann nur hoffen, dass er diese schwere Zeit gemeinsam mit seinem Sohn durchsteht. Wenn jemand Bruns wieder aufbauen kann, dann ist es Tobias. Er würde - trotz der Spannungen zwischen den beiden - für seinen Vater durch dick und dünn
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