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Paul Flemming 07 - Die Paten vom Knoblauchsland

Paul Flemming 07 - Die Paten vom Knoblauchsland

Titel: Paul Flemming 07 - Die Paten vom Knoblauchsland
Autoren: Jan Beinßen
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Das Radieschenmodell hatte sich inzwischen etwas übergezogen und tauchte mit gekräuselter Stirn neben Paul auf. »Sie ist sonst ziemlich zuverlässig.« Es sah aus, als würde sie nach Ausnahmen suchen, bekräftigte dann aber: »Ja, auf
    die Frieda kann man sich verlassen! Mich wundert, dass sie noch nicht da ist.«
    »Zuverlässig oder nicht: Wenn sie nicht in den nächsten Minuten auftaucht, muss ich das Shooting streichen«, sagte Paul zerknirscht und suchte gedanklich nach einem Ausweichtermin. Er drehte sich zu der Frau um. »Hat es sich Ihre Freundin vielleicht in letzter Minute anders überlegt und Angst vor der eigenen Courage bekommen?«
    »Nee! Frieda hat sich total auf diese Bilder gefreut. Gestern haben wir noch darüber gesprochen, wie stolz wir sind, bei dem Kalender mitmachen zu können.«
    »Dann frage ich mich erst recht, warum sie nicht aufkreuzt.« Um die Warterei abzukürzen, nahm er sich seinen Fotoapparat zur Hand und schlug vor: »Hängen wir ein paar Außenaufnahmen dran! Sie posieren vor diesem Holzstapel da vorn. Ich klettere auf die Stiege dort drüben und nehme das Ganze von schräg oben auf, mit den Äckern im Hintergrund.« Als das Mädchen nicht sofort auf seinen Vorschlag ansprang, fügte er hinzu: »Ich mache Ihnen Abzüge von den Aufnahmen, dann haben Sie gleich ein Geschenk für Ihren Freund.«
    Nun folgte sie seinen Anweisungen, während Paul verschiedene Blenden und Belichtungszeiten ausprobierte. Auf diese Weise verbrachten sie eine weitere Viertelstunde, doch Frieda ließ sich nicht blicken. Abermals schaute Paul auf die Uhr. »Ich warte noch genau fünf Minuten.«
    »Vielleicht hat sie Ärger zu Hause«, mutmaßte sein Modell, dem das Zuspätkommen der Freundin sichtlich unangenehm war. »Friedas Mutter lebt nicht mehr, und ihr Vater macht manchmal Zoff, der ist ziemlich dickköpfig.«
    »Hat er dem Kalender womöglich nicht zugestimmt?«, argwöhnte Paul.
    »Doch, klar, ist ja auch eine gute Werbung für seinen Betrieb. Außerdem ist Frieda 19. Die kann tun und lassen, was sie will.«
    »Wenn das so ist, müssen wir hier ja nicht länger Däumchen drehen und spekulieren. Frieda wird wissen, warum sie mich sitzen lässt.« Paul griff nach der großen Tasche mit seiner Ausrüstung.
    »Moment!«
    Paul spürte die zartgliedrige Hand der jungen Frau auf seinem Arm. »Ja?«
    »Der Bruns-Hof liegt gleich um die Ecke. Ich laufe schnell mal hin und sehe, ob ich Frieda finde. Bin gleich wieder da!«
    Mit diesen Worten ließ sie Paul stehen und spurtete an einer stattlichen Linde vorbei, die verwitterte Sandsteinmauer des anliegenden Gehöfts entlang. Im nächsten Moment war sie aus seinem Blickfeld verschwunden.
    Paul ergab sich in sein Schicksal, lehnte sich ans Scheunentor und ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen. Immer Ärger mit den jungen Dingern, dachte er, aber so lief sein Geschäft nun einmal. Ein Fotoshooting dieses Umfangs hatte er noch nie ohne unliebsame Überraschungen und Verzögerungen durchziehen können. Warum sollte es ihm dieses Mal besser ergehen?
    Während er wartete, ließ er sich von der angenehmen Wärme dieses herrlichen Sommertages besänftigen. Keine noch so kleine Wolke hing im knallblauen Himmel. Ganz anders als vor drei Monaten, dachte er zurück: Als sich Katinka und er im feudalen Pellerschloss zu Fischbach standesamtlich trauen ließen, regnete es draußen
    Bindfäden. Nicht viel besser sah es bei der kirchlichen Trauung in der Sebalduskirche und der anschließenden Hochzeitsfeier im Museum Gastronomie & Kultur in Johannis aus: Die geplante Gartenparty fiel buchstäblich ins Wasser, sodass die gut hundertköpfige Hochzeitsgesellschaft in den - auch sehr schönen - Räumen der Villa untergebracht werden musste. Obwohl Paul einiges dafür gegeben hätte, wenn die Sonne am wichtigsten Tag in seinem Leben wenigstens ab und zu gelacht hätte, empfand er seine Trauung rückblickend als rundum gelungen - ohne Zweifel die schönsten Stunden seines Lebens.
    Einzelne Momente der Feier gingen ihm durch den Kopf: die Tränen seiner Mutter Hertha während der standesamtlichen Trauung und die - unerwarteten - seines Vaters Hermann in der Kirche. Dann die vielen einfallsreichen Überraschungen ihrer Freunde und Verwandten, allen voran Jan-Patricks gigantische Hochzeitstorte, für deren Erstellung er eigens Konditoren-Schulungen besucht hatte. Auch Victor Blohfelds Hochzeitszeitung, die vor Witz und Esprit nur so sprühte und für die er wohl schon seit Jahren
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