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Paul Flemming 07 - Die Paten vom Knoblauchsland

Paul Flemming 07 - Die Paten vom Knoblauchsland

Titel: Paul Flemming 07 - Die Paten vom Knoblauchsland
Autoren: Jan Beinßen
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glaube, dass Sie mit Ihrer Aussage den Fotografen schützen wollen. Er hat Ihnen eingeflüstert, wo Sie die Leiche finden würden. Warum lügen Sie für ihn? Haben Sie ein Verhältnis mit Flemming?«
    Katinka hustete in ihre geballte Faust und schreckte Schnelleisen auf. Entgeistert starrte er sie an. »Guten Tag, Herr Schnelleisen«, sagte sie höflich, während sie ihn mit eiskaltem Blick fixierte. »Fleißig am Verhören?«
    »Ja, immer am Ball, ja, wir kommen gut voran, Frau Oberstaatsanwältin«, plapperte er los, wobei seine Stimme schlagartig jegliche Schärfe eingebüßt hatte.
    »Wer hat Sie denn informiert? Dass Sie so schnell vor Ort sind...«
    Katinka griff den zwei Köpfe größeren Kommissar am Ellenbogen und dirigierte ihn außer Hörweite von Mandy und den Sanitätern. Noch immer höflich, aber sehr bestimmt sagte sie: »Zeugenbefragungen sind die eine Sache, das Vernehmen von Tatverdächtigen eine ganz andere. Wenn Sie eine der anwesenden Personen mit einem Tatverdacht konfrontieren, sind Sie verpflichtet, sie über das Recht auf einen Anwalt aufzuklären. Haben Sie das berücksichtigt?«
    »Nein, das heißt: ja. Das heißt: Ich hätte es denen schon noch gesagt.« Schnelleisen wirkte komplett überrumpelt.
    »Ich möchte keine weiteren Formfehler dieser Art erleben. Ist das klar?« Katinka fasste den Kommissar fest ins Auge und wartete auf eine Antwort.
    »Ja«, sagte Schnelleisen gepresst. »Völlig klar.«
    »Gut. Dann haben wir uns verstanden. Lassen Sie die Spurensicherung ihre Arbeit tun und nehmen Sie die Zeugenaussagen später im Präsidium zu Protokoll. Aber erst, wenn sich das arme Mädchen von seinem Schock erholt hat. Und informieren Sie die Eltern der Toten. Das hat Priorität.«
    »Ja, eine traurige Pflicht. Das würde ich gern meiner Kollegin überlassen. Die hat in solchen Dingen mehr Einfühlungsvermögen.«
    »Nein. Diese traurige Pflicht, wie Sie sagen, werden Sie höchstpersönlich übernehmen. Darauf lege ich Wert«, bestimmte Katinka und kehrte dem Kommissar den Rücken. Mit hängenden Schultern blieb Schnelleisen stehen.
    »Du siehst blass aus«, sagte sie, als sie sich gleich darauf Paul zuwandte. »Keine schöne Sache, eine Tote zu
    finden, was?«
    Paul atmete tief durch und spürte, wie sein Magen rumorte. Das war sicher kein Anzeichen von Hunger. »Ja, Kati, ich fühle mich ziemlich mitgenommen. Das hier hat mich verdammt tief getroffen.«
    Katinka führte Paul außer Hörweite der anderen. Statt ihm aber tröstend den Arm umzulegen, ging sie recht unterkühlt auf seine gedrückte Stimmungslage ein: »Du bist doch ein halber Profi, mischt dich seit Jahren in fast jeden meiner Fälle ein und hast stets das letzte Wort bei Mordermittlungen. Warum werden dir auf einmal die Knie weich?«
    Paul kannte Katinka gut genug, um zu wissen, dass er sich ihr nicht erklären musste. Sie wusste genau, was in ihm vorging und dass er trotz seiner gelegentlichen Erfolge als Hobbyermittler alles andere als ein abgebrühter Profi war. Dennoch versuchte er, seine Empfindung in Worte zu fassen: »Als ich Frieda in dem Feld liegen sah, habe ich zuerst gedacht: Das kann doch nicht wahr sein! Ich meine: Sie sah so lebendig aus und vor allem so jung. Es mag abgedroschen klingen, wenn man sagt, jemand hätte das ganze Leben noch vor sich gehabt. Aber auf Frieda traf das allemal zu. Eine bildhübsche junge Frau, die gerade auf dem Sprung ins richtige Leben war. Bei ihr wäre es jetzt erst richtig losgegangen! Und dann plötzlich, aus heiterem Himmel, reißt sie das Schicksal mitten raus aus der schönsten Phase ihres Daseins. Okay, das klingt pathetisch und aus meinem Mund vielleicht auch unangebracht, denn ich kannte sie persönlich ja gar nicht. Aber, verdammt, sie da so liegen zu sehen, hat mich mehr als nur angerührt. Wenn es nicht Mandy schon zur Genüge getan hätte, wäre ich neben Friedas Leiche genauso in Tränen ausgebrochen.«
    Nun tat sie es doch: Katinka nahm Paul in den Arm.

3

    Ein betörender Duft schlug Paul entgegen, als er den Goldenen Ritter betrat. Paul folgte dem fein würzigen Dunst durch den Gastraum bis in die Küche, wo er sich mit anderen köstlichen Gerüchen vermischte. Jan- Patrick, der kleine, flinke Küchenchef und de facto Pauls Haus- und Hofkoch, stand in seiner weißen Tracht an der Arbeitsplatte, auf der er diverse frische Zutaten ausgebreitet hatte. Auf dem Herd dampften und zischten derweil mehrere Töpfe und Pfannen, um die sich ein weiterer Koch und die
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