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Paul Flemming 07 - Die Paten vom Knoblauchsland

Paul Flemming 07 - Die Paten vom Knoblauchsland

Titel: Paul Flemming 07 - Die Paten vom Knoblauchsland
Autoren: Jan Beinßen
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mit ungezähmter Energie. Paul hörte hinter sich das Glas splittern. Es klirrte und krachte ohrenbetäubend.
    Wie ein Berserker pflügte Deuerlein mit dem Traktor durch sein Treibhaus. Stahlträger und Aluminiumstreben verwandelten sich in scharfkantige Wurfgeschosse, als sie aus ihren Verankerungen gerissen wurden und wie Pfeile durch die Luft schnellten.
    Die Welle der Zerstörung folgte Paul wie eine Lawine: Während vor ihm die Konstruktion des Gewächshauses erstaunlicherweise standhielt, brach hinter ihm die Hölle los. Paul duckte sich unter den umherfliegenden Trümmern hinweg und setzte seine Flucht fort. Sein Verfolger setzte ihm ohne Rücksicht auf Verluste nach, verwandelte das Gebäude in ein Trümmerfeld. Verstrebungen und Stützpfeiler knickten ein, als waren sie aus Pappe. Die Hydrokulturen wurden von den Gabeln des Frontladers aus ihren Verankerungen gerissen, Ranken und Früchte von den breiten Reifen zermalmt.
    Ein kaum erträglicher Lärm begleitete Deuerleins Zerstörungswut. Paul hielt instinktiv die Hände über seinen Kopf, als er unter den kabelartigen Tentakeln einer besonders ausgeprägten Tomatenpflanze hindurchtauchte, dicht gefolgt von dem dröhnenden Traktor.
    Nur noch schätzungsweise zwanzig Meter hatte Paul vor sich, dann endete die Halle an einer geschlossenen Glasfront. Wahrend Paul Haken schlug wie ein Hase, um der tödlichen Wucht des Traktors zu entkommen, hielt er verzweifelt nach einer Fluchttür Ausschau. Doch er sah keine!
    Noch zehn Meter! Paul hastete von links nach rechts, dann zurück, immer auf der Hut, nicht auf einer zermatschten Tomate auszurutschen. Für ihn stellte die Glasfront ein unüberwindbares Hindernis dar, während Deuerlein mit seinem Gefährt einfach hindurchbrechen und Paul unter seinem tonnenschweren Bulldog begraben konnte.
    Fünf Meter! Paul unternahm ein letztes hastiges Ausweichmanöver. Er war jetzt in heller Panik. Keine drei Sekunden später klatschten seine Hände gegen die Scheibe, versuchten zu schieben und zu drücken. Vergebens! Seine Flucht endete genau hier!
    Deuerlein schwenkte die Gabel seines Frontladers nach unten, brachte sie damit auf Pauls Brusthöhe. Wieder gab er Gas und beschleunigte seinen Traktor mit einem Ruck.
    Paul sah keine Chance mehr für sich. Urängste und Reflexe übernahmen das Kommando über seinen Körper. Zwangen ihn zu Boden. Ließen ihn sich flach auf den kalten, feuchten Beton werfen.
    Er hörte, wie der Motor noch lauter wurde. Näher kam und immer näher. Wie sich die stählernen Gabeln in die Scheibe über ihm bohrten. Wie das Glas barst. Winzige Splitter rieselten auf ihn herab.
    Paul meinte bereits zu spüren, wie die Vorderräder über seinen Körper rollten. Ihn zerquetschten, auspressten, ihm das Leben nahmen.
    Doch dem gedachten Schmerz folgte kein reales Leiden. Kein Brechen seiner Knochen, kein tödlicher Druck auf Haut und Fleisch. Stattdessen plötzliche Stille. Der mächtige Diesel über ihm verstummte, der Traktor war zum Stillstand gekommen.
    Benommen und verwirrt blieb Paul liegen, traute sich nicht aufzusehen. Dann hörte er Stimmen. Aufgeregte Rufe, Befehle, Ermahnungen. Die Stimmen von mehreren Männern - und die einer Frau.

24 
    »Jasmin!«, rief Paul und befreite sich mit einiger Anstrengung aus seiner beengten Lage. Denn die Vorderreifen des Traktors waren nur wenige Zentimeter vor seinem Arm zum Stehen gekommen. Er richtete sich auf und schüttelte Scherben und Dreck von seiner Kleidung.
    Ein übermächtiges Gefühl der Erleichterung und Dankbarkeit überkam ihn, als er Jasmin in die Arme schloss und an sich drückte. »Die zweite Rettung in so kurzer Zeit - bist du mein neuer Schutzengel?«
    Nachdem er sich von ihr gelöst hatte und sich umsah, wurde ihm das volle Ausmaß der hinter ihm liegenden Tortur bewusst: Die Ausstattung des Gewächshauses war durch Deuerleins Amokfahrt nahezu vollständig zerstört worden. Die Pflanzenstränge bildeten ungeordnete Knäuel oder lagen zerfetzt über den Boden verstreut. Die Haltestangen waren zu wilden Formen verbogen, während die Bewässerungsrohre geborsten waren und ungezielt Wasserfontänen verspritzten. Weil zahlreiche Stützpfeiler ebenfalls beschädigt oder vernichtet worden waren, sackte das Glasdach auf halber Höhe gefährlich durch. Totalschaden, dachte Paul und war heilfroh, dass selbiges nicht auch auf ihn zutraf.
    Mehrere Uniformierte mit gezückten Pistolen hatten den Traktor umstellt und erteilten Deuerlein Anweisungen. Dieser
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