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Paul Flemming 07 - Die Paten vom Knoblauchsland

Paul Flemming 07 - Die Paten vom Knoblauchsland

Titel: Paul Flemming 07 - Die Paten vom Knoblauchsland
Autoren: Jan Beinßen
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Erkenntnis: dass Frieda einen Freund gehabt hatte, dessen Identität aus unbekannten Gründen geheim gehalten worden war.

5

    Zu Hause, in seiner Atelierwohnung am Weinmarkt, musste Paul feststellen, dass in seinem Kühlschrank gähnende Leere herrschte. Dabei plagte ihn gerade jetzt ein Bärenhunger. Also zog er seine Schuhe gleich wieder an, um hinüber auf den Hauptmarkt zu gehen und einzukaufen.
    Das Klingeln des Telefons bremste ihn aus, als er die Türklinke schon in der Hand hielt. Abrupt machte er kehrt und rannte zur Fensterbank, wo das Handteil meistens lag.
    »Ja, bitte?«, rief er kurzatmig in den Apparat.
    »Hast du die Kalendersache abgesagt?«
    Obwohl sie ihren Namen nicht genannt hatte, wusste Paul auch so, mit wem er sprach: »Nicht ganz«, sagte er.
    »Was denn nun? Ja oder nein?«
    »Rufst du vom Gericht aus an, Katinka?«
    »Weich nicht aus, Paul. Du wolltest den Auftrag doch zurückgeben. Warum hast du dich anders entschieden?«
    »Glaub mir, Kati, ich war dort, um den Job zu kündigen. Aber dann tauchte dieser unsägliche Axel Bär auf. Du weißt: dieser schmierige Arsch- und Tittenfotograf.«
    »Paul!«
    »Ist doch wahr! Der Kerl schadet dem gesamten Berufsstand. Ich konnte es nicht verantworten, dass er den Knoblauchslandkalender für seine Zwecke missbraucht.«
    »Mm.« Katinka schwieg und hatte wohl ein Einsehen. »Dann tu mir wenigstens den Gefallen, dich aus den Ermittlungen um Friedas Tod herauszuhalten. Mach meinetwegen deine Kalenderbilder, aber spiel dich nicht zum Ermittler auf und vor allem: Quetsch die Leute dort nicht aus!«
    Paul versprach es halbherzig und erkundigte sich, ob es denn schon neue Erkenntnisse gebe. Katinka verneinte. Die Polizei ermittle derzeit in alle Richtungen. Weder sei der genaue Tathergang bekannt noch lägen konkrete Hinweise auf den Täter vor.
    »Deshalb ist es so wichtig, dass du und diese Mandy noch einmal in euch geht und darüber nachdenkt, ob ihr nicht doch jemanden oder etwas Verdächtiges gesehen habt, als ihr am Tatort wart«, appellierte Katinka an Pauls Erinnerungsvermögen.
    »Nein, leider nichts«, meinte Paul und fragte: »Wer sollte einen Grund dafür haben, eine Schülerin zu töten? Ob es nicht doch ein Sexualdelikt war...?«
    »Schnelleisen meint, nein. Es gibt nichts, das darauf hinweist.«
    Paul schloss die Augen und vergegenwärtigte sich das Bild der Toten am Rand des Sonnenblumenfelds: Sie lag auf dem Acker, als würde sie schlafen. Die Glieder willkürlich von sich gestreckt. Der Kopf, mit dem sie auf einem im Acker verborgenen Felsbrocken aufgeschlagen war, leicht zur Seite geneigt, das lange Haar in alle Richtungen gefallen. Frieda war vollständig bekleidet, bis auf den linken Slipper, den sie offenbar bei ihrem Sturz verloren hatte und der wenige Zentimeter neben ihrem Fuß gelegen hatte. Paul versuchte, seine Erinnerungen auf ihr Gesicht zu bündeln: ein hübsches Mädchengesicht mit glatter Haut, schmaler Nase, geschwungenen Brauen. Er wollte sich noch einmal den leicht überraschten, jedoch nicht angstvollen Ausdruck vergegenwärtigen, der sich im Moment des Todes auf ihr Antlitz gelegt haben musste.
    »Möglicherweise handelt es sich doch um ein Sexualverbrechen«, wiederholte Paul seinen Anfangsverdacht, als er die Augen wieder öffnete. »Vielleicht ist der Täter ganz einfach nicht zum Zug gekommen.«
    »Du meinst, er hat das Mädchen überfallen, wollte es ins Blumenfeld stoßen, um sich dort an ihr zu vergehen ...«
    »... und tötete sie dabei versehentlich. Von dem Stein konnte er ja nichts ahnen. Dann packte ihn natürlich die nackte Panik und er flüchtete«, trug Paul seine Theorie vor.
    Katinka äußerte sich nicht weiter dazu, woraufhin Paul ihr von Friedas Freund berichtete, dem großen Unbekannten. Auch das nahm Katinka kommentarlos zur Kenntnis, und Paul musste regelrecht bohren, um ihr wenigstens noch ein paar Interna zu entlocken.
    So erfuhr er, dass die Spurensicherung zwar keine verwertbaren Fingerabdrücke gefunden hatte, aber diverse Fasern und sogar ein einzelnes Fremdhaar. Eine der Fasersorten ließ sich auf strapazierfähige Handschuhe zurückfuhren, so wie sie bei der Gartenarbeit benutzt wurden. Auch Abdrücke von Fahrradreifen konnten in unmittelbarer Nähe des Tatorts gesichert werden. Das Reifenprofil deutete auf ein Treckingrad hin.
    »Ihr sucht also einen radfahrenden Sextäter mit Gartenhandschuhen«, resümierte Paul.
    Katinka lachte. »Eine sehr gewagte Zusammenfassung. Gut, dass du nicht
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