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Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen

Titel: Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen
Autoren: James Patterson
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von diesen Schießereien erzählt, als ich im Gefängnis in Lorton mit ihm sprach. Er hat sich selbst den Haustiermörder genannt.«
    »Sieht aus, als hätte er sich jetzt auf Menschen verlegt«, murmelte Sampson.
    Autos und Taxis in der Bahnhofszufahrt setzten zurück und versuchten, dem Schauplatz des Wahnsinns zu entkommen. Wir rasten die endlose Zufahrt entlang, auf den Haupteingang des neunzigjährigen Bahnhofsgebäudes zu. Seit Sonejis Anruf schien eine Ewigkeit vergangen zu sein.
    Eine Pause – dann setzte die Schießerei wieder ein. Unheimlich. Es klang eindeutig nach dem Abfeuern von Gewehrschüssen.
    Ich hatte noch nie mit einem Heckenschützen zu tun gehabt.
    Im Laufe meines Lebens in Washington war ich mehrere hundert Male in der Union Station gewesen. Eine solche Panik hatte ich dort jedoch noch nie erlebt. Nichts, was auch nur annähernd den Geschehnissen an jenem Morgen gleichkam.
    »Er sitzt dort in der Falle! Absichtlich! Warum zum Teufel tut er so was?« fragte Sampson aufgeregt, als wir zum Eingang kamen.
    »Das macht mir auch etwas Sorgen«, sagte ich. Warum hatte Gary Soneji mich angerufen? Aus welchem Grund hatte er sich in der Union Station selbst in die Falle begeben?
    Sampson und ich schlüpften in die Halle. Plötzlich fing die Schießerei von der Galerie aus erneut an. Wir warfen uns beide flach auf den Boden.
    Hatte Soneji uns schon gesehen?
8.
    Ich hielt den Kopf unten, suchte mit den Augen, so gut es ging, die riesige, bombastische Bahnhofshalle ab. Ich hielt verzweifelt Ausschau nach Soneji. Konnte er mich sehen? Ein Spruch von Nana ging mir nicht aus dem Kopf: Der Tod ist die Begrüßungsform der Natur.
    Statuen römischer Legionäre standen ringsum in der imposanten Halle der Union Station Wache. Irgendwann einmal hatten politisch korrekte Funktionäre der Eisenbahngesellschaft Pennsylvania Railroad darauf bestanden, daß die Krieger vollständig bekleidet wurden. Dem Bildhauer Louis Saint-Gaudens war es jedoch gelungen, sich damit durchzumogeln, daß er jede dritte Statue im historischen Originalzustand beließ.
    Drei Menschen lagen auf dem Boden der Halle, vermutlich tot. Mein Magen sackte weg, und mein Herz schlug noch schneller. Eines der Opfer war ein Teenager in abgeschnittenen Shorts und einem Trainingstrikot der Redskins. Ein zweites Opfer schien sein Vater zu sein. Beide regten sich nicht mehr.
    Hunderte von Reisenden und Bahnhofsangestellten saßen in den Arkadenläden und Restaurants in der Falle. Dutzende von verängstigten Menschen drängten sich in einem kleinen Godiva-Süßigkeitenladen und in einem Restaurant namens America.
    Die Schüsse hatten wieder aufgehört. Was machte Soneji? Und wo war er? Die vorübergehende Stille war unerträglich und gespenstisch. Eigentlich hätte hier im Bahnhofsgebäude jede Menge Lärm herrschen müssen. Jemand verschob einen Stuhl auf dem Marmorboden, und das Kratzgeräusch hallte laut wider.
    Ich richtete mich etwas auf und zeigte einem uniformierten Streifenpolizisten, der sich hinter einem umgekippten Cafetisch verbarrikadiert hatte, meine Marke von der Kriminalpolizei. Über das Gesicht des Uniformierten strömte Schweiß auf die Speckrollen an seinem Hals. Er kauerte nur ein paar Schritte von einer der Eingangstüren entfernt und atmete sehr schwer.
    »Sind Sie in Ordnung?« fragte ich, als Sampson und ich ebenfalls hinter den Tisch schlüpften. Er nickte und stammelte etwas, aber ich glaubte ihm nicht. Seine Augen waren vor Angst weit aufgerissen. Ich hatte den Verdacht, daß auch er noch nie mit einem Heckenschützen zu tun gehabt hatte.
    »Von wo aus schießt er?« fragte ich den Uniformierten. »Haben Sie ihn gesehen?«
    »Schwer zu sagen. Aber er ist irgendwo da oben, etwa in diesem Bereich da.« Er zeigte auf die Südgalerie, die über der langen Reihe von Torbögen auf der Vorderseite der Union Station verlief. Jetzt ging niemand durch diese Torbögen. Soneji hatte alles unter Kontrolle.
    »Ich kann ihn von hier unten aus nicht sehen«, sagte Sampson neben mir. »Vielleicht wechselt er ständig die Stellung. Ein guter Heckenschütze würde es so machen.«
    »Hat er etwas gesagt? Irgendwelche Erklärungen abgegeben oder Forderungen gestellt?« fragte ich den Streifenpolizisten.
    »Nichts. Er hat einfach angefangen, Menschen zu erschießen, als seien sie Zielscheiben. Bis jetzt vier Opfer. Das Arschloch kann gut schießen.«
    Ich konnte die vierte Leiche nicht sehen. Vielleicht hatte jemand, Vater, Mutter oder Freund, eines
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