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Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen

Titel: Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen
Autoren: James Patterson
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der Opfer weggezogen. Ich dachte an meine Familie. Soneji war einmal in unserem Haus gewesen. Und er hatte mich hierhergerufen – hatte mich zu seiner Premierenparty in der Union Station eingeladen.
    Plötzlich ging auf der Galerie genau über uns wieder ein Gewehr los. Das dumpfe Knacken der Waffe hallte von den dicken Bahnhofsmauern wider. Es war grauenvoll. Eine Schießbude mit menschlichen Zielen.
    Im Restaurant America schrie eine Frau. Ich sah, wie sie unsanft stürzte, als sei sie auf Eis ausgerutscht. Stöhnen und Schreien war zu hören.
    Das Gewehr verstummte erneut. Was zum Teufel machte er da oben?
    »Ziehen wir ihn aus dem Verkehr, bevor er abermals loslegt«, flüsterte ich Sampson zu. »Los jetzt!«
9.
    Wir bewegten uns im Gleichschritt, und unser Atem ging ungleichmäßig und hastig, als Sampson und ich die dunkle Marmortreppe zur Galerie hochstiegen. Dort oben hockten bereits mehrere uniformierte Polizisten und zwei Kriminalbeamte in Schießhaltung.
    Sie waren von der Bahnhofsüberwachung, die normalerweise nur mit Bagatellverbrechen zu tun hat. Nicht mit Situationen wie dieser hier. Mit nichts, was auch nur annähernd dem Scharfschützen aus dem Hinterhalt vergleichbar wäre.
    »Was wissen Sie bis jetzt?« fragte ich. Ich glaubte einen der Detectives zu kennen, Vincent Mazzeo, war mir aber nicht sicher. Er ging auf die Fünfzig zu, und sein Dienst hier sollte eigentlich ein ruhiger Einsatz für ihn sein. Ich erinnerte mich vage daran, daß Mazzeo einen ziemlich guten Ruf hatte.
    »Er ist in einer dieser Kammern. Sehen Sie die Tür da drüben? Dort, wo er sich verschanzt hat, gibt es kein Dach. Vielleicht können wir ihn von oben kriegen. Was meinen Sie?«
    Ich schaute hinauf zu der hohen vergoldeten Decke. Mir wurde bewußt, daß die Union Station die größte überdachte Kolonnade in den Vereinigten Staaten war. Gary Soneji hatte immer für grandiose Kulissen geschwärmt. Jetzt hatte er wieder eine.
    Der Detective nahm etwas aus seiner Hemdtasche. »Ich habe einen Generalschlüssel. Mit dem können wir in die Kammern. Hoffendich auch in die, in der er ist.«
    Ich nahm den Schlüssel. Er selbst wollte ihn bestimmt nicht benutzen. Er hatte nicht vor, den Helden zu spielen, und sicher keine Lust, mit Gary Soneji und seinem Gewehr Bekanntschaft zu machen.
    Plötzlich kam eine weitere Gewehrfeuersalve aus der Kammer.
    Ich zählte. Sechs Schüsse, genau wie beim letzten Mal. Wie viele Psychopathen war auch Soneji vernarrt in Codes, Zauberformeln, Zahlen. Ich dachte gehetzt über die Sechs nach. Sechs, sechs, sechs … Die Zahl war im Zusammenhang mit ihm in der Vergangenheit nicht aufgetaucht.
    Wieder brach der Beschuß unvermittelt ab. Aufs neue war es still im Bahnhof. Meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Zu viele Menschen waren in Gefahr, zu viele zu schützen.
    Sampson und ich machten uns auf den Weg. Wir waren keine sechs Meter von der Kammer entfernt, aus der er schoß. Wir drückten uns gegen die Wand, die Waffen gezogen.
    »Alles okay?« flüsterte ich. Wir hatten dergleichen schon erlebt, ähnlich üble Situationen, aber das machte die Sache nicht besser.
    »Das hier ist ganz schön beschissen, was, Alex? Und noch dazu am frühen Morgen. Hab’ noch nicht mal meinen Kaffee und mein Doughnut intus.«
    »Wenn er das nächste Mal schießt«, sagte ich, »holen wir ihn uns. Er hat jedesmal sechs Schüsse abgegeben.«
    »Ist mir auch aufgefallen«, sagte Sampson, ohne mich anzuschauen. Er tätschelte mein Bein. Wir holten tief Luft.
    Wir mußten nicht lange warten. Soneji begann mit der nächsten Salve. Sechs Schüsse. Warum jedesmal sechs? Er wußte, daß wir hinter ihm her waren. Zum Teufel, er hatte mich zu einer Schießorgie eingeladen.
    »Auf geht’s«, zischte ich.
    Wir rannten über den Flur aus Marmor und Stein. Ich preßte den Kammerschlüssel zwischen Zeigefinger und Daumen. Ich steckte den Schlüssel ins Schloß und drehte ihn um.
    Klick!
    Die Tür ging nicht auf! Ich rüttelte am Griff. Nichts.
    »Was zum Teufel ist los?« flüsterte Sampson wütend hinter mir. »Was stimmt nicht mit der Tür?«
    »Ich habe sie abgeschlossen«, sagte ich zu ihm. »Soneji hatte sie für uns offengelassen!«
10.
    Unten rannte plötzlich ein Paar mit zwei kleinen Kindern los. Sie stürzten auf die Glastür zu, die greifbar nahe Freiheit. Eines der Kinder stolperte und fiel aufs Knie. Die Mutter zerrte den Jungen weiter. Es war ein erschreckender Anblick, aber sie schafften es.
    Die Schießerei fing
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