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Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen

Titel: Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen
Autoren: James Patterson
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wieder an.
    Sampson und ich stürmten in die Kammer, gingen beide mit gezogenen Pistolen tief in die Hocke.
    Ich erhaschte einen Blick auf eine dunkelgraue Plane direkt vor mir.
    Ein Scharfschützengewehr ragte darunter hervor. Soneji mußte ebenfalls unter der Plane sein, er versteckte sich.
    Sampson und ich schossen. Ein halbes Dutzend Pistolenschüsse hallten laut in dem engen Raum. Löcher durchschlugen die Plane. Das Gewehr blieb stumm.
    Ich stürzte nach vorn und riß schnell die Plane weg. Ein tiefer, verzweifelter Laut entrang sich meiner Kehle.
    Unter der Plane war niemand. Kein Gary Soneji!
    Ein Automatikgewehr von Browning war auf ein Metallstativ montiert. Am Abzug war eine Zeitschaltuhr angebracht. Die ganze Konstruktion war ein Eigenbau. Das Gewehr schoß in programmierten Abständen. Sechs Schüsse, dann eine Pause, dann sechs weitere Schüsse. Ohne Gary Soneji.
    Ich war schon wieder unterwegs. Der kleine Raum besaß an der Nord- und Südwand Metalltüren. Ich riß die auf, die mir am nächsten war. Und rechnete mit einer Falle.
    Aber der Verbindungsgang war leer. In der Wand gegenüber befand sich eine weitere graue Metalltür, die geschlossen war. Gary Soneji trieb nach wie vor sehr gern Spielchen. Sein Lieblingstrick dabei: Er war der einzige, der die Regeln kannte.
    Ich stürmte durch den zweiten Raum und machte die nächste Tür auf. Was für ein Spiel hatte Soneji sich diesmal ausgesucht? Gab es eine Überraschung? Einen Trostpreis für den Verlierer entweder hinter Tür eins, zwei oder drei?
    Ich schaute in einen weiteren kleinen Raum. Wieder nichts. Kein Soneji. Nirgends auch nur ein Hinweis auf ihn.
    In dem Raum gab es eine Metalltreppe, die in das nächste Stockwerk führte. Oder vielleicht zu einem Schlupfloch über uns.
    Ich stieg die Treppe hinauf, hielt immer wieder inne, damit er von oben keinen unbehinderten Schuß abgeben konnte. Mein Herz hämmerte, meine Beine zitterten.
    Ich hoffte, Sampson sei dicht hinter mir. Ich brauchte auf jeden Fall Deckung.
    Oben an der Treppe stand eine Luke offen. Auch hier kein Gary Soneji. Ich war immer tiefer in eine Falle gelockt worden, in sein Netz.
    Mir drehte sich der Magen um. Hinter meinen Augen bildete sich ein stechender Schmerz. Soneji war immer noch irgendwo in der Union Station. Er mußte hier sein. Er hatte gesagt, er wolle mich sehen.
11.
    Soneji saß gelassen wie ein Kleinstadtbanker da und tat, als läse er im Metroliner, Abfahrt 8.45 Uhr zur Penn Station in New York, die Washington Post . Sein Herz raste immer noch, aber seinem Gesicht war nichts von der Erregung anzusehen. Er trug einen grauen Anzug, ein weißes Hemd und eine blaue Streifenkrawatte. Er sah genauso aus wie die anderen PendlerArschlöcher.
    Er hatte eben einen phantastischen Trip hinter sich gebracht, wirklich! Er war dort hingegangen, wohin sich die wenigsten getraut hätten. Er hatte soeben den legendären Charles Whitman übertroffen, und das war erst der Anfang seiner Auftritte zur besten Sendezeit. Es gab eine Redensart, die ihm sehr gut gefiel: Der Sieg gehört dem Spieler, der den vorletzten Fehler macht.
    Soneji verlor sich immer wieder in einer Träumerei, in der er in seinen geliebten Wald bei Princeton, New Jersey, zurückkehrte. Er sah sich wieder als Jungen. Er erinnerte sich an alles in dem dichten, unebenen, aber auf ganz besondere Weise schönen Gelände. Als er elf war, hatte er auf einer Farm in der Nähe ein 22er-Kaliber-Gewehr gestohlen. Er hielt es in einem Steinbruch nahe seinem Haus versteckt. Das Gewehr war sorgfältig in Wachstuch, Folie und Sackleinen eingewickelt und war der einzige irdische Besitz, an dem ihm etwas lag, das einzige, was ihm wirklich gehörte.
    Soneji erinnerte sich daran, wie er in einen steilen, sehr felsigen Graben hinuntergeklettert war, an einen stillen Ort, wo der Waldboden eben war, direkt neben einem Dickicht aus stacheligen Brombeerbüschen. Dort gab es eine Lichtung, und sie war der Schauplatz seiner heimlichen, verbotenen Schießübungen. Eines Tages brachte er einen Kaninchenkopf und eine Katze von einer nahen Farm mit dorthin. Es gab nicht viel, was eine Katze lieber mochte als einen frischen Kaninchenkopf. Katzen haben so makabre Instinkte. Katzen waren wie er. Bis heute besaßen sie für ihn etwas Magisches, deshalb hatte er auch Cross und seiner Familie eine Katze geschenkt.
    Die kleine Rosie.
    Nachdem er den abgehackten Kaninchenkopf in die Mitte der Lichtung gelegt hatte, schnürte er den Sack auf und ließ
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