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Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen

Titel: Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen
Autoren: James Patterson
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    Er konnte die vollständigen Namen vorwärts und rückwärts aufsagen, als ob er sie sich für ein Geschichtsquiz oder für eine groteske Runde von Trivial Pursuit eingeprägt hätte. Das war’s, diese Jagd war wie Trivial Pursuit!
    Bis jetzt schien es niemand zu verstehen, niemand schien zu begreifen. Weder das fabelhafte FBI noch die legendäre Interpol, weder Scotland Yard noch irgendeine Polizeieinheit in einer der Großstädte, in denen er Morde begangen hatte.
    Niemand begriff das geheime Muster, nach dem er seine Opfer auswählte, das Muster, das am 22. März 1993 in Cambridge, Massachusetts, mit Isabella Calais angefangen hatte und sich heute in London fortsetzte.
    Das aktuelle Opfer war Drew Cabot. Er war Chief Inspector – das Schwachsinnigste, was jemand mit seinem Leben anfangen konnte. Er war in London gerade sehr populär, weil er kürzlich einen IRA-Killer gefaßt hatte. Seine Ermordung würde die Stadt elektrisieren, jeden ihrer Bewohner aufwühlen. Im kultivierten, weltläufigen London war ein grausiger Mord ebenso beliebt wie in irgendeinem Kaff.
    An diesem Nachmittag operierte Mr. Smith im stinkfeinen, eleganten Stadtteil Knightsbridge. Er war dort, um die menschliche Rasse zu erforschen – jedenfalls nannten es die Zeitungen so. Die Presse in London und ganz Europa hatte noch einen anderen Namen für ihn parat: Außerirdischer. Nach der vorherrschenden Meinung kam Mr. Smith von einem anderen Stern. Kein Mensch könne die Taten verüben, die er beging. Auf alle Fälle behaupteten sie das.
    Mr. Smith mußte sich tief bücken, damit er in Drew Cabots Ohr sprechen, eine größere Intimität zu seiner Beute schaffen konnte. Er ließ bei der Arbeit immer Musik laufen, verschiedene Arten von Musik. Heute hatte er die Ouvertüre zu Don Giovanni ausgewählt. Er hatte das Gefühl, diese tragikomische Oper sei genau das richtige.
    Opernmusik war das richtige für diese Autopsie bei lebendigem Leib.
    »Etwa zehn Minuten nach Ihrem Tod«, sagte Mr. Smith, »werden die Fliegen schon den Verwesungsgeruch Ihres Körpergewebes wittern. Grüne Fliegen werden ganz winzige Eier in Ihre Körperöffnungen legen. Ironischerweise erinnert mich diese Ausdrucksweise an den Kinderbuchautor Dr. Seuss, an sein ›Grüne Fliegen und Speck‹. Was mag das wohl bedeuten? Ich weiß es nicht. Es ist jedoch eine merkwürdige Assoziation.«
    Drew Cabot hatte eine Menge Blut verloren, aber er gab nicht auf. Er war ein großer, markanter Typ mit hellblondem Haar. Ein Mann, der niemals nie sagt. Der Inspector warf den Kopf vor und zurück, bis Smith schließlich den Knebel entfernte.
    »Was gibt’s, Drew?« fragte er. »Sprechen Sie!«
    »Ich habe eine Frau und zwei Kinder. Warum tun Sie mir das an? Warum mir?« flüsterte er.
    »Oh, sagen wir mal, weil Sie Drew sind. Schlicht und unsentimental. Sie, Drew, sind ein Puzzleteil.«
    Er stopfte dem Inspector den Knebel wieder in den Mund. Schluß mit dem Geplauder.
    Während er die nächsten chirurgischen Schnitte durchführte und weiterhin Don Giovanni erklang, fuhr Mr. Smith mit seinen Belehrungen fort.
    »Kurz vor dem Eintreten des Todes wird die Atmung mühsam und unregelmäßig. Genau so, wie Sie es jetzt spüren. Als ob jeder Atemzug Ihr letzter sein könnte. Der Stillstand wird innerhalb von zwei bis drei Minuten eintreten«, flüsterte Mr. Smith, alias der gefürchtete »Außerirdische«. »Ihr Leben wird enden. Gestatten Sie mir, Ihnen als erster dazu zu gratulieren. Das meine ich aufrichtig, Drew. Ob Sie es glauben oder nicht, ich beneide Sie. Ich wünschte, ich wäre Drew.«

ERSTER TEIL
    BAHNHOFSMORDE
1.
    Ich bin der große Cornholio! Willst du dich etwa mit mir anlegen? Ich bin Cornholio!« riefen die Kinder sehr laut im Chor und kicherten. Beavis und Butthead schlugen wieder zu, und das in meiner Gegenwart.
    Ich biß mir auf die Lippe und ließ es durchgehen. Wozu dagegen ankämpfen? Wozu das Feuer der frühen Pubertät erstikken?
    Damon, Jannie und ich drängten uns auf dem Vordersitz meines alten schwarzen Porsche. Wir hätten längst ein neues Auto kaufen sollen, aber keiner von uns wollte sich von dem Porsche trennen. Wir liebten das alte Auto, das wir »Sardinenbüchse« und »alte Rostlaube« getauft hatten.
    Es war zwanzig vor acht Uhr morgens. Und ich war mit den Gedanken ganz woanders. Kein guter Tagesanfang.
    In der Nacht zuvor war ein dreizehnjähriges Mädchen von der Ballou High School im Anacostia River gefunden worden – erschossen und dann
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