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Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen

Titel: Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen
Autoren: James Patterson
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wir uns heute abend.« Dann drehte sie sich endgültig um.
    An jenem Abend hatten wir unsere erste offizielle Verabredung. Ihr Mann George war im letzten Winter gestorben, aber jetzt hatte Christine das Gefühl, sie sei bereit, mit mir zum Abendessen auszugehen. Ich hatte sie nicht gedrängt, obwohl ich es kaum erwarten konnte. Sechs Jahre nach dem Tod meiner Frau Maria fühlte ich mich, als verließe ich einen tiefen Graben, vielleicht sogar eine Depression. Das Leben war fast wieder so gut wie vor langer, langer Zeit.
    Aber wie Nana Mama mich oft gewarnt hatte: »Verwechsle niemals einen Grabenrand mit dem Horizont!«
2.
    Alex Cross war ein toter Mann. Ein Fehlschlag kam nicht in Frage.
    Gary Soneji sah mit zusammengekniffenen Augen durch ein Zielfernrohr, das er von einem automatischen BrowningGewehr abmontiert hatte. Das Fernrohr war von erlesener Schönheit. Er beobachtete die rührende Szene. Er sah, wie Alex Cross seine beiden Bälger absetzte und dann vor der Sojourner-Truth-Schule mit seiner hübschen Freundin plauderte.
    Denk das Undenkbare, soufflierte er sich selber.
    Soneji knirschte mit den Zähnen, während er sich auf dem Fahrersitz eines Jeep Cherokee duckte. Er beobachtete, wie Damon und Jannie auf den Schulhof rannten, wie sie ihre Spielkameraden begrüßten. Vor Jahren wäre er fast berühmt geworden, weil er direkt hier in Washington zwei Schulbälger entführt hatte. Das war seine Glanzzeit gewesen, du lieber Himmel! Die absolute Glanzzeit!
    Eine Zeitlang war er im ganzen Land im Fernsehen und in den Zeitungen der düstere Star gewesen. Jetzt würde es wieder dazu kommen, dessen war er sich sicher. Schließlich war es nur gerecht, daß er als der Beste anerkannt wurde.
    Er richtete das Fadenkreuz des Zielfernrohrs behutsam auf Christine Johnsons Stirn. Sieh an, sieh an, sie war wirklich hübsch.
    Sie hatte sehr ausdrucksvolle braune Augen und ein sympathisches Lächeln, das zumindest aus dieser Entfernung echt wirkte. Sie war groß, attraktiv, von dominanter Präsenz. Die Rektorin. Ein paar lose Haare ringelten sich neben ihrer Wange. Es war leicht nachzuvollziehen, was Cross an ihr fand.
    Was für ein hübsches Paar sie abgaben, und was für eine Tragödie würde es werden, wirklich schade! Trotz seines anstrengenden Berufs sah Cross immer noch gut aus, ein bißchen wie Muhammad Ali in seinen besten Zeiten. Und sein Lächeln faszinierte.
    Als Christine Johnson auf das Schulgebäude aus rotem Backstein zuging, schaute Alex Cross plötzlich in die Richtung von Sonejis Jeep.
    Der großgewachsene Detective schaute direkt durch die Windschutzscheibe. Direkt in Sonejis Augen.
    Das war in Ordnung. Kein Grund zur Sorge, kein Grund zur Angst, er wußte, was er tat. Er ging keinerlei Risiken ein. Nicht hier. Noch nicht.
    In wenigen Minuten sollte alles anfangen, aber in seinem Kopf war es schon geschehen. Es war hundertmal geschehen. Er kannte jeden Schritt von diesem Punkt an bis zum Ende ganz genau.
    Gary Soneji ließ den Jeep an und machte sich auf den Weg Richtung Union Station. Zum Tatort, zur Kulisse seiner meisterhaften Theatervorstellung.
    »Denk das Undenkbare«, murmelte er, »und dann tu es.«
3.
    Nach dem letzten Klingeln, als die meisten Kinder in den Klassenzimmern waren, ging Christine Johnson langsam über die nun verlassenen langen Flure der Sojourner-Truth-Schule. Das machte sie fast jeden Morgen, und sie empfand das als besonderen Luxus. Manchmal mußte man sich verwöhnen, und das hier war besser als ein Milchkaffee bei Starbucks.
    Die Flure waren leer, angenehm ruhig und immer blitzsauber, wie es ihrer Meinung nach in einer guten Schule zu sein hatte.
    Es hatte Zeiten gegeben, in denen sie und einige Lehrer die Böden sogar selbst gescheuert hatten, aber jetzt erledigten das Mr. Gomez und der Hausmeister Lonnie Walker an zwei Abenden in jeder Woche.
    An den Korridorwänden hingen fröhliche, bunte Kinderarbeiten, die Hoffnung und Energie ausstrahlten. Christine warf jeden Morgen einen Blick auf die Zeichnungen und Plakate, und immer war es etwas anderes, die Perspektive eines anderen Kindes, die ihr ins Auge stach und sie innerlich erfreute.
    Ihr fiel eine schlichte, aber eindrucksvolle Bleistiftzeichnung auf, die ein kleines Mädchen zeigte, das vor einem neuen Haus seine Eltern an den Händen hielt. Alle drei hatten runde Gesichter, lächelten glücklich und wirkten sehr zielstrebig.
    Doch heute wanderte Christine aus einem anderen Grund durch die stillen Korridore. Sie dachte an
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