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Patria

Patria

Titel: Patria
Autoren: Steve Berry
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Hüter schüttelte den Kopf. »Es ist ausschließlich für ihn bestimmt.«
    »Aber er ist tot.«
    »Dann wird man jemand anderen auswählen und einladen.«
    Was war das eigentlich für ein Geschwafel? Haddad hatte schon viele jüdische Gefangene gemacht, und er hatte sie alle gefoltert, um so viel wie möglich aus ihnen herauszupressen, bevor er sie dann schließlich doch erschoss. Vor der nakba hatte Haddad seine Olivenfelder bewirtschaftet, doch wie seinen Vater hatte es ihn zur Universität gezogen, wo er gerne weiterstudiert hätte. Das war dann leider unmöglich gewesen. Der Staat Israel wurde mitten auf uraltem arabischem Gebiet neu gegründet, weil die Juden anscheinend für den Holocaust entschädigt werden sollten. Und alles auf Kosten des palästinensischen Volkes.
    Haddad presste dem Mann die Waffe gegen die Stirn. »Ich habe mich gerade selbst zum Eingeladenen ernannt. Berichten Sie mir, was Sie wissen.«
    Es war, als würde er von den Augen des Gefangenen durchbohrt, und ein seltsames Unbehagen stieg in ihm auf. Dieser Gesandte hatte offensichtlich schon andere kritische Situationen überstanden, und Haddad bewunderte seinen Mut.
    »Sie führen einen unnötigen Kampf gegen einen Feind, der falsch informiert ist«, sagte der Mann.
    »Wovon reden Sie eigentlich, in Gottes Namen?«
    »Das wird der nächste Eingeladene erfahren.«
    Der Vormittag war schon weit vorangeschritten. Haddad brauchte Schlaf. Er hatte gehofft, von diesem Gefangenen etwas über die jüdischen Untergrundkämpfer zu erfahren und vielleicht sogar die Namen jener Unmenschen zu erfahren, die am Vortag das Massaker angerichtet hatten. Die verdammten Briten belieferten die Zionisten mit Gewehren und Panzern. Den Arabern hatten sie dagegen schon vor Jahren jeglichen Waffenbesitz verboten und ihnen damit einen gewichtigen strategischen Nachteil verschafft. Natürlich waren die Araber in der Überzahl, doch die Juden waren besser ausgerüstet, und Haddad fürchtete, dass dieser Krieg mit der Anerkennung des Staates Israel enden würde.
    Er sah in eine harte, unnachgiebige Miene und in Augen, die seinen Blick keine Sekunde lang losließen, und er begriff, dass dieser Gefangene bereit war zu sterben. In den letzten Monaten war Haddad das Töten immer leichter gefallen, und das bisschen, was von seinem Gewissen noch übrig war, ließ sich durch die jüdischen Gräueltaten leicht beschwichtigen. Er war erst neunzehn, doch sein Herz war versteinert.
    Krieg war nun mal Krieg.
    Und so drückte er ab.

ERSTER TEIL

1
Kopenhagen, Dänemark
Dienstag, 4. Oktober, Gegenwart
01.45 Uhr

    Als Cotton Malone sie sah, wusste er sofort, dass es Ärger geben würde. Vor der geöffneten Ladentür seines Buchantiquariats stand seine Exfrau und damit der Mensch, den er zu allerletzt hier erwartet hätte. Er bemerkte die Panik in ihren erschöpften Augen, erinnerte sich an das laute Klopfen, das ihn vor wenigen Minuten geweckt hatte, und dachte augenblicklich an seinen Sohn.
    »Wo ist Gary?«, fragte er.
    »Du Drecksack. Sie haben ihn entführt. Deinetwegen. Sie haben ihn entführt.« Sie stürzte sich auf ihn und drosch mit den Fäusten auf seine Schultern ein. »Du erbärmlicher Drecksack.« Als er sie bei den Handgelenken packte, um ihren Angriff abzuwehren, heulte sie los. »Genau deswegen habe ich mich von dir getrennt. Und ich dachte, diese verdammte Gefahr hätte ich damit endgültig hinter mir gelassen.«
    »Wer hat Gary entführt?« Sie schluchzte. Er hielt ihre Arme noch immer fest. »Pam. Hör mir zu. Wer hat Gary entführt?«
    Sie starrte ihn an. »Wie zum Teufel soll ich das denn wissen?«
    »Wieso bist du eigentlich hier? Warum bist du nicht zur Polizei gegangen?«
    »Weil die es mir verboten haben. Die haben gesagt, wenn ich mich auch nur in der Nähe der Polizei blicken lasse, ist Gary tot. Die haben gesagt, dass sie so was mitkriegen, und ich habe es ihnen geglaubt.«
    »Wer sind die ?«
    Sie machte sich von ihm los, das Gesicht rot vor Zorn. »Ich weiß es nicht. Alles, was sie mir gesagt haben, ist, dass ich zwei Tage warten soll, bevor ich hierherkomme und dir das hier gebe.« Sie kramte in ihrer Schultertasche und holte ein Handy heraus. Noch immer liefen ihr die Tränen über die Wangen. »Sie sagten, du sollst online gehen und deine E-Mails anschauen.«
    Hatte er richtig gehört? Geh online und schau nach deinen E-Mails?
    Er klappte das Handy auf und überprüfte die Frequenz. Es war ein Breitband-Handy, mit dem man auch nach Übersee
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