Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Patria

Patria

Titel: Patria
Autoren: Steve Berry
Vom Netzwerk:
ach, seine Augen.« Sie verlor wieder die Fassung. »Er hatte schreckliche Angst.«
    Das Herz hämmerte in Malones Brust, seine Schläfen brannten. Er hatte sich bewusst dafür entschieden, sein altes Leben voller Gefahren aufzugeben und ganz neu anzufangen. Hatte dieses Leben ihn jetzt wieder eingeholt? Er umklammerte die Schreibtischkante. Es brachte überhaupt nichts, sich weiter mit seiner Exfrau zu streiten. Wenn die Typen, die Gary jetzt in ihren Händen hatten, wollten, dass er starb, dann war er schon tot. Doch diese Leute benutzten Gary offensichtlich als Druckmittel, um sich Malones Aufmerksamkeit hundertprozentig zu sichern.
    Mit einem Klingeln meldete sich das Notebook.
    Malones Blick schoss zum rechten unteren Bildschirmrand, wo stand: »SIE HABEN EINE NEUE MAIL ERHALTEN«. In der Zeile, in der normalerweise der Absender steht, stand das Wort GRÜSSE, und als Betreff war vermerkt: »DAS LEBEN IHRES SOHNES«. Er ließ den Cursor über den Bildschirm wandern und öffnete die E-Mail.

    SIE BESITZEN ETWAS, DAS ICH HABEN MÖCHTE. DIE ALEXANDRIA-CONNECTION. SIE HABEN SIE VERSTECKT, UND SIE SIND DER EINZIGE MENSCH AUF ERDEN, DER WEISS, WO SIE ZU FINDEN IST. SCHAFFEN SIE SIE HER. SIE HABEN 72 STUNDEN. WENN SIE SIE HABEN, DRÜCKEN SIE DIE NUMMER 2 AUF DIESEM HANDY. WENN ICH NACH ABLAUF DER 72 STUNDEN NICHTS VON IHNEN GEHÖRT HABE, HABEN SIE KEIN KIND MEHR. SOLLTEN SIE VORHER VERSUCHEN, MICH IRGENDWIE AUSZUTRICKSEN, WIRD IHR SOHN EINEN ENTSCHEIDENDEN KÖRPERTEIL VERLIEREN. 72 STUNDEN. FINDEN SIE DIE VERBINDUNG, DANN KOMMEN WIR INS GESCHÄFT.

    Pam stand hinter ihm. »Was ist die Alexandria-Connection?«
    Er schwieg. Er durfte nichts sagen. Er war tatsächlich der einzige Mensch, der Bescheid wusste, und er hatte versprochen zu schweigen.
    »Wer auch immer diese E-Mail geschickt hat, weiß jedenfalls alles darüber. Was hat es damit auf sich?«
    Malone starrte auf die Anzeige. Er wusste, dass es unmöglich war, die Nachricht zurückzuverfolgen. Der Absender wusste mit Sicherheit genauso gut wie Malone, wie man seine Spuren im Netz verwischte, indem man Daten über zufällig ausgewählte Server verschickt. Einer solchen Spur zu folgen war nicht unmöglich, aber sehr schwierig.
    Malone strich sich mit der Hand durchs Haar. Gestern hatte er eigentlich zum Friseur gehen wollen. Er versuchte, die vom abrupten Aufwachen verkrampften Schultern zu lockern, und atmete ein paar Mal tief durch. Er war eben schnell in eine Jeans geschlüpft und hatte ein langärmliges Hemd über sein graues Unterhemd gezogen, doch plötzlich war ihm eiskalt vor Angst.
    »Verdammt, Cotton …«
    »Pam, sei still. Ich muss nachdenken. Du störst mich.«
    »Ich störe dich? Was zum …«
    Das Handy klingelte. Pam wollte sich darauf stürzen, doch Malone hinderte sie daran und sagte: »Lass es.«
    »Was soll das? Es könnte Gary sein.«
    »Hör auf zu träumen.«
    Nach dem dritten Läuten nahm er das Gespräch an.
    »Das hat aber gedauert«, hörte er eine Männerstimme mit niederländischem Akzent sagen. »Und sparen Sie sich bitte das Gewäsch von wegen, wenn wir dem Jungen auch nur ein Haar krümmen, bringen Sie uns um. Dafür haben weder Sie noch wir Zeit. Denken Sie dran, Ihre zweiundsiebzig Stunden laufen bereits.«
    Malone schwieg, doch er rief sich etwas in Erinnerung, das er vor langer Zeit gelernt hatte. Lass niemals zu, dass die andere Seite die Bedingungen stellt. »Vergessen Sie’s. Ich gehe nirgendwo hin.«
    »Sie gehen mit dem Leben Ihres Sohnes ganz schön leichtfertig um.«
    »Sie lassen mich Gary sehen und mit ihm sprechen. Danach mache ich mich auf den Weg.«
    »Schauen Sie mal nach draußen.«
    Er eilte zum Fenster. Drei Stockwerke tiefer lag der Højbro Plads immer noch still und verlassen da, bis auf zwei Gestalten am hinteren Rand der gepflasterten Fläche.
    Die Männer, die nur als Silhouetten zu erkennen waren, hatten Waffen geschultert.
    Granatenwerfer.
    »Tun Sie, was ich sage«, hörte er die Stimme dicht an seinem Ohr.
    Zwei Geschosse flogen durch die Nacht und durchschlugen die Fenster im Stockwerk unter ihm.
    Dann explodierten sie.

2
Wien, Österreich
02.12 Uhr

    Der Amtsinhaber des Blauen Stuhls sah zu, wie ein Wagen in der beleuchteten Einfahrt hielt und zwei Fahrgäste ausstiegen. Es war keine Limousine, kein irgendwie auffälliger Wagen, sondern einfach ein unauffälliger europäischer Viertürer, wie man ihn häufig auf Österreichs Straßen sah. Das perfekte Transportmittel, um sich der Aufmerksamkeit von
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher