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Patria

Patria

Titel: Patria
Autoren: Steve Berry
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einem Regierungsstipendium Jura studiert. Neun Jahre lang hatte er im Dienst der Militärgerichtsbarkeit gearbeitet. Vor dreizehn Jahren war er dann ins Justizministerium zum damals neu eingerichteten Magellan-Billet gewechselt, das im Auftrag der Vereinigten Staaten besonders heikle internationale Ermittlungen vornahm.
    Dort war Malone geblieben, bis er sich im Vorjahr im Rang eines Kommandanten vorzeitig aus dem Dienst verabschiedet hatte. Kurz darauf hatte er Amerika verlassen und war nach Kopenhagen gezogen, um ein Antiquariat zu betreiben.
    Ob dieser Rückzug aus dem Dienst die Folge einer Midlife-Crisis war? Oder hatte Malone Ärger mit der Regierung gehabt?
    Sabre wusste es nicht.
    Dann war da noch Malones Scheidung. Sabre hatte alle Informationen darüber sehr gründlich gelesen, denn man konnte nie wissen, ob sie nicht einmal von Nutzen sein konnten. Doch Malone blieb Sabre ein Rätsel. Er war allgemein als Büchernarr bekannt, doch nichts, was Sabre über sein psychologisches Profil gelesen hatte, erklärte die radikalen Brüche und Veränderungen in Malones Leben.
    Dagegen ließen Sabres Informationen keinen Zweifel daran, dass es sich bei seinem Gegner um einen äußerst fähigen Mann handelte.
    Malone sprach mehrere Sprachen einigermaßen fließend, er hatte, soweit bekannt, keine besonderen Laster, keine Süchte oder Phobien, er konnte sich bis an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit antreiben, und er tat dies auch, wenn ihm etwas wichtig war. Außerdem besaß Malone ein eidetisches Gedächtnis, um das Sabre ihn beneidete.
    Malone war kompetent, erfahren und intelligent, und damit unterschied er sich gewaltig von den hirnlosen, gewissenlosen und undisziplinierten Niederländern, die Sabre engagiert hatte.

    Sabre verweilte am dunklen Rand des Højbro Plads, auf welchem mittlerweile zahlreiche Schaulustige der Feuerwehr bei ihrer Arbeit zusahen. Die Nachtluft war beißend kalt. In Dänemark war der Herbst kaum mehr als ein kurzes Vorspiel für den Winter, und Sabre schob die geballten Fäuste in die Jackentaschen.
    Es war notwendig gewesen, alles in Brand zu stecken, was Cotton Malone sich im vergangenen Jahr aufgebaut hatte. Das war nichts Persönliches, aber Geschäft war Geschäft. Und falls Malone ihm nicht genau das brachte, was er haben wollte, würde er dessen Jungen ohne zu zögern umbringen.
    Der Niederländer an seiner Seite, der die Anrufe bei Malone erledigt hatte, hüstelte, schwieg aber weiter. Von Anfang an hatte Sabre den vier Männern eingeschärft: Sprecht nur, wenn ich euch dazu auffordere. Für Smalltalk hatte er weder Zeit noch Lust.
    Er beobachtete den Menschenauflauf noch fünf Minuten lang. Dann flüsterte er in sein Mikrofon: »Alle bleiben am Ball. Wir wissen, wohin sie fahren, und ihr wisst, was zu tun ist.«

5
04.00 Uhr

    Malone parkte seinen Wagen vor Christiangade, Henrik Thorvaldsens Landgut, das an der Ostküste der dänischen Provinz Seeland mit Blick auf den Öresund lag. Die zwanzig Meilen von Kopenhagen war er in seinem alten Mazda gefahren, den er einige Straßen von seinem Antiquariat entfernt in der Nähe der Christianburg geparkt hatte.
    Nachdem er und Pam es vom Dach des Nachbarhauses nach unten geschafft hatten, hatte er zugesehen, wie die Feuerwehr versuchte, das in seinem Haus wütende Flammenmeer zu bekämpfen. Ihm war klar geworden, dass er seine Bücher vergessen konnte, denn auch die paar Exemplare, die vielleicht von den Flammen verschont blieben, würden durch Hitze und Rauch irreparabel geschädigt werden. Beim Anblick dieser Szene hatte er versucht, seinen Zorn mit Hilfe einer Verhaltensregel zu bändigen, die er seit langer Zeit verinnerlicht hatte: Hasse niemals deinen Gegner. Hass trübt die Urteilskraft. Nein, Hass konnte er sich nicht leisten, denn er musste scharf nachdenken.
    Doch Pam störte ihn dabei.
    »Wer wohnt hier?«, fragte sie.
    »Ein Freund.«
    Auf der Fahrt hatte sie versucht, ihm Informationen zu entlocken, doch er war ihren Fragen ausgewichen und hatte sie damit anscheinend noch wütender gemacht. Aber bevor er sich mit Pam befasste, musste er mit jemand anderem reden.
    Das unbeleuchtete Haus war ein typisch dänisches Barockgebäude – dreigeschossig, aus Sandstein und Backstein erbaut und mit einem anmutig geschwungenen Kupferdach gedeckt. Ein Flügel ragte Richtung Land hinaus, der andere zeigte aufs Meer.
    Vor dreihundert Jahren hatte ein Sprössling der Familie Thorvaldsen, der auf die einträgliche Idee verfallen war,
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