Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Patria

Patria

Titel: Patria
Autoren: Steve Berry
Vom Netzwerk:
telefonieren konnte. Was hatte das zu bedeuten? Plötzlich fühlte er sich sehr verletzlich. Der Højbro Plads lag still und verlassen da. Zu dieser späten Stunde war er vollkommen menschenleer.
    Allmählich wurde er wacher.
    »Komm rein.« Er zerrte sie ins Antiquariat und schloss die Tür. Licht machte er nicht an.
    »Was ist los?«, fragte sie, die Stimme brüchig vor Angst.
    Er wandte sich ihr zu. »Ich weiß es nicht, Pam. Sag du es mir. Unser Sohn ist offensichtlich vor zwei Tagen von Gott weiß wem entführt worden, und du wartest zwei Tage ab, bis du jemandem davon erzählst? War dir nicht klar, dass das ziemlich verrückt ist?«
    »Ich wollte ihn nicht noch zusätzlich gefährden.«
    »Und du glaubst, dass ich das getan hätte? Habe ich das denn jemals getan?«
    »Ja, ganz einfach, indem du bist, wie du bist«, antwortete sie mit kalter Stimme, und er wusste sofort wieder, warum er nicht mehr mit ihr zusammen war.
    Plötzlich kam ihm ein Gedanke. Sie war noch nie in Dänemark gewesen. »Wie hast du mich gefunden?«
    »Die haben es mir gesagt.«
    »Wer zum Teufel sind die ?«
    »Ich weiß es nicht, Cotton. Zwei Männer. Aber nur einer der beiden hat geredet. Ein großer Typ mit dunklem Haar und einem flachen Gesicht.«
    »Ein Amerikaner?«
    »Wie soll ich das denn wissen?«
    »Wie hat er gesprochen?«
    Sie schien sich wieder etwas in den Griff zu bekommen. »Nein. Kein Amerikaner. Sie hatten einen Akzent. Es waren Europäer.«
    Er zeigte auf das Handy. »Was soll ich damit machen?«
    »Er sagte, du sollst deine E-Mails öffnen, dann würdest du eine Erklärung bekommen.«
    Sie sah sich nervös zwischen den dunklen Bücherregalen um. »Du wohnst oben, nicht wahr?«
    Gary hatte ihr bestimmt gesagt, dass seine Wohnung über dem Antiquariat lag. Er hatte es ihr gegenüber gewiss nicht erwähnt. Nachdem er seine Stelle im Justizministerium gekündigt und Georgia letztes Jahr verlassen hatte, hatten sie nur noch ein einziges Mal miteinander geredet, und zwar vor zwei Monaten im August, als er seinen Sohn, der ihn in den Sommerferien besucht hatte, nach Hause gebracht hatte. Damals hatte Pam ihm eiskalt eröffnet, dass Gary gar nicht sein leiblicher Sohn war. Der Junge war vielmehr einer Affäre entsprungen, die sie vor sechzehn Jahren mit einem anderen Mann gehabt hatte, als Reaktion auf Malones Untreue. Mit diesem Wissen kämpfte Malone seit damals, und bisher war er mit seinen inneren Dämonen noch nicht zu Rande gekommen. Eins hatte er damals jedenfalls beschlossen: Er hatte nicht die Absicht, jemals wieder ein Wort mit Pam Malone zu sprechen. Was immer zu sagen war, würde er mit Gary klären.
    Doch nun war plötzlich alles anders.
    »Ja«, antwortete er. »Oben.«

    Sie betraten seine Wohnung, und er setzte sich an den Schreibtisch. Er schaltete sein Notebook ein und wartete, bis es hochgefahren und das Programm gestartet war. Pam hatte sich wieder unter Kontrolle. Das war so ihr Art. Ihre Stimmungen waren ziemlich wechselhaft: himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Auch sie hatte Jura studiert, doch während Malone für die Regierung arbeitete, boxte sie im Auftrag ihrer Klienten, zu denen die umsatzstärksten Firmen Amerikas gehörten, die sich die enormen Anwaltskosten leisten konnten, millionenschwere Gerichtsverfahren durch. Als sie sich damals für das Jurastudium entschieden hatte, hatte er darin auch eine Reaktion auf seine eigene Berufswahl gesehen und es als ihren Wunsch verstanden, ein gemeinsames Leben zu führen. Später war ihm jedoch klar geworden, dass sie sich durch dieses Studium ihre Unabhängigkeit gesichert hatte.
    So war Pam eben.
    Das Notebook war betriebsbereit. Er öffnete seine Mailbox.
    Sie war leer.
    »Hier ist nichts.«
    Pam stürzte herbei. »Was meinst du damit? Er hat gesagt, du sollst nach deinen E-Mails schauen.«
    »Das war vor zwei Tagen. Und übrigens, wie bist du eigentlich hierhergekommen?«
    »Sie haben mir ein Flugticket gegeben.«
    Er konnte kaum glauben, was er da hörte. »Bist du verrückt? Ist dir klar, dass du den Typen einen Vorsprung von zwei Tagen verschafft hast?«
    »Meinst du etwa, das wüsste ich nicht?«, schrie sie ihn an. »Hältst du mich für eine Idiotin? Sie haben mir gesagt, dass sie mein Telefon und mein Handy abhören und mich überwachen würden. Und wenn ich nicht genau das täte, was sie verlangten, würden sie Gary umbringen. Sie haben mir ein Foto gezeigt.« Sie kämpfte dagegen an, doch die Tränen flossen von neuem. »Seine Augen …
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher