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Parker Pyne ermittelt

Parker Pyne ermittelt

Titel: Parker Pyne ermittelt
Autoren: Agatha Christie
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von Nachtclubs. Man einigte sich darauf, dass Mrs Packington und Mr Luttrell am nächsten Abend gemeinsam den beliebten Club Lesser Archangel mit ihrer Anwesenheit beehren würden.
    Mrs Packington war bei dem Gedanken, diese Tatsache ihrem Ehemann mitzuteilen, ein wenig nervös. Es beschlich sie das Gefühl, dass George dies als ungewöhnlich und womöglich lächerlich empfinden würde. Ihre Sorge war aber gänzlich unbegründet. Sie war zu nervös gewesen, als dass sie ihre Ankündigung am Frühstückstisch hätte vorbringen können, doch um zwei Uhr erhielt sie einen Anruf mit dem Hinweis, dass Mr Packington das Abendessen in der Stadt einnehmen würde.
    Der Abend war ein voller Erfolg. Mrs Packington war als junge Frau eine hervorragende Tänzerin gewesen, und unter Claude Luttrells erfahrener Anleitung lernte sie schnell die moderneren Schritte. Er beglückwünschte sie zu ihrem Kleid und lobte ebenso ihre Frisur. (An diesem Morgen hatte sie einen Termin bei einem äußerst renommierten Coiffeur gehabt.) Als er sich von ihr verabschiedete, ließ Claudes charmanter Handkuss ihre Haut angenehm prickeln. Mrs Packington hatte schon seit Jahren nicht mehr einen so wundervollen Abend verbracht.
    Zehn verblüffende Tage folgten. Mrs Packington wurde zum Mittag- und Abendessen eingeladen, sie lernte Tango zu tanzen, genoss ihren nachmittäglichen Tee und ihren ständigen Tanzpartner. Sie erfuhr alles über Claude Luttrells traurige Kindheit. Sie lauschte den bedauerlichen Umständen, die seinen Vater mittellos machten. Sie hörte von seiner tragischen Romanze und seinem Gefühl der Verbitterung bezüglich allen Frauen.
    Am elften Tag tanzten sie im Red Admiral. Mrs Packington erblickte ihren Ehemann, bevor er sie sah. An Georges Seite war die junge Frau aus seinem Büro. Beide Paare tanzten.
    »Hallo, George«, rief Mrs Packington vergnügt, als ihre Tanzschritte sie einander näher brachten.
    Es bereitete ihr ein exquisites Vergnügen zu sehen, wie ihr Mann erst erbleichte und die Überraschung ihn dann puterrot werden ließ. Doch auf seinem Gesicht war nicht nur seine Überraschung zu erkennen, sondern auch das Schuldgefühl, ertappt worden zu sein.
    Mrs Packington fühlte sich ganz als Herrin der Lage und genoss es. Der arme, alte George! Als sie sich hingesetzt hatte, blickte sie zu ihm hinüber. Wie beleibt er doch wirkte, wie glatzköpfig, und wie ungeschickt er auf seinen Füßen herumhüpfte! Er tanzte wie vor zwanzig Jahren. Der arme George – wie sehr er doch versuchte, wieder jung zu sein! Und das arme Mädchen, mit dem er tanzte, musste so tun, als ob ihr das gefiele. Sie wirkte auf jeden Fall gelangweilt, aber sie hatte ihr Gesicht auf seine Schulter gelegt, wo er es nicht sehen konnte.
    Mit Genugtuung dachte Mrs Packington, in welch beneidenswerter Lage sie sich befand. Sie warf einen kurzen Blick hinüber auf den perfekten Claude, der diskret schwieg. Wie sehr er sie doch verstand. Es war völlig harmonisch – anders als mit den Ehemännern, mit denen man sich nach einigen Jahren einfach nicht mehr vertrug.
    Sie betrachtete ihn erneut. Ihre Blicke trafen sich. Er lächelte, und seine wunderschönen, dunklen Augen sahen sie so melancholisch, so romantisch und so zärtlich an.
    »Möchtest du gerne tanzen?«, fragte er leise.
    Und sie tanzten. Es war der Himmel auf Erden!
    Sie spürte Georges Blick im Nacken, der sie ständig begleitete und um Verzeihung zu bitten schien. Es fiel ihr wieder ein, dass die ursprüngliche Idee gewesen war, George eifersüchtig zu machen. Wie lange das doch her war! Sie wollte George nicht mehr eifersüchtig machen. Das könnte ihn aus der Fassung bringen. Warum sollte sie den armen Kerl beunruhigen? Alle waren doch glücklich…
    Mr Packington war bereits seit einer Stunde zu Hause, als Mrs Packington zurückkehrte. Er wirkte verwirrt und verunsichert.
    »Hm«, merkte er an. »Da bist du ja.«
    Mrs Packington legte eine Stola ab, für die sie am Morgen zuvor vierzig Guineen bezahlt hatte. »Ja«, sagte sie mit einem Lächeln. »Da bin ich.«
    George hustete. »Ähem – es war etwas seltsam, dich heute zu sehen.«
    »Das stimmt wohl«, meinte Mrs Packington.
    »Nun – ich dachte, ich würde dem Mädchen etwas Gutes tun, wenn ich mit ihr ausgehe. Sie hat in letzter Zeit zu Hause eine Menge Ärger gehabt. Ich wollte ihr einen Gefallen tun, weißt du?«
    Mrs Packington nickte. Der arme, alte George, wie er beim Tanzen herumhüpfte und rot anlief und sich dabei selbst so gut
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