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Parker Pyne ermittelt

Parker Pyne ermittelt

Titel: Parker Pyne ermittelt
Autoren: Agatha Christie
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gefiel.
    »Wer war denn der Bursche, mit dem du da warst? Ich glaube, ich habe ihn noch nie gesehen.«
    »Sein Name ist Luttrell. Claude Luttrell.«
    »Woher kennst du ihn?«
    »Ach, jemand hat ihn mir vorgestellt«, lautete Mrs Packingtons ausweichende Antwort.
    »Es ist schon ein wenig seltsam, dass du tanzen gehst – und das in deinem Alter. Du solltest dich nicht lächerlich machen, meine Liebe.«
    Mrs Packington lächelte. Sie war der ganzen Welt so wohlgesinnt, dass sie sich die offensichtliche Antwort sparte. »Ein wenig Abwechslung ist immer nett«, sagte sie auf liebenswürdige Weise.
    »Du solltest auf jeden Fall vorsichtig sein. Von diesen Kerlen, diesen Salonlöwen, gibt es eine ganze Menge. Frauen mittleren Alters machen sich oft zum Narren. Ich möchte dich nur warnen, meine Liebe. Ich möchte nicht, dass du irgendetwas Unpassendes tust.«
    »Nun, es ist auf jeden Fall gut für meine Gesundheit«, sagte Mrs Packington.
    »Äh – natürlich.«
    »Das ist es doch auch für dich«, meinte Mrs Packington freundlich. »Das Wichtigste ist doch glücklich zu sein, nicht wahr? Ich erinnere mich, wie du das beim Frühstück gesagt hast, vor etwa zehn Tagen.«
    Ihr Ehemann schaute sie scharf an, aber auf ihrem Gesicht zeigte sich keine Spur von Sarkasmus. Sie gähnte.
    »Ich muss ins Bett. Übrigens, George, ich habe mir in den letzten Tagen einiges geleistet. Es werden ein paar erschreckend hohe Rechnungen eintrudeln. Du hast doch nichts dagegen?«
    »Rechnungen??«, fragte Mr Packington.
    »Ja. Für Kleider. Und Massagen. Für meine Haare. Ich habe mir sehr viel geleistet – aber ich weiß ja, dass du nichts dagegen hast.«
    Sie ging die Treppe hinauf. Mr Packington blieb mit offen stehendem Mund zurück. Maria war mit der Angelegenheit sehr nonchalant umgegangen. Um genau zu sein, schien sie die ganze Sache nicht zu interessieren. Aber es war eine Schande, dass sie auf einmal angefangen hatte, das Geld mit vollen Händen auszugeben. Maria – der Inbegriff von Sparsamkeit!
    Frauen! George Packington schüttelte den Kopf. Die Brüder seiner Begleiterin waren in letzter Zeit in einigen Ärger geraten. Nun, er hatte nur zu gern geholfen. Dennoch… Und zur Hölle damit! – Auf der Arbeit lief es auch nicht mehr so gut.
    Mit einem tiefen Seufzer folgte Mr Packington seiner Frau die Treppe hinauf.
    Manchmal wird einem die Bedeutung von Sätzen erst später bewusst. Erst am nächsten Morgen verstand Mr Packingtons Ehefrau einige der Dinge, die er gesagt hatte.
    Salonlöwen; Frauen mittleren Alters; machen sich zum Narren.
    Mrs Packington war eine beherzte Frau. Sie setzte sich hin und stellte sich den Tatsachen. Ein Gigolo. Sie hatte in der Zeitung über Gigolos gelesen. Sie hatte über die Torheiten gelesen, die Frauen mittleren Alters begingen.
    War Claude ein Gigolo? Sie ging davon aus. Aber Claude bezahlte immer für sie. Wurden Gigolos nicht immer bezahlt? Richtig, aber es war Mr Parker Pyne, der bezahlte, nicht Claude – oder besser gesagt, es waren ihre eigenen zweihundert Guineen.
    War sie eine Närrin mittleren Alters? Machte sich Claude Luttrell hinter ihrem Rücken über sie lustig? Dieser Gedanke trieb ihr Zornesröte ins Gesicht.
    Na, wenn schon. Claude war ein Gigolo. Sie war eine Närrin mittleren Alters. Sie hätte ihm vielleicht etwas schenken sollen. Ein goldenes Zigarettenetui. So etwas in der Art.
    Einer plötzlichen Anwandlung folgend fuhr sie auf der Stelle zu Asprey’s. Sie suchte ein Zigarettenetui aus und bezahlte es. Claude und sie waren im Claridge zum Mittagessen verabredet.
    Als sie an ihrem Kaffee nippten, holte sie es aus ihrer Tasche hervor. »Ein kleines Geschenk«, murmelte sie.
    Er blickte auf und runzelte die Stirn. »Für mich?«
    »Ja. Ich hoffe – ich hoffe, es gefällt dir.«
    Seine Hand schloss sich um das Etui, und er schob es entschieden zurück. »Warum schenkst du mir das? Ich werde es nicht annehmen. Nimm es zurück. Nimm es endlich zurück.« Seine dunklen Augen blitzten wütend auf.
    »Es tut mir leid«, murmelte sie und steckte es in ihre Tasche.
    An diesem Tag war die übliche, ungezwungene Atmosphäre zwischen ihnen dahin.
    Am nächsten Morgen rief er sie an. »Ich muss dich sprechen. Darf ich dich heute Nachmittag besuchen?«
    Sie schlug ihm vor, um drei Uhr bei ihr zu sein.
    Als er vor ihrer Tür stand, war er bleich und wirkte nervös. Die Anspannung zwischen den beiden war bei der Begrüßung deutlich zu spüren.
    Plötzlich wandte er sich ihr zu und sah
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