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Parker Pyne ermittelt

Parker Pyne ermittelt

Titel: Parker Pyne ermittelt
Autoren: Agatha Christie
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ihr in die Augen. »Wofür hältst du mich? Ich will eine Antwort, und darum bin ich hier. Wir haben uns angefreundet, nicht wahr? Ja, wir sind Freunde geworden. Aber dennoch hältst du mich für – nun ja, einen Gigolo. Eine Kreatur, die auf Kosten von Frauen lebt. Ein Salonlöwe. Das glaubst du doch?«
    »Nein, nein.«
    Er wischte ihren Protest beiseite. Sein Gesicht war kreidebleich. »Das denkst du. Nun, es ist die Wahrheit. Ich bin hier, um dir das zu sagen. Es stimmt! Ich hatte die Anweisung, dich auszuführen, dich zu unterhalten, dir den Hof zu machen und dich deinen Ehemann vergessen zu lassen. Das war meine Aufgabe. Abscheulich, oder?«
    »Warum erzählst du mir das?«, fragte sie.
    »Weil ich genug davon habe. Ich kann das nicht mehr weitermachen. Nicht mit dir. Du bist anders. Du bist eine Frau, an die ich glauben, der ich vertrauen, die ich bewundern könnte. Du glaubst, ich sage das nur, weil es Teil des Spiels ist.« Er näherte sich ihr. »Ich werde dir beweisen, dass das nicht stimmt. Ich werde weggehen – wegen dir. Diese verachtenswerte Kreatur, die ich im Moment noch bin, werde ich hinter mir lassen und einen echten Mann aus mir machen – wegen dir.«
    Plötzlich schloss er sie in die Arme, und ihre Lippen fanden sich. Dann ließ er sie wieder los und wich einen Schritt zurück.
    »Auf Wiedersehen. Ich war immer ein Schuft. Aber ich schwöre dir, dass sich das ändern wird. Erinnerst du dich daran, wie du mal gesagt hast, dass du gerne die Anzeigen im Kummerkasten deiner Zeitung liest? Von heute an werde ich dort jedes Jahr an diesem Tag eine Nachricht hinterlassen, dass ich mich erinnere und es wiedergutmachen werde. Dann wirst du verstehen, was du mir bedeutet hast. Noch eine Sache. Ich habe nichts von dir genommen. Ich möchte, dass du etwas von mir nimmst.« Er zog einen schlichten Siegelring von seinem Finger. »Er gehörte meiner Mutter. Ich möchte, dass du ihn bekommst. Und nun: Lebe wohl!«
    Er ließ sie verwundert stehen, mit einem Goldring in der Hand.
    George Packington kam früh nach Hause. Er fand seine Frau vor dem Kamin. Sie starrte mit einem geistesabwesenden Blick ins Feuer. Sie sprach freundlich mit ihm, war aber in Gedanken verloren.
    »Hör mal, Maria«, platzte es plötzlich aus ihm heraus. »Wegen dieses Mädchens.«
    »Ja, mein Lieber?«
    »Ich wollte dich nie damit verärgern, weißt du. Wegen ihr. Da war gar nichts dran.«
    »Ich weiß. Ich habe mich albern benommen. Du darfst sie so oft sehen, wie du möchtest, wenn es dich glücklich macht.«
    Diese Worte hätten George Packington froh stimmen sollen, aber seltsamerweise verärgerten sie ihn. Wie konnte man Spaß daran finden, mit einer jungen Frau auszugehen, wenn die eigene Frau sie einem praktisch aufdrängte? Zur Hölle damit, das gehörte sich nicht! Das Gefühl ein fröhlicher Hund zu sein, ein Mann, der mit dem Feuer spielte, das alles verpuffte und fand ein schmähliches Ende. George Packington war plötzlich ganz erschöpft, und seine Brieftasche fühlte sich merklich leichter an. Das Mädchen war ein durchtriebenes Ding.
    »Wie wäre es, wenn wir einfach ein paar Tage wegfahren, Maria?«, fragte er zögerlich.
    »Oh, mach dir um mich keine Gedanken. Mir geht es gut.«
    »Aber ich möchte gerne mit dir wegfahren. Wir könnten an die Riviera reisen.«
    Die Distanz zwischen ihnen war zu spüren, aber dennoch lächelte Mrs Packington ihn an.
    Der arme, alte George. Sie mochte ihn wirklich sehr. Er war ein so rührender, lieber Kerl. In seinem Leben gab es nicht denselben geheimnisvollen Glanz wie in ihrem. Sie legte Zärtlichkeit in ihr Lächeln.
    »Das wäre schön, mein Lieber«, sagte sie.
     
    Mr Parker Pyne sprach mit Miss Lemon. »Bewirtungskosten?«
    »Einhundertundzwei Pfund, vierzehn Schilling und sechs Pence«, antwortete Miss Lemon.
    Die Tür wurde aufgestoßen, und Claude Luttrell kam herein. Er wirkte mürrisch.
    »Morgen, Claude«, sagte Mr Parker Pyne. »Ist alles zu unserer Zufriedenheit verlaufen?«
    »Ich nehm’s an.«
    »Der Ring? Welchen Namen hast du übrigens eingravieren lassen?«
    »Matilda«, meinte Claude niedergeschlagen.
    »Bestens. Welchen Wortlaut für die Anzeige?«
    »Ich mach’s wieder gut. Denke daran. Claude.«
    »Notieren Sie sich das bitte, Miss Lemon. Im Kummerkasten. Am dritten November für – lassen Sie mich kurz durchrechnen. Ausgaben von einhundertundzwei Pfund und ein paar Zerquetschte. Ja, für zehn Jahre, denke ich. Unser Gewinn beläuft sich damit auf
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