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Parker Pyne ermittelt

Parker Pyne ermittelt

Titel: Parker Pyne ermittelt
Autoren: Agatha Christie
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in keinster Hinsicht angriffslustig wirkte. Sie war nur ungewöhnlich nachdenklich.
    George lauschte dem Radioprogramm und fragte sich, ob dieses nette Kind, Nancy, ihm erlauben würde, ihr einen Pelzmantel zu schenken. Sie war sehr stolz, das wusste er. Er wollte sie auf keinen Fall beleidigen. Dennoch – sie hatte sich so über die Kälte beklagt. Ihr Tweedmantel bestand aus billigem Stoff, und warm hielt er auf jeden Fall nicht. Vielleicht konnte er es so formulieren, dass er sie nicht verärgerte…
    Sie sollten möglichst bald wieder ausgehen. Es bereitete ihm größtes Vergnügen, ein solches Mädchen in ein elegantes Restaurant einzuladen. Er hatte bemerkt, wie ihn mehrere junge Burschen beneideten. Sie war außergewöhnlich gut aussehend. Und sie mochte ihn. Sie hatte ihm gesagt, dass sie ihn überhaupt nicht für alt hielt.
    Er blickte hoch und bemerkte seine Frau. Plötzlich überkamen ihn Schuldgefühle, was ihn wütend machte. Was für eine engstirnige, misstrauische Frau Maria doch war! Sie neidete ihm selbst das kleinste bisschen Glück.
    Er schaltete das Radio aus und begab sich zu Bett.
    Mrs Packington erhielt am nächsten Morgen drei unerwartete Briefe. Der erste enthielt die schriftliche Terminbestätigung bei einem bekannten Kosmetiker. Der zweite enthielt einen Termin bei einem Schneider. Der dritte war eine Einladung von Mr Parker Pyne zum Mittagessen im Ritz.
    Mr Packington erwähnte, dass er am Abend wohl nicht zum Essen zu Hause sein würde, da er noch einen Geschäftstermin hatte. Mrs Packington nickte nur geistesabwesend, und Mr Packington gratulierte sich insgeheim dafür, dem drohenden Sturm entkommen zu sein.
    Der Kosmetiker war beeindruckend. Solche Nachlässigkeit! Madame, aber warum? Das hätte schon vor Jahren angegangen werden sollen. Aber es war noch nicht zu spät.
    Man stellte Dinge mit ihrem Gesicht an; es wurde gewalkt und geknetet und im Dampfbad behandelt. Es bekam eine Schlammpackung. Verschiedenste Cremes wurden aufgetragen. Es wurde mit Puder bestäubt. Dann gab man ihr den letzten Schliff.
    Am Ende reichte man ihr einen Handspiegel. »Ich glaube, ich sehe tatsächlich jünger aus«, dachte sie bei sich.
    Der Aufenthalt beim Schneider war genauso spannend. Sie verließ seine Räumlichkeiten als elegante, modisch gekleidete Frau.
    Um halb zwei erschien Mrs Packington pünktlich zu ihrer Verabredung im Ritz. Mr Parker Pyne machte nicht nur einen einwandfreien Eindruck, was seine Kleidung anbetraf, er vermittelte ihr auch ein Gefühl der Sicherheit, und er wartete bereits auf sie.
    »Bezaubernd«, sagte er mit erfahrenem Blick, als er sie von oben bis unten betrachtete. »Ich war so frei Ihnen bereits einen Wh i te Lady zu bestellen.«
    Mrs Packington, die in ihrem Leben nur selten Cocktails aus der Nähe gesehen hatte, hatte nichts dagegen einzuwenden. Während sie behutsam an dem aufregenden Getränk nippte, hörte sie ihrem wohlwollenden Lehrer aufmerksam zu.
    »Ihren Ehemann, Mrs Packington«, sagte Mr Parker Pyne, »müssen wir aufhorchen lassen. Sie verstehen – aufhorchen lassen. Um Ihnen dabei zu helfen, stelle ich Sie einem jungen Freund von mir vor. Sie werden heute mit ihm zu Mittag essen.«
    In diesem Augenblick kam ein junger, eleganter Mann herein, der sich suchend umsah. Er entdeckte Mr Parker Pyne und kam auf sie zu.
    »Mr Claude Luttrell, Mrs Packington.«
    Mr Claude Luttrell war knapp dreißig, elegant, charmant, äußerst gepflegt gekleidet und unglaublich gut aussehend.
    »Es ist mir eine Freude, Sie kennenzulernen«, sagte er leise.
    Drei Minuten später saß Mrs Packington an einem Tisch für zwei ihrem neuen Lehrmeister gegenüber.
    Zu Anfang war sie noch schüchtern, aber Mr Luttrell sorgte dafür, dass sie sich bald entspannte. Er kannte sich gut in Paris aus und hatte auch einige Zeit an der Riviera verbracht. Er fragte Mrs Packington, ob sie gerne tanzen würde. Mrs Packington bejahte diese Frage, aber in letzter Zeit hatte sie wenig Gelegenheit dazu gehabt, da Mr Packington abends nicht gerne ausging.
    »Aber er kann doch wohl kaum so lieblos sein, jemanden wie Sie zu Hause zu lassen«, meinte Claude Luttrell und ließ zwei blendend weiße Zahnreihen aufblitzen. »Frauen lassen sich doch die Eifersucht ihrer Männer heutzutage nicht mehr gefallen.«
    Mrs Packington hätte fast gesagt, dass Eifersucht in diesem Fall keine Rolle spielte, doch sie behielt ihre Gedanken für sich. Immerhin gefiel ihr die Vorstellung.
    Claude Luttrell sprach leichthin
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