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Parasiten

Parasiten

Titel: Parasiten
Autoren: Marina Heib
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zu kreativ vorgegangen. Aber dafür haben Sie ihn
ja schon zur Rechenschaft gezogen, nicht wahr? Was Ihre Schwester betrifft …
Sie sollten mal mit Mama und Papa telefonieren, dann wären Sie auf dem
Laufenden.«
    In Sofias Kopf drehte sich alles, sie fühlte sich, als hätte sie hohes
Fieber. Jensen log sie an, es konnte nicht anders sein. Es stimmte, dass sie
seit ihrem Verschwinden keinen Kontakt zu ihren Eltern hatte. Sie konnte
einfach nicht mit ihnen sprechen, schließlich war sie schuld an Alinas
Verschwinden. Sie musste Alina erst finden, bevor sie sich zu Hause melden
konnte. Aber unter die Augen treten würde sie ihren Eltern auch dann nicht.
Schmutzig, wie sie war, und voller Parasiten. Sie war nicht mehr die Tochter,
die Ileana und Radu geliebt hatten. Früher. Bevor die Parasiten sie befallen
hatten. Sofia starrte Jensen mit offenem Mund an. Sie konnte nicht mehr denken.
Alles in ihr kribbelte und juckte und brannte, ihr ganzer Körper schien in
Flammen zu stehen.
    Jensen stand auf und holte die beiden Fremden aus dem Nebenzimmer.
Dann griff er neugierig nach Sofias Tasche. »Jetzt wollen wir doch mal sehen,
was sich hier drin befindet, Frau Suworow. Ich würde mich nicht wundern, wenn
es ein wenig Gift und viele kleine Insekten wären. Oder irre ich mich? Als Sie
bei mir angerufen und um ein Treffen gebeten haben, war mir klar, wer Benedikt
und Puri umgelegt hat. Danylo Savchenko oder Sie. Danylo ist ein übersensibles
Weichei, aber Sie hatten immer verdammt viel Biss und Courage. Nur scheinen Sie
mir inzwischen etwas verrückt geworden zu sein. Wieso, verdammt noch mal,
kratzen Sie sich die ganze Zeit? Das ist ja widerlich!«
    Danylo hatte sich der Terrassentür von der Seite her
nähern können. Er hockte hinter zwei großen Blumenkübeln auf der Lauer. Da die
Terrassentür gekippt war, konnte er jedes Wort, das im Wohnzimmer gesprochen
wurde, verstehen. Wieso hielten ihn eigentlich alle für ein Weichei? Er linste
um die Blumenkübel herum und sah, wie Jensen den Inhalt von Sofias Handtasche
auf den Wohnzimmertisch kippte: Papiertaschentücher, ein Schlüssel, ein paar
lose Geldscheine und einige Münzen, ein kleines Fläschchen, eine Rolle Verbandsmull,
mehrere Tablettenpackungen, ein zusammengerolltes Stahlseil und eine viereckige
Plastikdose mit blauem Deckel.
    Jensen nahm das Stahlseil in die Hand: »Eine Chanterelle.« Er wandte
sich an die fremde Frau: »Die E-Saite auf einer Violine. Die einzige, die aus
Stahl gefertigt wird. Ist das nicht poetisch gedacht von unserer Geigerin?«
    Die Frau zuckte gleichgültig mit den Schultern.
    Jensen legte die Saite weg und öffnete die mittelgroße Frischhaltebox.
Sofort drehte er angewidert den Kopf zur Seite. »Hier haben wir also den
Kleintierzoo. Kannst du mir mal sagen, was das soll, du blöde Schlampe?«
    Danylo sah zu Sofia. Sie gab keine Antwort. Ihr Gesicht war von
hektischen roten Flecken überzogen, ihre Augen blickten glasig. Langsam wurde
die Situation brenzlig. Er musste Sofia da rausholen. Aber wie? Der
breitschultrige Mann saß neben Jensen auf dem Sofa, Sofia gegenüber. In seinen
Händen hielt er eine Waffe, die auf Sofia gerichtet war.
    Danylo lief der Schweiß kalt den Rücken herunter. Seine Gedanken
rasten. Kurz kam ihm die Idee, sich etwas zu entfernen und diesen Bullen aus
Hamburg anzurufen. Er könnte mit seinen Leuten bestimmt in einer halben Stunde
hier sein. Aber dann würden sie Sofia verhaften und einsperren. Er musste allein
eine Lösung finden.
    Als Christian nach Hause kam, bereitete Anna gerade einen
gemischten Salat zu. »Schön, dann können wir zusammen essen«, freute sie sich.
    »Das wird nichts, mein Schatz. Ich muss noch mal weg. Kannst du mir
dein Auto leihen? Herd hat den einen Dienstwagen und Volker den anderen.« In
groben Zügen erzählte Christian von Ramsauers Besuch und den ganzen Erkenntnissen,
die er daraus gewonnen hatte.
    Anna vergaß ihren Salat. »Und jetzt willst du zu Jensen?«
    Christian nickte: »Leider gibt es keinerlei stichhaltige Beweise für
all die Anschuldigungen. Wir müssen Danylo Savchenko auftreiben und zu einer
Aussage bewegen. Ich könnte kotzen, wenn ich daran denke, dass Savchenko die
ganze Zeit gewusst hat, warum das alles geschieht. Warum seine beste Freundin
mit ihrer ganzen Familie ins Unglück gestürzt wird. Wieso hält der sein Maul?
Genau wie dieser Scheiß-Journalist!«
    »Ramsauer hatte berechtigte Angst um seinen Sohn, das kann ich
verstehen. Und Danylo … Mein Gott, dem
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