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Parasiten

Parasiten

Titel: Parasiten
Autoren: Marina Heib
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die Morde in der Zeitung gelesen und spekuliert, ob der
geheimnisvolle Dritte ihr Risiko erhöhte.
    Danylo blickte auf die große Umhängetasche, die Sofia direkt neben
ihren Füßen abgestellt hatte. Dann dachte er an die beiden im Nebenzimmer. Er
bekam Angst. Angst um Sofia.
    Ramsauer goss sich inzwischen selbst Kaffee nach. »Die
Geschichte geht noch weiter. Der Informant hat Henning auf das Thema gestoßen.
Dann hat Henning nachrecherchiert, wie ich es ihm beigebracht habe, und noch
mehr gefunden. Seinem Material war eine eidesstattliche Erklärung aus Russland
beigefügt, in der die Eltern eines gewissen Igor Pronin erklären, dass der Abschiedsbrief
ihres Sohnes nicht aus seiner Feder stammt. Henning hatte herausgefunden, dass
der angebliche Selbstmord des fünfzehnjährigen musikalischen Wunderkindes
äußerst schnell zu den Akten gelegt wurde. Und zwar, ohne handschriftliche
Gutachten vom Abschiedsbrief einzuholen, wie von den Eltern gefordert.«
    Christian war mit seiner Beherrschung endgültig am Ende. »Herr
Ramsauer, mit diesen Informationen kommen Sie erst jetzt? Wir reißen uns seit
Monaten den Arsch auf, um die ganze Sache aufzuklären, und Sie sitzen gemütlich
in Ihrer Almhütte auf allen Antworten, nach denen wir suchen! Ihren Sohn hätten
wir verdammt noch mal beschützen können!«
    »Vielleicht. Vielleicht auch nicht.«
    »Bloß kein Risiko eingehen, was? Aber in der Zwischenzeit verschwinden
junge Frauen, die rein gar nichts damit zu tun haben und nur zufällig in den
ganzen Scheiß verwickelt worden sind! In der Zwischenzeit geschehen Morde!
Glauben Sie bloß nicht, dass Sie so einfach aus der Nummer rauskommen! Ich
werde Sie wegen Unterschlagung von Beweismaterial und Behinderung der
Polizeiarbeit vor Gericht zerren. Mit viel Pech sind Sie dran wegen Beihilfe
zum Mord!«
    »Ich hatte das Material verloren. Was sollte ich machen? Zudem habe
ich mich sowieso auf dünnem Eis bewegt. Es war alles ohne Beweiskraft. Nichts
wert. Ich musste selbst erst die fehlenden Fakten zusammentragen. Dann wäre ich
auch zur Polizei gegangen. Aber ohne abgesicherte Aussagen? Henning hat
nirgends erwähnt, wer sein Informant war.«
    »Das ist nicht nötig, das weiß ich längst«, sagte Christian. Seit
Monaten fragte er sich, ob Henning Petersen tatsächlich der Stein des Anstoßes
gewesen war oder lediglich ein Glied in einer Kette, deren Anfang er bis dato
nicht sah. Jetzt wusste er es. Trotzdem fühlte er keine Befriedigung, nur eine
Art emotionale Erschöpfung. »Sie hätten einigen Menschen unendlich viel Leid
und Kummer ersparen können, wenn Sie gleich zu mir gekommen wären, statt Ihre
beschissen eitlen Pläne von der ganz großen Story zu verfolgen.«
    Ramsauer nickte demütig. »Damit werde ich leben müssen.«
    Christian hätte Ramsauer mit seiner devoten Art, die ihm wie intellektuelle
Arroganz vorkam, am liebsten in die Fresse gehauen. Aber wem war damit gedient?
»Bringen wir dieses unerfreuliche Gespräch zu einem Ende. Ich will Namen hören.
Wer waren die drei Vergewaltiger des Informanten?«
    »Dr. Werner Benedikt. Mit ihm habe ich mich im ›Alsterpavillon‹
getroffen. Dann noch Dominik Röhl. Und Karl Jensen, der künstlerische Leiter
der NMA. Jensen ist der Einzige, der noch lebt. Ich vermute, er ist der Nächste
auf der Todesliste.«
    Sofia versuchte zu retten, was noch zu retten war. Sie
würde Jensen nicht töten können. Nicht jetzt, wo diese Menschen im Nebenzimmer
warteten. Aber sie musste Alina finden.
    Sofia ging vor, wie bei Benedikt und Puri auch. »Danylo hat mir das
Beweismaterial gegen Sie und Ihre Freunde übergeben, bevor er verschwand. Ich
würde es tauschen. Gegen Alina.«
    Jensen begann laut zu lachen, was Sofia noch mehr verunsicherte.
Benedikt hatte den Namen Alina noch nie gehört, das hatte er glaubhaft
versichert, bevor das Gift sein Sprechzentrum lähmte. Puri hatte sie angespuckt
und gesagt, dass sie Alina niemals finden würde. Und Jensen lachte. Wieso
lachte er? Sofia spürte, wie die Käfer in ihrem linken Arm herumkrabbelten. Sie
begann sich zu kratzen.
    »Das Material war nie in Ihren Händen, Frau Suworow. Außerdem haben
wir es längst zurück, und ich bin sicher, dass keine Kopien existieren. Ihre
Schwester befindet sich zu Hause in Moldawien. Lassen Sie mich noch erwähnen,
dass ich keinerlei Anteil an der Entführung Ihrer Schwester noch an Ihrem
eigenen Verschwinden habe. Mein alter Freund Puri ist reichlich eigensinnig und
für mein Dafürhalten auch viel
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