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Parasit

Parasit

Titel: Parasit
Autoren: Richard Laymon
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verfärbte Haut über seinem Rückgrat endete in einem mehrere Zentimeter dicken Wulst oben in den Nacken.
    Das ist dieses Ding, dachte Alison. Sie erinnerte sich an Jakes Warnungen.
    Wenn Evan stirbt, kommt das Ding heraus.
    Und versucht, mich zu kriegen.
    Aber noch ist er ja nicht tot.
    Der Schraubenzieher entfiel seiner Hand. Er versuchte, ihn wieder aufzuheben, aber seine entkräfteten Finger stießen ihn nur an und er rollte davon.
    Alison richtete sich auf. Sie zitterte stark und ihre Beine waren wie Gummi. Um nicht umzufallen, stolperte sie ein paar Schritte zurück zu der Leiter, ließ den Hammer fallen und fasste nach einer der unteren Sprossen, um sich aufrecht zu halten.
    Evan zuckte weiterhin, aber nur noch schwach.
    Sie würde um seinen Körper herumgehen müssen, um zur Haustür zu gelangen. Er war nicht mehr in der Verfassung, sie daran zu hindern. Sie ließ die Leiter los, machte einen Schritt und erstarrte dann, als plötzlich Blut aus Evans Nacken spritzte.
    Die Kreatur katapultierte sich durch die rote Fontäne hinaus, sie schnellte aus Evan heraus, schoss über sein Schulterbein hinweg, fiel auf den Boden und glitt auf Alisons Füße zu.
    Sie sprang zurück. Stieß gegen die Leiter. Bekam eine Ferse auf die erste Stufe. Sie ergriff die Seitenteile hinter sich mit beiden Händen und kletterte. Die Leiter schwankte. Als die Kreatur den Fuß der Leiter erreichte, war sie gerade mal zwei Stufen hoch gekommen. Sie starrte auf die Monströsität unter sich herunter, kletterte eine Stufe höher und hielt sich da keuchend fest.
    Die Kreatur rollte sich langsam zusammen.
    Sie sah aus wie eine Schlange, aber mit ihrem schleimig pulsierenden Fleisch fühlte Alison sich eher an einen halben Meter Eingeweide erinnert. Da, wo Evans Blut abgescheuert war, war das Ding blassgelb und mit Adern durchzogen.
    Ein Ende hob sich aus dem zusammengeringelten Etwas. Es war weniger ein Kopf als eine Öffnung. Ein Gartenschlauch mit Zähnen. Die Öffnung klappte zu und Alison sah die trüben grauen Klumpen der Augen.
    Diese Augen schienen zu ihr hochzustarren, sie zu begehren.
    Alisons Nackenhaare sträubten sich. Sie sah an sich herunter. Das offene Hemd hing an einer Schulter herunter. Sie hatte sich noch nie so nackt gefühlt, so entblößt, so verletzlich. Sie wollte das Hemd zuknöpfen und eine Hand zwischen ihre Schenkel legen, aber sie stand nur erstarrt da und umklammerte die Seiten der Leiter.
    Die Kreatur streckte sich hoch und ließ sich dann mit dem obersten Stück über die erste Stufe der Leiter fallen. Das untere Ende wand sich und wurde dann nachgeschwungen. Einen Augenblick später lag das Ding mit der ganzen Länge auf dem Alumiumtritt ausgestreckt.
    Wimmernd kletterte Alison höher.
    Als Jakes Wagen wieder über eine Anhöhe auf der Straße schoss, sah er den zum Oakwood gehörenden Parkplatz. Ein blauer Wagen parkte vor dem Eingang des Restaurants.
    Lass es noch rechtzeitig sein! Bitte!
    Der Wagen verlor einen Moment lang den Asphalt unter der Reifen und fiel dann auf die Straße zurück.
    Bitte, bitte, lass mich noch rechtzeitig kommen!
    Es hatte so verdammt lange gedauert! Er war gefahren, so schnell er nur konnte, war über die Kreuzungen gerast, ohne sich um Vorfahrtsregeln und rote Ampeln zu kümmern, und dabei zweimal nur knapp einer Kollision entgangen. Aber es hatte so verdammt lange gedauert!
    Fünf Minuten? Eher zehn.
    Oh Gott, bitte. Lass sie am Leben sein!
    Das Ding kam näher. Und näher.
    Alison kletterte höher, aber es tat das auch. Und es schien mit jedem Mal geschickter darin zu werden, sich von einer Stufe zur nächsten hochzuschwingen.
    Alison saß auf der obersten Stufe, am Ende der Leiter, hielt sich krampfhaft fest und starrte zwischen ihren Knien hindurch.
    Sie wimmerte. Das Ding war ein grausiger gelbstichiger Fleck durch ihre Tränen.
    Es schwang sich auf die nächste Stufe.
    Mit einem verzweifelten Schluchzen ließ Alison vorsichtig die Leiter los und richtete sich auf. Sie kletterte rückwärts und hielt die Arme weit ausgestreckt, um die Balance zu halten. Eine Stufe, und dann noch eine. Sie war nun ganz oben auf der Leiter. Sie schwankte, als die Leiter kippelte. Als das Kippeln aufhörte, stellte sie die Beine ein wenig auseinander und bog die Knie geringfügig durch, um sich im Gleichgewicht zu halten.
    Sie blickte hinunter und sah zu, wie das Monster sich auf die Stufe hochzog, wo nur Sekunden zuvor ihre Füße gestanden hatten. Noch eine, und dann war es auf der Stufe
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