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Panic

Panic

Titel: Panic
Autoren: Mark T. Sullivan
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Jahreszeit. Er war der Sicherheitschef von Metcalfe Timber, der Firma, die für einen Großteil des riesigen Geländes, auf dem Pawlett mühsam sein Leben fristete, die Abholzrechte besaß.
    Die Firma Metcalfe Timber hatte in diesem Teil von British Columbia, an der Grenze zu Alberta, überall Waldarbeitercamps, von denen einige ständig benutzt wurden, andere nur sporadisch. Weil Pawlett einer der Wenigen war, die sich nach dem ersten November noch in die Wildnis wagten, hatte Curly ihn angeheuert, in regelmäßigen Abständen in diversen Außengebäuden und Holzfällercamps, sofern diese gerade unbewohnt waren, nach dem Rechten zu sehen. Als Gegenleistung erhielt der Alte fünfhundert Pfund Vorräte sowie das Recht, in der Gegend Fallen aufzustellen.
    »In diesem Winter geh ich da nicht mehr raus«, sagte Pawlett gleich, als Curly zur Tür hereinkam und einen fünfzig Pfund schweren Mehlsack und eine Kiste mit Gewehrpatronen schleppte.
    Curly zufolge hatte es in der Hütte ausgesehen wie immer: Zwei grob gezimmerte Hocker standen an einem verbeulten Küchentisch mit Resopalplatte. Eine Handpumpe ragte aus dem Spülbecken, in dem sich das schmutzige Geschirr stapelte. Fallen hingen an den Wänden. In den Regalen darunter standen blasse Flaschen mit goldenen Flüssigkeiten – Tinkturen, die Pawlett zum Fallenstellen brauchte, Urin und weiß Gott was sonst noch alles. Verlassene Vogelnester in den Dachsparren. Ein dickbäuchiger, rot glühender Holzofen, dessen Klappe eine Reparatur bitter nötig hatte. Der Schrank, dessen Tür nur noch an einer Angel hing, enthielt Steintöpfe mit eingelegtem Grünzeug, das Pawlett im Sommer im Garten anbaute, dazu selbst geräucherte Forellen und Lachse. Die Wand über Pawletts Bett zierte ein mottenzerfressenes Bärenfell.
    Pawlett habe so gut wie nie gebadet, sagte Curly. Sein fettiges Haar klebte ihm am Kopf. Die Krätze zerfraß die Haut unter seinem Bart. Ganz zu schweigen vom ekelhaften Gestank seiner Kleider. Curly ging ungern in Pawletts Hütte.
    »Soso, du willst also diesen Winter nicht raus?«, sagte Curly.
    »Hatte vorigen Monat eine böse Erscheinung«, erwiderte Pawlett. »Ich bleib den Winter über hier drin, Curly, warte ab, bis er vorbei ist.«
    Curly lächelte. »Nicht hier drin, Alter. Die Hütte gehört der Firma, die lässt dich aus purer Herzensgüte hier wohnen. Einer muss den Winter über die Runde machen. Wer das ist, ob du oder ein anderer, ist uns gleich. Wenn es ein anderer ist, reißen wir diese Bruchbude hier ab. Also, wie isses, soll ich den Rest von deinem Zeug reintragen, oder soll ich mit dem Bulldozer kommen und dein Rattenloch platt walzen?«
    Pawlett verzog das Gesicht und sah seinem Gegenüber blinzelnd in die Augen. Dessen zusammengepresste Lippen machten wenig Hoffnung. »Aber das hier ist alles, was ich hab, Curly.«
    »Tja, ein Jammer«, gab Curly zu.
    Pawlett rieb sich die pochende Schläfe und versuchte krampfhaft, einen Ausweg zu finden. Nach ein paar Minuten gab er nach. »Na schön, bring alles rein. Vielleicht hab ich das Zeichen ja falsch verstanden.«
    »Da wett ich drauf«, entgegnete Curly. Er ging hinaus zum Truck und holte die restlichen Waren, die Pawlett im Frühsommer geordert hatte: fünfzig Pfund Milchpulver, hundert Pfund Trockenobst, siebenundzwanzig Liter Roggenwhiskey, eine neue Wolljacke, ein Paar von diesen modernen Schneeschuhen aus Leichtmetall, ein Paar hirschlederne Handschuhe, ein neues Werkzeug zur Lederverarbeitung sowie Öl, Benzin, einen Startermotor und einen Vergaser für seinen altersschwachen Motorschlitten.
    Bevor er Pawlett den Lieferschein unterschreiben ließ, ging Curly noch einmal die einzelnen Punkte des Vertrags mit ihm durch. Im Verlauf des Winters, der Ende Oktober begann, sollte Pawlett jedes Camp dreimal prüfen. Von den Camps aus, wo es ein funktionierendes Funksprechgerät gab, sollte er das Hauptbüro anrufen und Bescheid geben, wie die Sache lief.
    Auf Pawletts Frage, ob er sich auch bei der Blockhütte des alten Metcalfe umsehen sollte, sagte ihm Curly, er solle bis Dezember damit warten; ein Jagdausrüster habe das ganze Revier Mitte November für die Hirschjagd gepachtet.
    »Wildreiche Gegend. Ist jetzt drei Jahre her, seit der Alte verschwunden ist. Seitdem war keiner mehr dort«, bemerkte Pawlett.
    »Bis auf dich, natürlich.«
    »Ich hab nicht gewildert«, protestierte Pawlett.
    »Willst du mir etwa weismachen, dass du ein gesetzestreuer Bürger bist?«, fragte Curly und lachte fast
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