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Panic

Panic

Titel: Panic
Autoren: Mark T. Sullivan
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ihrer schwarzen, handgefertigten Stiefel und strich sich mit der Rechten das blond gefärbte Haar aus der Stirn. Ein klobiges Goldkettchen baumelte ihr vom Handgelenk. An ihrer Linken glitzerte ein vierkarätiger Diamant. Mit dem deutete sie in Richtung Telefonzelle.
    »Hat er wissen wollen, ob Sie allein unterwegs sind?«, fragte sie mit dem gedehnten Akzent der Südtexaner.
    »Wie bitte?«
    »Na, Earl«, sagte sie. Ihr Blick blieb an der Telefonzelle haften. »Der Kerl ist ständig auf der Pirsch, entweder nach Wild oder nach Weibern. Ich bin Lenore, seine neueste Trophäenfrau.«
    »Er wollte seinen Broker anrufen. Und ich meine Kinder.«
    Offenbar fand Lenore das komisch. »Seinen Broker? Wohl eher seine Sekretärin oder die Kleine, die ihm die Nägel stutzt.« Sie sah mich forschend an. »Sie sehen prima aus, Schätzchen, aber Sie machen es ihm vermutlich zu leicht. Earl mag die Widerspenstigen.«
    »Was sind Sie – seine Frau oder seine Bett-Managerin?«
    Lenore warf den Kopf zurück und lachte. »Sie sind klasse, Schätzchen! Bei mir darf man nicht zimperlich sein. Ich will nun mal wissen, mit wem ich’s zu tun hab. Und Sie sind taffer, als ich dachte. Freunde?«
    Sie streckte mir die Hand hin. Ich muss zugeben, dass ich verwirrt war. Aber die Entschuldigung war ehrlich gemeint. Also nahm ich ihre hagere Hand und schüttelte sie. Hinter ihr meldete sich Earl zu Wort. »Wie ich sehe, habt ihr zwei euch schon bekannt gemacht. Wie war gleich Ihr Name?«
    »Diana, Diana Jackman.«
    »Earl Addison. Addison Data Systems, aus Fort Worth.«
    Das
war es also,
daher
kannte ich ihn!
    »Ihre Firma stand in letzter Zeit oft in der Zeitung, Earl.«
    »Stimmt, sind Sie auch in der Computer-?«
    Bevor Earl zu Ende reden konnte, rief jemand:
    »Jackman? Die Tochter von Hart Jackman?«
    Der Name meines Vaters ließ mich zusammenzucken. Widerwillig drehte ich mich um. Umgeben von Taschen und Gewehrkoffern stand ein Mann, den ich von den Fotos kannte, die mein Vater an den Wänden seines Büros hängen hatte. Er war fünfundfünfzig oder sechzig Jahre alt, hatte einen auffällig weißen Bart und ebensolche Haare, die ihm wild vom Kopf abstanden. Er trug eine grüne Tarnjacke, Jeans und schwere Lederstiefel. Seine Haut war fleckig rot, wie die eines Hochseefischers. Seine Augen blickten verhangen, aber klug.
    Dann fiel mir sein Name wieder ein – Michael Griffin. Ihm gehörte ein Laden außerhalb von Nashville, in dem er erstklassige Gewehre verkaufte: J. Purdey & Sons, Holland & Holland, A. H. Foxes. Aber für die Jagd benutzte er, wenn ich mich recht erinnerte, ausschließlich Pfeil und Bogen. Er hatte sich außerdem als Autor einer philosophischen Abhandlung über die Jagd einen Namen gemacht und damit die Sympathie meines Vaters erworben.
    »Ja, Mr. Griffin, ich bin Harts Tochter.«
    Er kam auf mich zu und streckte mir die Hand entgegen. »Dann sind Sie Little Crow.«
    Ich lächelte. »So hat mich seit Jahren niemand mehr genannt. Sagen Sie Diana zu mir.«
    Er lächelte zurück. »Nur, wenn Sie mich Griff nennen.«
    »Geht klar, Griff.«
    Er wandte sich an Earl und Lenore. »Könnte ich kurz mit Diana allein reden? Sie hat vor ’ner Weile ihren Dad verloren. Ich würde ihr gern mein Beileid aussprechen.«
    Earls Kiefer klappten ärgerlich aufeinander. Er gehörte zu denen, die sich ungern etwas sagen ließen. »Tut mir Leid, Diana«, sagte er schließlich, »äh … Krebs oder so?«
    »Nein, Earl«, sagte ich sanft. »Viel schlimmer.«
    »Oh je«, sagte Earl.
    »Trampel!«, sagte Lenore und packte ihn an der Schulter. Sie wandte sich an mich. »Ich muss mich entschuldigen. Earl ist ein Genie, was Computer und Geschäfte angeht, aber seine Umgangsformen lassen arg zu wünschen übrig. Jetzt komm schon.«
    Als die beiden außer Hörweite waren, sagte ich: »Hoffentlich ist Metcalfe wirklich so groß, wie alle sagen.«
    »Zweitausendfünfhundert Quadratkilometer«, erwiderte Griff.
    »Klingt fast zu klein«, sagte ich mit einem Blick auf Earl und Lenore.
    »Machen wir das Beste draus«, sagte Griff. Seine Miene wurde ernst. »Es ist wirklich nett, Sie kennen zu lernen. Ihr Dad sagte immer, Sie wären die beste Spurenleserin, die er je gesehen hätte, abgesehen von ihm selbst.«
    »Das ist lange her. Ich bin nicht mehr in Form.«
    »Nicht in Form! Sie sehen aus, als könnten Sie dreißig Kilometer am Stück rennen, junge Dame.«
    »Fitnessstudio«, sagte ich. »Ich bin fünfzehn Jahre lang nicht mehr im Wald gewesen. Ich
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