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Panic

Panic

Titel: Panic
Autoren: Mark T. Sullivan
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dabei.
    »Du hast gesagt, die Gegend wär tabu, Curly. Und ich hör auf das, was du mir sagst.«
    »Besser wär’s«, meinte Curly. Er presste wieder die Lippen zusammen. »Mitte Januar kommt jemand, um nach dir zu sehen und die Felle zu holen.«
     
    Alles, was es sonst über Pawlett zu sagen gibt, basiert auf dem, was von ihm übrig blieb. Aber ich vermute mal, dass es sich wie folgt zugetragen hat:
    Der November beginnt recht mild, und die laue Luft hilft Pawlett über das Erlebnis mit dem Hermelin hinweg. Er wird wieder nüchtern. Und drei Wochen nach Curlys Besuch nimmt er seine tägliche Routine wieder auf und geht die hundertfünfzig Kilometer lange Strecke ab, an der er seine Fallen aufgestellt hat. Am Ende der ersten Novemberwoche beschließt er, durch die Barris-Senke über den Wolfsrücken und eine Reihe von Hügeln und Tälern zum Holzfällercamp 4 der Firma Metcalfe Logging zu gehen, das an das Metcalfe-Jagdrevier grenzt. Er schultert sein Gepäck und ärgert sich, weil noch kein Schnee liegt und er seinen Motorschlitten nicht benutzen kann.
    Am Ende des ersten Tages – achtzehn von achtunddreißig Kilometern liegen hinter ihm – dreht der Wind von Süd nach Nord und führt dunkle Wolken heran. Mit ihnen steigt die Niederschlagsneigung.
    Pawlett wirft einen prüfenden Blick zum Himmel und fröstelt. »So viel ist mal sicher, jetzt geht’s los.«
    Die Tiere werden unruhig, spüren den aufziehenden Sturm. Eichelhäher fegen krächzend durch die Erlen am Rande eines Sumpfes, den er umgeht. Am Rand einer Lichtung steht ein Elch. Als er Pawlett wittert, bricht er in wilder Flucht durchs Unterholz. Eine fette Hirschkuh äst auf einer Ebene in der Nähe der Hütten, die Pawlett für seine winterliche Arbeit instand hält. Er streckt sie nieder.
    Pawlett säubert und häutet das Tier, als die ersten Schneeflocken fallen. Er zerteilt das Fleisch in vier Stücke, salzt es ein und wickelt es in Seihtücher. Dann hängt er die Viertel hoch ins Geäst eines Baumes zwischen den Hütten, wo sie abkühlen und irgendwann gefrieren. Falls sich die Bären nicht über das Fleisch hermachen, wird es da sein, wenn Pawlett später im Monat mit dem Motorschlitten zurückkommt. Als es dunkel wird, macht er ein Feuer, brät die Leber des Hirschen und isst davon. Es schneit.
    Immer wenn ich mir Pawlett in dieser Nacht vorstelle, wünsche ich ihm einen friedlichen Schlaf.
     
    Am nächsten Morgen, der stürmisch und kalt heraufdämmert, liegen fünfzehn Zentimeter Neuschnee. Pawlett verzehrt den Rest der Leber, trinkt dazu eine Tasse schwarzen Kaffees und bricht auf.
    Um zwei Uhr nachmittags hat Pawlett sein Ziel vor Augen. Die Arbeit im Camp 4 wurde schon vor fast zehn Jahren eingestellt. Jetzt lagern hier nur noch Ersatzteile für die Holzlader. Hin und wieder übernachten ein paar Arbeiter hier, die für das Wild im Gelände kleine Flächen abholzen. Im Sommer, solange die Waldwege passierbar sind, wird Versorgungsmaterial, das zu groß ist, um ins Revier geflogen zu werden, zum Weitertransport hierher gebracht.
    Pawlett wischt sich mit dem Ärmel über die Nase und stapft hügelabwärts durch den frisch gefallenen Schnee, den der Wind durch die wenigen Gelbkiefern hereingeweht hat. Er kommt auf eine überwucherte Wiese. Am anderen Ende steht eine ausrangierte Wellblechbaracke aus Armeebeständen, die damals den Waldarbeitern als Büro, Küche und Unterkunft diente. Dahinter stehen drei Wellblechschuppen, die man aus Fertigteilen zusammengezimmert hat.
    Der Wind frischt auf. Die Sonne bricht durch die Wolken, und der Trapper muss blinzeln, weil das Gleißen des Schnees und der Wellblechwände seine Augen blenden. Auf halbem Weg über den Hof bleibt er stehen. Menschliche Fußstapfen? Stirnrunzelnd geht er in die Knie. Tiefe und Ausrichtung der Tritte weisen darauf hin, dass der Betreffende eine schwere Last geschleppt haben muss. Und zwar erst heute Morgen. Pawlett erkennt es an der Art und Weise, wie der Wind die Spurenränder ausgefranst hat.
    Pawlett sieht sich forschend um. Der Schnee glitzert jetzt in der Sonne wie Myriaden von Diamanten. Keine weiteren Spuren, nur diese eine Linie, geradewegs auf den Waldweg zu, der in südöstlicher Richtung zum Metcalfe-Revier führt. Wahrscheinlich, überlegt Pawlett, ist der Jagdausrüster, von dem Curly gesprochen hat, vom knapp fünfzig Kilometer entfernten See – wo die Jagdhütte des alten Metcalfe steht – hierher gefahren, um Ersatzteile zu holen. Aber wo sind die Spuren
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