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Panic

Panic

Titel: Panic
Autoren: Mark T. Sullivan
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Camping-Leuchte und zehn Liter Petroleum. Eine Klappsäge. Weitere Gerätschaften stapeln sich in der dunkelsten Ecke des Raums.
    So wie ich es sehe, versucht Pawlett die Taschenlampe anzuknipsen, aber sie funktioniert nicht. Er will gerade eins der Päckchen mit den Batterien aufreißen, als er die schwachen Silhouetten zweier weißer Kerzen bemerkt, die an der hinteren Wand auf einem Tisch stehen. Er lehnt das Gewehr an die Wand, streift den Rucksack ab und stellt ihn auf den Boden. Dann fischt er ein Streichholzbriefchen aus der Hosentascheund klettert schwankend über die Vorräte. Er zündet ein Streichholz an, hält es zuerst an die eine Kerze, dann an die andere.
    Im flackernden Licht sieht Pawlett dann einen Schrein: Die Haut des Spießers wurde an die Planken oberhalb des Tisches genagelt. Der Wolfsschädel wurde blank gekocht und am blutigen Hirschbalg befestigt. Den Schädel umgeben fächerförmig die roten Schwanzfedern eines Falken, die weißen Flugfedern einer Eule und die glänzenden Rückenfedern eines Raben.
    Doch in Panik versetzt Pawlett erst, was er auf dem provisorischen Altar unter dem Fetisch findet. Sein Herz gerät ins Stocken, wie durch eine Macht manipuliert, die sein Begriffsvermögen übersteigt. Nichts wie raus hier, denkt er, stolpert über die Vorräte und durch die Tür, vergisst dabei in seiner Hast Gewehr und Rucksack.
    Er stürzt in das andere Zimmer, rutscht auf dem Sperrholzboden aus und fällt der Länge nach hin; dabei versucht er mühsam den Brechreiz zu unterdrücken, der sich seiner bemächtigt hat. Ruhig Blut, redet er sich zu, geh zum Generator, tank ihn auf und schalt ihn ein, dann hast du Strom und kannst das Funkgerät benutzen. Er wird Curly anrufen. Alles wird gut.
    Pawlett rappelt sich hoch und hastet zum Generatorraum hinüber. Die Tür ist abgesperrt. Der Schlüssel befindet sich unter der Treppe. Fluchend rennt Pawlett ins Freie, er achtet kaum auf die Welt um ihn herum, die durch den Anblick des Schreins auf einmal neu und mächtig und böse geworden ist.
    Er gräbt sich durch den Schnee, greift hinter die Treppe und streckt sich nach dem Kaffeebecher, in dem die Schlüssel aufbewahrt werden. Und dann hat er sie in der Hand. Er lacht, jetzt wird doch noch alles gut, sagt er sich. Alles wird gut.
    Der Generator streikt schier eine Ewigkeit, bis Pawlett den Ölstand prüft, sieht, dass Öl fehlt, und den Tank auffüllt bis zum Rand. Drei Züge an der Schnur, und der Motor springt spuckend an.
    Jetzt hat Pawlett Zeit. Er geht zurück in den Hauptraum, auf die Nische zu, von der aus der Vorarbeiter alles im Blick hatte. Dort glänzt auf einem Stahlregal das Funkgerät.
    Er greift sich den Hörer und will gerade die Metcalfe-Frequenz eingeben, als sein Herz erneut ins Stocken gerät, er spürt diesmal die Gegenwart von etwas anderem, und ein Zittern erfasst seinen gesamten Körper. Pawlett dreht sich um und sieht, dass die Tür ins Freie offen steht. Ein dicker Sonnenstrahl zerpflügt den Boden, und mittendrin, von Kopf bis Fuß in einen schneeweißen Tarnanzug gehüllt, steht ein Mann, dessen Augen glänzen wie Ebenholz.
    Pawlett sieht die primitive Waffe, die der Mann in der Hand hält, und erkennt, dass es kein Entrinnen für ihn gibt. Er spürt die Mordlust des anderen wie eine Pranke auf der Brust. Der alte Trapper lässt das Telefon fallen und fängt an zu schreien wie ein kleines Kind, das schlecht geträumt hat …
    Was sonst noch in diesem Herbst passiert ist, weiß ich aus eigener Anschauung.

Sechzehnter November
    Ein frischer Wind, Vorbote eines heranziehenden Sturms, kräuselte die Wasseroberfläche des Sees, und weiße Gischt spuckte auf den Kai. Ein Wasserflugzeug vom Typ Twin-Otter zerrte bockig an den Tauen. Und am fernen Ende der Bucht schwankten die Rottannen bedrohlich.
    Der Wind blies in Böen. Das metallene Coca-Cola-Schild über dem baufälligen Proviantladen schaukelte in den Verankerungen. Ich stellte den Kragen meiner grün karierten Wolljacke auf, kehrte dem Sturm den Rücken und ging um die beiden Segeltuchtaschen und den Gewehrkoffer aus Aluminium herum, die ich zum Einladen ins Flugzeug auf den Anlegesteg geschafft hatte. Die Hände tief in die lammfellgefütterten Taschen meiner Jacke vergraben, trabte ich zum fünften Mal in dieser Stunde hinüber zur Telefonzelle auf dem Schotter-Parkplatz.
    In der Zelle erholte ich mich kurz vom Geschwätz der anderen, die sich samt Ausrüstung für den Flug zum Metcalfe-Revier bereit hielten. Dann
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