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Pandoras Tochter

Pandoras Tochter

Titel: Pandoras Tochter
Autoren: Iris Johansen
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nickte. »Ich bin Ärztin. Mir passiert das ständig. Und ich kann mich auf nichts anderes stützen als auf mein Wissen und die Erfahrung.«
    Sein Blick verdüsterte sich. »Das ist nicht das, was ich mir vom Leben erhofft habe. Was, wenn jemand herausgefunden hätte, dass ich heilen kann? Sie hätten mich überrannt und so was wie einen Heiligen aus mir gemacht.«
    »Du hast offensichtlich ein Problem. Wie willst du es lösen?«
    »Du lachst über mich?«
    »O nein! Ich lache, weil ich glücklich bin.« Sie strahlte ihn an. »Ich lache, weil ich zum ersten Mal wirklich Hoffnung habe. Ich hab etwas richtig gemacht, und vielleicht ist diese Pandora-Sache gar nicht so schlimm.« Sie wiederholte: »Wie willst du dein Problem lösen?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich lebe mein Leben wie zuvor. Aber es kann ja nicht schaden, wenn ich ein paar Tage in der Woche in einer Klinik verbringe. Das sollte genügen, um die kritischen Fälle zu erkennen und den Betroffenen zu helfen. Wie gesagt, ich mag Kinder.«
    Tränen brannten ihr in den Augen. »Nein, ich glaube auch nicht, dass das schadet.«
    Harley richtete den Blick wieder auf Phillip. »Ich kann dir nichts versprechen, Megan. Ich weiß nicht, wie es funktioniert. Bevor du hereingekommen bist, habe ich meine Hand auf seine Schläfe gelegt, aber er zeigte keine Reaktion. Natürlich habe ich manchmal bei den Kindern Tage gebraucht.«
    »Versuch es einfach, Harley.«
    »Ich gebe mein Bestes. Aber nicht, wenn du mir dabei auf die Finger schaust. Ich komme mir sowieso schon komisch vor. Mir ist es peinlich.«
    »Peinlich? Kaum zu glauben.«
    »Geh einfach für ein paar Tage weg. Ich rufe dich an, sobald es etwas Neues gibt.«
    »Ich möchte hierbleiben.«
    Er wedelte mit der Hand. »Ich bleibe, du gehst.« Er grinste. »Flieg nach Tansania. Renata hat mir erzählt, dass Grady Hilfe bei seiner Arbeit dort brauchen könnte.«
    »Renata? Hat sie dich hergebracht?«
    »Ja, sie hat mich aufgespürt wie ein Bluthund. Sie dachte, dass ich neugierig genug wäre, um meine Möglichkeiten auszuloten, und hat in drei Staaten alle Krankenhäuser angerufen. Sie meinte, ich hätte sie genug Zeit gekostet und dass ich hier einiges zu regeln hätte.« Er rümpfte die Nase. »Ich hatte den Eindruck, dass sie mich in der Klinik verraten und einen Interview-Termin mit Oprah für eine Sendung über Geistheiler des letzten Jahrzehnts vereinbaren würde, wenn ich nicht tue, was sie von mir verlangt.«
    Megan schmunzelte. »Was für ein durchtriebenes Weib.«
    »Tansania«, drängte er.
    Grady war in Tansania. Megan hatte ihn mehr als zwei Wochen nicht gesehen, und er hatte keinen Versuch unternommen, sie zu kontaktieren. Verdammt, vielleicht war es auch für ihn eine Erleichterung, wenn er Abstand zu ihr hielt. Sie war nicht die Einzige, die mit der Veränderung fertig werden musste, seit sie sich wieder begegnet waren. Vielleicht sollte sie warten, dass er den nächsten Schritt machte.
    Warten? In letzter Zeit schien ihr Leben ohnehin stillzustehen – Phillip, ihre berufliche Karriere –, während sie sich daran gewöhnte, eine Pandora zu sein, und ihre Möglichkeiten erforschte.
    Und, verdammt, das, was zwischen ihr und Grady war, musste geklärt werden, ehe sie auf irgendeinem Gebiet vorwärtskommen konnte.

K APITEL 22
Tansania
    M
    egan spannte sich an, sie hörte, wie sich Gradys Hotelschlüssel im Schloss drehte.
    »Es ist nicht abgeschlossen, Grady«, rief sie.
    Grady riss die Tür auf und sah sie sprachlos an. Er trug Khakis und Stiefel, sein Haar war heller als vor zwei Wochen, seine Haut dunkler – gebräunt von der afrikanischen Sonne.
    »Ich habe den Portier bestochen«, sagte sie. »Ich wollte dich nicht in der Lobby wiedersehen. Du solltest wirklich in einem besseren Hotel absteigen. Mich hat es nicht viel gekostet, in dein Zimmer zu kommen. Ich hätte eine Diebin oder Mörderin sein können oder …«
    »Dieses Hotel ist genau richtig für mich.« Er schloss die Tür, blieb aber stehen. »Ich verhandle gerade mit einem Stammesführer, und er würde den Preis in die Höhe treiben, wenn ich in einem exklusiveren Hotel wohnen würde.«
    Sie zog die Stirn kraus. »Du verhandelst? Du kaufst die armen Mädchen?«
    »Ich kann nicht in die Häuser marschieren und sie den Besitzern einfach wegnehmen. Sie gelten als Sklaven, und ich würde letzten Endes womöglich nur erreichen, dass sie getötet werden.« Er lächelte. »Gewöhnlich kann ich den Besitzern klarmachen, dass es besser ist,
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