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Pandoras Tochter

Pandoras Tochter

Titel: Pandoras Tochter
Autoren: Iris Johansen
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ihr klarzumachen, dass ein paar Stunden mehr oder weniger …«
    »Renata, ich hab vielleicht eine Spur zu Adia gefunden.« Harley kam auf sie zu. »Venable hat die Unterlagen fast durch, aber es gibt einen dicken Ordner, in dem auf Hedda Kiplers Aktivitäten verwiesen wird. Sie sagten, sie hat Molino das Kleid als Trophäe gebracht?«
    »Richtig.«
    »Wenn es Grady schafft, Venable diese Unterlagen abzuschwatzen, kann ich die Spur vielleicht …«
    »Später«, schnitt ihm Megan das Wort ab. »Kommt mit. Ich habe keine Lust, über Venables Männer zu stolpern.« Sie drehte sich um und steuerte den Geräteschuppen an. Sie knipste das Licht an – eine nackte Glühbirne, die von der Decke hing. »Ich möchte das schnell hinter mich bringen.«
    »Phillip?«, fragte Grady behutsam. »Er hat es nicht geschafft?«
    »Er ist noch am Leben. Falls man einen komatösen Zustand als Leben bezeichnen kann. Aber deshalb bin ich nicht hier.«
    Grady sah sie forschend an. »Du bist aufgeregt. Ich spüre förmlich deine … Was ist passiert?«
    »Zur Abwechslung mal was Gutes.« Sie ballte die Hände zu Fäusten und streckte sie wieder. »Renata, zeig es ihnen.«
    Renata hatte ihr Shirt bereits ausgezogen und streifte einen BH-Träger von der Schulter. »Nur gut, dass ich keine falsche Scham kenne. Ich bin es allmählich leid …«
    »Mein Gott«, hauchte Grady.
    Megan kam einen Schritt näher und berührte Renatas Schulter. »Keine Wunde. Keine Narbe. Die Haut ist glatt wie Seide. Als wäre nie eine Kugel in die Schulter eingedrungen.«
    Harley stieß einen leisen Pfiff aus. »Was ist passiert? Was, um alles in der Welt, hast du mit ihr gemacht, Megan?«
    »Nichts.« Megan legte eine wirksame Pause ein. »Das warst du, Harley.«
    Er starrte sie verdutzt an und schüttelte den Kopf. »Blödsinn.«
    »Das hab ich auch gesagt, als mir Renata in Bellehaven ihre Schulter gezeigt hat. Ich habe nach einer plausiblen Erklärung gesucht, die nicht zu dir führt.« Und bitter setzte sie hinzu: »Glaub mir, ich wollte nicht, dass es dich trifft, Harley. Denn das bedeutet, dass ich das Unglaubliche akzeptieren muss.«
    Wieder schüttelte er den Kopf.
    »Renata«, forderte Megan die Freundin auf.
    »Sie haben mir heute Nachmittag die Schulter frisch verbunden, Harley.«
    »Ja und? Das hab ich in den vergangenen Tagen ein paarmal getan«, gab Harley zurück.
    Renata nickte. »Aber dieses Mal fing die Wunde nach einer Stunde an zu jucken. Ich hab den Schorf rundherum abgekratzt, aber es fühlte sich … komisch an. Also habe ich den Verband abgemacht, um nachzusehen. Der Schorf löste sich, und die Wunde …« Sie hob die Schultern. »Ihr habt’s gesehen. Sie ist total verheilt.«
    »Das haben Sie gemacht, nicht ich«, setzte sich Harley zur Wehr. »Sie sind diejenige, die mit all dem übersinnlichen Zeug zu tun hat.«
    Renata winkte ab. »Ich bin keine Heilerin.«
    »Und ich bin auch keiner. Versucht nicht, mir einzureden, dass ich …«
    Renata kicherte. »Sie haben Angst. Ich hab mich gefragt, ob Sie Angst zeigen würden.«
    »Ich habe keine Angst. Das alles ist nur ein Haufen Unsinn.« Er funkelte Megan an. »Was haben Sie mir angetan?«
    »Ganz ruhig«, beschwichtigte Grady nachdenklich. »Am Felsen, Megan?«
    Megan nickte. »Das vermutet Renata. Ich weiß nicht, wie diese Pandora-Sache funktioniert, aber vielleicht wird es von extremen Emotionen ausgelöst. Ich hatte Todesangst, als Harley mein Handgelenk packte.«
    »Und du warst wütend und verängstigt, als dir Sienna die Hand gedrückt hat.«
    »Ich werde nach wie vor nicht zugeben, dass ich Sienna das angetan habe. Das könnte auch Molino bewirkt haben.«
    »Oder du«, erwiderte Renata schonungslos. »Hör auf, den Kopf in den Sand zu stecken.«
    »Es hat keinen Sinn, dass du mich zwingen willst, mich dem zu stellen. Macht es euch etwas aus, wenn ich diese scheußliche Geschichte für den Moment ignoriere?« Ihr Blick war auf Harley gerichtet. »Ich bin wirklich aufgeregt, Grady. Dies ist das erste Positive, seit all das begonnen hat. Harley, ich weiß, es ist schwer hinzunehmen, und wir wissen nicht, wie deine Gabe wirkt, aber ich werde mit dir arbeiten. Wir alle arbeiten mit dir.«
    »Nein, das werdet ihr nicht. Weil es nicht stimmt.« Harleys Gesichtsausdruck war finster. »Ich weiß, dass ich so normal bin wie mein ganzes Leben. Ich bin nicht wie ihr …«
    »Freaks?«, half ihm Megan lächelnd weiter. »Es ist, als würde ich in den Spiegel schauen. Ich habe genau so
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