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Pandoras Tochter

Pandoras Tochter

Titel: Pandoras Tochter
Autoren: Iris Johansen
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reagiert.«
    »Behalt deinen Spiegel.« Harley wandte sich ab. »Ich bin sehr glücklich, so, wie es ist – ihr werdet mich nicht überzeugen, dass ich …«
    »Was?« Megans Lächeln schwand. »Warum verhältst du dich so? Dies ist etwas Wundervolles. Ich habe darüber nachgedacht und finde, dass es deiner Natur nicht widerspricht, ein Heiler zu sein. Wann immer ich mit dir zusammen war, habe ich so etwas wie … Trost gespürt. Nur deine Nähe hat mir geholfen, wenn es mir schlechtging.«
    »Einbildung«, beharrte Harley eigensinnig. »Und ich sehe nichts Wundervolles daran.«
    Megan konnte es nicht fassen. Sie hatte mit etwas Widerstand gerechnet, aber nicht mit dieser Ablehnung. Wieso erkannte er nicht seine grenzenlosen Möglichkeiten? »Und du denkst, mir gefällt das? Das Letzte, was ich wollte, war, eine Pandora zu sein. Glaubst du, mir gefällt es, auf Eiern zu laufen und Angst davor zu haben, jemanden zu berühren? Soweit ich weiß, kann ich die Leute in den Wahnsinn treiben und töten. Aber dich habe ich berührt, und du bist nicht verrückt, dafür besitzt du jetzt eine Gabe, für die ich alles geben würde.« Dann fügte sie hinzu: »Du bist meine Rettung, Harley. Du hast mir bewiesen, dass ich als Pandora Gutes in der Welt bewirken kann.«
    »Ich will nicht deine Rettung sein«, erwiderte Harley grob. »Selbst wenn ich es könnte, würde ich mich nicht darauf einlassen. Mein Gott. Ich bin mein Leben lang vor Verantwortung davongelaufen. Und jetzt willst du mich in ein Joch stecken? Nein danke. Ich bin raus.«
    »Ich werde dir folgen«, drohte Megan an. »Ich habe keine Zeit, ein halbes oder ein ganzes Jahr zu warten, bis du dich an die Vorstellung, ein Heiler zu sein, gewöhnt hast. Phillip braucht dich jetzt.«
    »Phillip?«
    »Das war mein erster Gedanke, als mir Renata von ihrer verheilten Wunde erzählt hat.«
    »Ich soll die Hand auflegen und ihn ins Leben zurückholen?«
    »Du sollst es versuchen.«
    Für einen Moment hellte sich Harleys Miene auf. »Tut mir leid, Megan. Ich kann dir diesen Wunsch nicht erfüllen. Selbst wenn ich an diesen Humbug glauben würde, könnte ich nicht …« Er drehte sich um und ging.
    Megan sah ihm fassungslos nach. »Ich gehe ihm nach.«
    »Üb keinen Druck aus«, warnte Renata. »Er ergreift die Flucht. Das hat ihn aus heiterem Himmel getroffen.« Sie sah Grady an. »Reden Sie mit ihr. Sie ist auch im Schockzustand. Sie konnte abstreiten, eine Pandora zu sein, bis ich sie vom Gegenteil überzeugt habe – die spontane Heilung konnte sie nicht beiseitewischen.« Sie machte sich auf den Weg zum Haus.
    »Er ist einfach gegangen«, sagte Megan. »Es ist eine Chance für Phillip. Harley muss mir glauben.«
    »Er wird dir glauben. Gib ihm ein bisschen Zeit.« Grady nahm ihre Hand. »Er muss den ersten Schrecken überwinden, dann wird er neugierig. Wenn er anfängt zu glauben, dass er nicht ›normal‹ ist, wirst du Probleme mit ihm haben. Seine erste Reaktion war typisch für ihn. Was macht ein rollender Stein, wenn er aufgehalten wird und sich die ganze Welt an ihn klammert?«
    »Er bekommt Angst und rennt weg«, sagte Megan verbittert. »Ich lasse das nicht zu.«
    »Es muss von ihm ausgehen, Megan.« Er führte sie aus dem Schuppen. »Komm, lass uns zum Haus gehen, und ich stelle dir Venable vor, dann gehen wir die Unterlagen über die Opfer durch, die Harley gefunden hat.«
    »Beschwichtigst du mich, Grady?«
    »Ich versuch’s. Wie mache ich mich?«
    »Nicht besonders gut. Ich gebe Harley etwas Zeit, sich an den Gedanken zu gewöhnen, aber ich werde mich nicht ablenken lassen.« Sie trat näher. »Aber danke für die Bemühung.«
    »War mir ein Vergnügen.« Seine Lippen streiften ihre Schläfe. »Ein großes Vergnügen.«
     
    Eine Stunde später hörte Megan das Dröhnen von Rotoren.
    Sie hob den Blick von dem Ordner, den sie gerade durchsah. »Was ist das? Renata …« Aber sie hatte das Gefühl, dass nicht Renata in dem Helikopter saß.
    Renata stand auf dem Landeplatz und sah der Maschine nach, die gerade gestartet war. »Er macht sich aus dem Staub.«
    »Harley? Warum hast du ihn nicht aufgehalten?«
    »Lass ihn in Ruhe, er wird auf dich zukommen. Du hast eine bessere Chance, wenn du nicht hinter ihm herläufst.«
    »Das kannst du nicht wissen«, entgegnete Megan verzweifelt.
    »Nein, aber ich kann Ursache und Wirkung einschätzen und das Resultat berechnen.« Sie lächelte. »Wenn ich mich irre, helfe ich dir, ihn aufzuspüren und ihn nach Bellehaven zu
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