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Pan Tau

Pan Tau

Titel: Pan Tau
Autoren: Ota Hofman
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schloß sich wieder. Der Herr mit Melone griff, ohne sich umzusehen, nach den Sektflaschen hinten im Fond und trug sie ins Haus. Hinter seinem Rücken krochen die Hunde durch die offene Tür ins Freie. Als letzter kam Karas Boxer. Im Maul hielt er eine Melone. Er versteckte sie im Gestrüpp. Dann legte er sich ins Gras. Es war auch schon höchste Zeit. Waldemar kehrte zurück, um die Schwalbennester, Haifischflossen und Artischocken zu holen. Es dämmerte bereits. In der Villa gingen die Lichter an. Die Turmfenster spähten wie Augen von Wächtern in den Garten. Über dem Eingang strahlte eine schmiedeeiserne Laterne. Sie beleuchtete das goldene Namensschild des Hauseigentümers:
    Wal de Mar
    Die Hunde warteten. Es ging um Pan Taus Melone. Herr Waldemar hatte die Melone, und es galt, sie so schnell wie möglich Pan Tau zu bringen, damit er sich befreien konnte. Von Herrn Waldemar hatten alle Hunde die Schnauze voll. Sein Hunde an die Leine konnten sie ihm nicht vergessen.
    Die Lichter in der Villa verlöschten. Nur ein einziges Fenster leuchtete noch in die Nacht. Alik streckte und reckte sich im Rasen. Er begann zu frieren und stand auf. Leise lief er zur Haustreppe. Die übrigen Hunde folgten ihm. Sie drückten die Schnauzen an das Fenster, hinter dem noch Licht war. Sie sahen in Waldemars Schlafzimmer. An den Wänden hingen ausgestopfte Vögel. Neben dem Kamin stand regungslos ein Bär mit erhobenen Pfoten. Waldemar war gerade dabei, das gewonnene Geld ins Federbett zu stopfen, das schon voll mit Banknoten war. Er machte ein zufriedenes Gesicht. Erst als er den Pyjama anhatte, nahm er die Melone vom Kopf. Er streichelte sie liebevoll und säuberte sie mit einer feinen Bürste. Endlich legte er die Melone neben das Bett, in Reichweite. Er ging noch einmal zum Fenster, um sich zu vergewissern, daß es abgeschlossen war. Blitzschnell duckten sich die Hunde unters Fenstersims. Sie sahen noch, wie Herr Waldemar eine Flinte neben das Bett stellte. Dann ging auch hinter diesem Fenster das Licht aus. Die Aktion konnte beginnen.
    Der Boxer Aran ging, die Melone im Maul, schnüffelnd los. Haustür, Hintertür und die Türen und Fenster zur Terrasse waren abgeschlossen. Da hörte er Alik bellen und lief zu ihm hinüber. Alik stand unter einem Turmfensterchen. Das war halb geöffnet und lag verhältnismäßig nieder. Allerdings war es so schmal, daß es nur einem einzigen Hund gelingen konnte, sich durchzuzwängen: Dackel Schönling, genannt die Schlange.
    Boxer Aran überreichte ihm die Melone, die Kara von seinem Großvater hatte. Er hielt den Rücken hin, damit Alik hinaufkriechen konnte. Auf Aliks Rücken gelang es dem Dackel, mit der Pfote das Fenster ganz zu öffnen und sich durchzuzwängen. Er schloß die Augen, und mit der Melone sprang er hinunter in die dunkle Tiefe. Die Hunde draußen erstarrten, denn Glas klirrte.

    Man hörte Lärm von Flaschen, die zu Boden fielen. Waldemars Schlafzimmerfenster über der Terrasse wurde hell. Ein Schuß knallte. Waldemar ging mit der Flinte durchs Haus, doch er fand keinen Eindringling. Er sah nur die Schatten der ausgestopften Tiere entlang den Wänden. Die Melone lag noch immer auf ihrem Platz. Waldemar knipste beruhigt das Licht aus. Er legte sich samt der Flinte ins Bett, nicht ahnend, daß sich eben einer der Schatten zu bewegen begann und die Treppe zum Schlafzimmer hinaufschlich. Es war Dackel Schönling. Die Pfoten waren ihm eingeschlafen, denn regungslos dazustehen war schwerer, als zur richtigen Melone zu gelangen und sie gegen die falsche einzutauschen. Wieder erstarrte der Dackel, jetzt schon mit Pan Taus Melone im Maul. Waldemar drehte sich im Schlaf zur Seite und griff mit einem tiefen Seufzer nach der Melone neben dem Bett. Sie war noch immer dort.
    Auch am Morgen, als er erwachte und verstört um sich blickte. Die Villa war verschwunden. Das Bett stand mitten auf einem Misthaufen. Auf einem Stuhl lagen seine alten Kleider. Eilig griff er nach dem Hut und setzte ihn auf. Er trommelte auf die Melone und fuhr dann mit den Fingern am Hutrand einmal nach links und einmal nach rechts. Doch nichts geschah. Alles war aus! Auch das größte und abscheulichste Auto war verschwunden. Wo er es geparkt hatte, lagen nur leere Konservenbüchsen und ein verrostetes Fahrrad. Der Mann vom Fundbüro klapperte vor Kälte mit den Zähnen. Er zog sich an. Dann riß er das Federbett auseinander, um sich die Taschen mit den Banknoten vollzustopfen. Nichts war da, nur Federn wirbelten
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