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Pan Tau

Pan Tau

Titel: Pan Tau
Autoren: Ota Hofman
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verstummte der Lärm. Plötzlich standen wir vor einem verrosteten Tor, das zu einem alten Garten führte. Neben der halbverfallenen Mauer standen ein Klavier ohne Tasten und ein Kinderwagen für Zwillinge. Vivian erschrak. Neben dem Kinderwagen lag ein kleiner Regenschirm auf der Erde. Pan Taus Regenschirm, wenn er spielzeugklein war!
    »Bestimmt ist ihm etwas zugestoßen, Anderson«, sagte Vivian und hob den kleinen schwarzen Regenschirm mit dem roten Flicken auf. »Er hat sich verwandelt und...«
    Sie sprach nicht zu Ende. Der Regenschirm fiel ihr aus der Hand, so war sie erschrocken, denn die Saiten des Klaviers ohne Tasten klirrten, und aus dem Klavier kroch der Hund Alik-Nikolaus. Er bellte. Über der Mauer tauchten die Köpfe von Prager Buben und Mädchen auf, auch der von Emil, der aussah, als ob er eben aus einem Schornstein geklettert wäre. Er sagte:
    »Höchste Zeit, daß Sie kommen!«
    Und Claudia, die auch aussah, als ob sie eben aus einem Schornstein geklettert wäre, schluchzte:
    »Man hat uns Pan Tau gestohlen!«

Im zehnten Kapitel erfahren wir, was eigentlich geschehen ist. Verluste und Funde. Herr Waldemar vergißt seinen Leitspruch »Ehrlich währt am längsten« und zaubert sich seinen ersten großen Wunsch herbei.

    »Nicht schubsen! Hunde an die Leine!« sagte Herr Waldemar zu den Buben und Mädchen und Hunden, die sich in sein Fundbüro Verluste und Funde drängten. Er klettert die Leiter hinunter. »Etwas verloren? Etwas gefunden? Wann? Wo?«
    »Heute.«
    »Vor einer Weile.«
    »Vorher aber auch schon«, erinnerte sich Emil. »Als ihn der Inspektor aus der Schule davon trug. In der Aktentasche.«
    »Dieses Püppchen!«
    »Das die Frau mit den Zwillingen gefunden hat.«
    »Es hatte eine schwarze Melone!«
    »Und einen Regenschirm, auch schwarz...«
    »Mit einem roten Flicken...«, sagte Claudia. »Er hat den Schirm zerrissen, als er dem Großvater bei der Flucht aus dem Zirkus half.« »Bei den quäkenden Zwillingen hatte er den Regenschirm nicht mehr... Und wäre ihm nicht die Melone runtergefallen...«
    Das alles interessierte Herrn Waldemar nicht. Er notierte:
    »Ein Püppchen mit Melone und Regenschirm...« Er überlegte: »Sicher in der Spielzeugabteilung...«
    Er sperrte eine Gittertür auf. Gemächlich spazierte er durch die Räume und Gewölbe des Fundamtes. Hunderte von Regenschirmen, Aktentaschen und Koffern befanden sich hier. Tausende von Sachen, die keiner abholen wollte. Zwei Statuen ohne Kopf. Ein Propeller von einem Flugzeug. Eine verstaubte Palme. Ein ausgestopfter Gorilla. Ein vergoldetes, aber schon abgeblättertes Krokodil. Zwischen den gefletschten Zähnen hielt es einen Spazierstock mit einem Griff aus Elfenbein.
    »Siehst du, keiner will dich haben, Scheusal!« sprach Herr Waldemar zu ihm und klopfte ihm freundschaftlich aufs blutrünstige Maul, weil ihm schien, daß es das gleiche Schicksal hatte wie er selbst. »Keinen kümmert es, daß wir da sind... daß wir langsam verstauben...«
    Verstaubt waren auch die Tretautos und Puppen auf den Regalen der Spielzeugabteilung. Herr Waldemar nahm seufzend eine Leiter und stieg hinauf. Lange suchte er. Schließlich fand er zwischen den verlorengegangenen Marionetten eines Puppentheaters so ein Püppchen, wie es die Kinder beschrieben hatten. Allerdings hatte es weder Melone noch Regenschirm, und auf Melone und Regenschirm schienen die Kinder ja besonderen Wert zu legen. Da hörte Herr Waldemar die Kinder hinter der Gittertür aufgeregt schreien:
    »Bei den getupften Taxis war er noch groß!«
    »Bei dem Mädchen mit den Katzen auch!«
    »Groß wäre er nicht verlorengegangen!«
    »Wenn ihm nicht sein Zauberhut runtergefallen wäre...«
    »Was für ein Zauberhut?«
    »Seine Melone! Wenn er auf die Melone trommelte und dann mit den Fingern am Rand einmal nach links und einmal nach rechts fuhr, konnte er sich wünschen, was er wollte. Immer!«
    »Alles?«
    »Alles!«
    »Alles auf der Welt!«
    Das erregte Herrn Waldemars Aufmerksamkeit. Eilig wühlte er in den Königen, Rittern und Prinzessinnen des Marionettentheaters, um die Melone zu finden, mit der man sich jeden Wunsch erfüllen konnte. Endlich fand er sie im Zauberkorb einer Hexe. Neugierig untersuchte er die Melone, drehte sie zwischen den Fingern hin und her und hin und um und um, aber nichts geschah. Schließlich setzte er dem Püppchen die Melone auf. Die Kinder sollten es wiederhaben, wenn auch ohne Regenschirm, so doch wenigstens mit Melone. Insgeheim lachte er sich
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