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Pan Tau

Pan Tau

Titel: Pan Tau
Autoren: Ota Hofman
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diese Melone«, ärgerte sich Claudia. »Während wir hinter dir her waren, ist uns Waldemar davongelaufen.« Wütend setzte sie dem Boxer die Melone auf.
    In diesem Augenblick schnellten die Startbänder in die Höhe. »Parzifal in Führung«, tönte es aus dem Lautsprecher, als die Pferde in die erste Kurve galoppierten. Aber der Junge mit der Jockeymütze sagte ruhig:
    »Nicht mehr lange. Dann kommt Jupiter nach vorn.«
    Auf der Geraden war Jupiter bereits um eine halbe Länge voraus. Hinter ihm blieben Parzifal und die andern Pferde. Acht Längen weiter hinten trabte einsam ein Schimmel.
    »Das ist Atlas«, sagte der Junge mit der Jockeymütze zu Claudia. Das rothaarige Mädchen gefiel ihm. »Nach dem Rennen zeige ich dir den Stall.«
    »Jupiter ist in großartiger Form!« rief jemand. »Jupiter geht als erster in die Zielkurve. Aber...« Er stockte. »Aber... es ist nicht Jupiter!«
    »Atlas ist es!«
    Auf der Tribüne herrschte Stille, als ob die Zuschauer eben Zeugen eines Wunders wären. Atlas, der das ganze Rennen als letzter gelaufen war, nahm in der Zielkurve die Spitze. Meter um Meter gewann er an Vorsprung — und kam als erster durchs Ziel.
    Der Junge mit der Jockeymütze verstand die Welt nicht mehr. Mit düsterer Miene lauschte er der Stimme im Lautsprecher: »Erster Atlas vor Jupiter und Parzifal.«
    Während der Ehrenrunde mußte der Schimmel gestützt werden. Das Pferd konnte sich kaum auf den Beinen halten.
    Der Reiter Merten sagte zu den Reportern:
    »Auf der Zielgeraden hatte ich das Gefühl, als wär’s ein herrlicher Traum. Atlas lief nicht, er schwebte. Es war das erstaunlichste Rennen meiner bisherigen Laufbahn. Stellen Sie sich doch vor, mit einem Pferd zu siegen, auf das vor dem Rennen keiner auch nur einen Heller gesetzt hätte!«
    Emil drehte sich um. Vor dem Schalter, wo die Wettgewinne ausgezahlt wurden, stand als einziger Herr Waldemar. Der Kassierer schichtete vor dem Herrn aus dem Fundbüro päckchenweise die Banknoten auf.
    Da war ihm alles klar.
    Bis Kara sagte:
    »Wo sind die Hunde?«

Fünfzehntes Kapitel. Fünf Flaschen Sekt.
    Die merkwürdige Villa hinter der Stadt.
    Wieder Hund Alik-Nikolaus.

    »Austern keine«, sagte Herr Waldemar im Delikatessengeschäft. »Im Sommer und bei einer solchen Hitze wie heute ißt man nicht Austern. Lieber Kaviar. Langusten. Ein Paar Wachteln, Haifischflossen. Schwalbennester. Sekt, fünf Flaschen. Und noch Artischocken.«
    Glückselig berührte er seine Melone. Er lächelte, als er sich an seinen ersten Wunsch erinnerte. Ein Glas Bier! Eine Brezel! Die Verkäufer schleppten Berge von Delikatessen ins Auto. Alles, was gut und teuer war. Selbstverständlich war nichts einfacher, als Haifischflossen und Schwalbennester mit einem einzigen Griff an die Melone herzuzaubern, doch Herr Waldemar beschloß, den Hut zu schonen. Vielleicht steckten in ihm eine Million Zauber, vielleicht aber nur noch hundert.
    Er saß bereits wieder am Steuer des größten und abscheulichsten Autos der Welt, als der Verkäufer, der die Flaschen auf den Rücksitz gelegt hatte, sich zu ihm umdrehte und voll Dienstfertigkeit, mit einem kleinen Bückling, sagte:
    »Soll ich nicht eine Schachtel Hundekuchen Dingo dazutun? Mürbe, duftende, nahrhafte Hundekuchen! Das Richtige für Sie!«
    Waldemar schlug ihm die Tür vor der Nase zu und startete beleidigt. Dieser Idiot! Wagte es, Hundekuchen anzubieten. Ihm, dem Hundefeind!
    Er lenkte den Wagen sicher durch den Großstadtverkehr. Die Klimaanlage summte. Herr Waldemar drückte auf einen der Knöpfe am Armaturenbrett. Auf dem Bildschirm rechts neben dem Lenkrad erschien ein Bericht über das sensationelle Pferderennen, in dem der Schimmel Atlas gesiegt hatte. Der Herr mit Melone schaltete den Fernseher ab. Das Rennen interessierte ihn nicht mehr. Er stellte Musik im Radio ein. Beunruhigt drehte er sich kurz um. Er hatte ein Geräusch gehört. Quietschte die Federung? Schon wieder war das Geräusch da. Dann verstummte es. Der Fahrer beruhigte sich.
    Der Hund Alik auch. Er lag bei den übrigen Hunden, die es sich hinten auf dem Boden des Wagens bequem gemacht hatten, und hoffte, sein Magen würde nicht wieder knurren. Neben ihm stöhnte Dackel Schönling, genannt die Schlange. Vor dem Maul hatte er eine Schüssel mit ungarischer Salami. Es war nicht leicht, diesem Duft zu widerstehen.
    Endlich hielt das Auto an. Waldemar ließ die Scheinwerfer zweimal aufleuchten. Das schwere Tor öffnete sich. Das Auto fuhr in den Garten, das Tor
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