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Pan Tau

Pan Tau

Titel: Pan Tau
Autoren: Ota Hofman
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Papier. Die ungelenke Kinderzeichnung darauf war fleckig geworden und schon sehr verwischt: ein Männchen mit Melone; in der Hand hielt es einen Regenschirm. »Ehrlich währt am längsten«, verkündete der Lautsprecher. »Der Nächste, bitte! Nicht schubsen! Hunde an die Leine!«

Vierzehntes Kapitel. Die Verfolgung beginnt. Pferde-Derby. Noch eine Melone.

    »Eßt, was euch schmeckt«, sagte W. Viola, als sich der Generalstab der Kinder in der Konditorei Zum Turm zwischen Torten und Kuchen einquartiert hatte. Schon mindestens zum zehntenmal klappte er sein Taschenmesser auf und zu und betrachtete seine Zeichnung von Pan Tau, dem er als Kind begegnet war. Das war es, was er verloren, gesucht und vergessen hatte. Nachdenklich sah er zum Fundbüro hinüber.
    »Wieviele Wachen habt ihr?«
    »In der nächsten Umgebung fünfzig«, sagte ein Junge mit Brille. »Und über die ganze Stadt verteilt alle Jungen und Mädchen von Prag. Sobald sie Waldemars Auto sehen, bleiben sie ihm auf den Fersen und geben uns Nachricht. Das ist ganz einfach. Dieses Auto fällt sogar einem Blinden auf.«
    Das Auto stand vor dem Fundbüro. Es war das größte und abscheulichste Auto, das sich einer herbeizaubern konnte. Die Chromleisten waren ein Viertelmeter breit. Es hatte sechzehn Scheinwerfer.
    »Es paßt haargenau zu seiner Kleidung«, sagte W. Viola. »Zum orangegestreiften Anzug trägt er ein Hemd aus Spitze. Auf dem Kopf die Melone. Nur mit Grausen stelle ich mir die Villa vor, die er sich am Stadtrand gezaubert hat.«

    »Anderson hat ein Foto von der Villa«, sagte Vivian. »Es ist ein Jagdschlößchen. Selbstverständlich mit vielen Türmchen! Rundum ist ein hoher Zaun. Er hat eine elektronische Sicherheitsanlage eingebaut. Niemand kommt da rein. Alarmglocken im Gras und so.
    Nur noch ein Wassergraben fehlt.«
    »Was treibt Anderson jetzt?«
    »Er überlegt, wie er ins Fundbüro kommen könnte. Eben kriecht er über die Dächer der Häuser gegenüber...«
    Da ertönte draußen ein Pfiff. Dann ein dreifaches Bellen. Gespannt sahen sie auf die Straße hinaus. Herr Waldemar trat aus dem Fundbüro. Er zog die Rolladen hinunter und schloß ab. Freudestrahlend ging er um das größte und abscheulichste Auto der Welt herum. Er polierte mit dem Ärmel die Chromleiste am Kühler. Dann setzte er sich hinters Steuer. Das Auto brauste in Richtung Laurenziberg davon.
    Die Kinder liefen auf die Straße hinaus.
    »Wir können langsam hinter ihm herfahren«, rief Claudia dem Großvater und Vivian zu. »Die Wachen sagen uns, wohin.«
    Hinterm Eck streckte Dackel Schönling, genannt die Schlange, den Kopf hervor und jaulte auf. Ein Stück weiter antwortete ihm der Hund Alik-Nikolaus. Die Verfolgung begann. Bei der Kirche bellte ein Bernhardiner einen Jungen im Fenster an, und der Junge im Fenster benachrichtigte einen andern Jungen eine Straße weiter. Eine Weile fuhr ein Mädchen mit Dreirad neben Waldemars Auto her, ein anderes Mädchen auf Rollschuhen löste sie ab. Spiegelsignale huschten von Fenster zu Fenster. Von der großen Kreuzung an jagte ein Foxterrier hinter dem Auto her, fünf Straßen weiter war ein Cockerspaniel mit wehenden Ohren hinter dem Auto. Bei den Filmateliers übernahmen Jungen auf Fahrrädern die Verfolgung. Sie meldeten nach hinten:
    »Richtung Pferderennbahn!«
    Als W. Viola seinen Wagen am Parkplatz abgestellt hatte, kam ein Knirps mit Jockeymütze auf ihn zu und sagte:
    »Parole Tau! Waldemar ist da, wie erwartet. In einer halben Stunde fängt das Rennen des Jahres an. Jupiters erster Start auf heimatlichem Boden nach seinen Siegen beim Wiener und beim Budapester Derby.«
    Eine halbe Stunde später waren alle Kinder da. Auch die Hunde. Die Reiter führten die Pferde an den Start. W. Viola sah sich die Pferde an und sagte:
    »Ich setze auf Nummer acht.«
    Das war Jupiter, der Favorit, auf den alle setzten.
    Plötzlich rief Claudia: »Wo ist Waldemar?«
    Der Platz auf der Tribüne, wo er eben noch gesessen hatte, war leer. Sie blickten sich ratlos um. Dann tauchte hinter einem Zaun die Melone auf. Es sah aus, als ob der Mann geduckt zu den Ställen liefe.
    »Das ist er!« rief Emil und sprang über den Zaun. Claudia folgte ihm. Sie rannten der Melone nach, hatten sie erreicht. Unter ihr steckte Kara. Die Melone war ihm bis über die Ohren gerutscht. »Ich hab sie vom Opa«, erklärte er. »Für alle Fälle! Und unseren Hund hab ich auch mitgebracht.«
    Es war ein großmächtiger Boxer mit Schaum ums Maul.
    »Wozu denn
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