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Paloma

Paloma

Titel: Paloma
Autoren: Alexandra Dannenmann
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Wetter, sagten die Leute auf Magali, wenn die Sonne bereits im Februar so heiß vom Himmel brannte. Dennoch wurde Paloma nicht langsamer, sie nahm nur ihr Tuch von den Schultern und blickte in die Richtung, in der ihr Hof lag. Aber als er endlich auftauchte, war nicht zu erkennen, ob sich dort mittlerweile Großes getan hatte. Erst als sie das Tor öffnete, entdeckte sie die aufgebockte Mobylette neben dem Haus, eines dieser neuartigen motorisierten Zweiräder, wie auch ihr Nachbar Ernesto eins hatte, und sie atmete erleichtert auf.
    Trotz einer dünnen Staubschicht auf dem Metall hatte das Zweirad an verschiedenen Stellen einen silbernen Glanz. Paloma stand anfangs nur da und sah es sich an. Dann aber berührte sie vorsichtig das von der Sonne erwärmte Metall dort, wo es am schönsten glänzte. Er war also doch gekommen, der Fremde. Sie war froh darüber.
    Sie machte Loca von der Kette los und wehrte sie mit beiden Händen ab, da sie wild an ihr hochsprang. Danach sah sie, von Loca begleitet, nach den kleinen Gänsen, die am Vortag ausgeschlüpft waren. Sie hatte ihnen eine Henne als Ziehmutter beigeben müssen, da die eigene Mutter sie nicht unterschlüpfen ließ. Aber alles war in Ordnung, die Henne hockte ruhig da, die Kleinen unter sich.
    Beruhigt ging sie ins Haus, schälte Kartoffeln, nahm die Fische aus und als sie eben die Eier für die Tortilla aufschlug, hörte sie den Karren des Vaters den Camino entlang rumpeln. Rasch kniete sie nieder und blies ins Feuer und stellte dann die Pfanne mit den geschlagenen Eiern, Kartoffel- und Zwiebelscheiben darauf.
    Draußen klatschte jetzt der Wassereimer in die Zisterne. Paloma sah durch das kleine Küchenfenster wie der Vater auf der Veranda den Tontopf füllte, der ihnen zum Waschen diente und wie der Fremde seinen Pullover über den Kopf zog, sein Hemd aufknöpfte und sich zu waschen begann. Sonnenstrahlen fielen durch das Laub des Orangenbaumes vor dem Haus und ließen die Wassertropfen auf seinen Armen glitzern.
    Als er sich schließlich mit einem Hemdärmel abtrocknete, trat Paloma vom Fenster zurück und ging zum Feuer, um nach der Pfanne zu sehen, in der die Eier bereits zu stocken begannen.
    Sie stellte eben Teller und Töpfe auf den Tisch, als die beiden Männer eintraten. Paloma wartete, bis der Fremde sich gesetzt hatte, dann stellte sie ihren Stuhl neben den des Vaters, nicht ohne sich vorher mit einem kurzen Blick zu vergewissern, ob der Vater damit einverstanden war. Der zeigte durch ein kurzes Kopfnicken sein Einverständnis, worauf Paloma jedem ein Stück der dicken, fettglänzenden Tortilla auf den Teller legte. Die Gabel bereits in der Hand, wünschte der Vater ein „bon proveche“. Lächelnd wiederholte der Fremde die Worte im Inseldialekt und sah dabei Paloma an.
    Sie aßen schweigend. Nur das Tock-Tock der Hühner und das Gurren der Tauben war zu hören und das Kratzen der Gabeln auf den Tellern und das Kauen und Schlucken.
    Als der erste Hunger gestillt war, begann der Vater zu reden.
    „Er hat Kraft für zwei.“ Er deutete auf den Fremden, ehe er wieder sein Stück Brot auf dem Teller hin- und herschob, um das restliche Bratfett aufzunehmen.
    „Kraft, ja“, winkte der Fremde ab. „Was mir fehlt, ist Erfahrung. Ich hab nicht viel Ahnung von der Arbeit auf den Feldern. Woher auch? Ich komme aus einer großen Stadt.“
    Er aß langsamer als der Vater, aber es schien ihm zu schmecken. Er lobte den Fisch und die Kartoffeln, obwohl beides für Paloma nichts Besonderes war. Kartoffeln und Fisch aßen sie fast jeden Tag. Nur wurde der Vorrat an letztjährigen Kartoffeln allmählich knapp.
    „Wann gehen Sie wieder zurück in Ihre große Stadt?“
    Der Vater spülte mit einem großen Schluck Wein den letzten Bissen hinunter und nahm sich eine Zigarette aus der Packung, die der Fremde ihm anbot.
    „Keine Ahnung. Vielleicht in ein paar Monaten, vielleicht in einem Jahr. Kommt darauf an.“
    Der Vater nickte. Ein paar Monate, ein Jahr – die Zeit kam und verging, daran ließ sich nichts ändern, das wusste Paloma bereits.
    Schweigen senkte sich erneut über den Raum, nur das wütende Summen einer Fliege war zu hören, die sich verfrüht aus dem Winterschlaf gewagt hatte. Selbst vom Federvieh war nichts zu hören, es hatte wohl die Köpfe unters Gefieder gesteckt und ließ sich von der Sonne bescheinen.
    „Dann gefällt es Ihnen auf Magali?“
    „Sehr. Die stillen Buchten, die herrlichen Sandstrände, ach, einfach alles, die ganze Insel.“
    Der
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