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Palazzo der Lüste

Palazzo der Lüste

Titel: Palazzo der Lüste
Autoren: Isabell Alberti
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Trinkgeld.
     
Als sie vor dem Restaurant standen, verabschiedete sich Antonio mit einem Händedruck von Stefano und von ihr mit einem Augenzwinkern.
     
»Mein Wagen steht dort drüben«, sagte Stefano und zeigte quer über den Platz.
     
»Ich habe gleich neben der Einfahrt geparkt.« Cecilia ärgerte sich, dass sie mit dem Auto gekommen war. Sie hätte ein Taxi nehmen sollen, dann könnte sie jetzt mit ihm zusammen fahren. Stattdessen musste sie ihm mit ihrem Wagen folgen.
     
*** Die Scheune lag auf einer Anhöhe und ragte groß und dunkel in den Nachthimmel. Cecilia parkte ihren Wagen hinter Stefanos. Er wartete auf sie, hatte ihr eine Hand entgegengestreckt, aber bevor sie danach greifen konnte, zog er sie wieder zurück. Es war vielleicht zu viel Intimität, Hand in Hand zu gehen. Die Scheune hatte ein großes Tor, vor dem sie geparkt hatten, aber Stefano führte sie zu einem Seiteneingang. Er schloss auf und machte Licht.
     
Cecilia erblickte das Durcheinander einer Künstlerwerkstatt. In der Mitte stand auf einem Holzsockel eine Skulptur, zugedeckt mit einem Bettlaken – es war nicht zu erraten, was sie einmal werden sollte. Auf einem Klapptisch daneben lag eine Kollektion Hämmer und Meißel. Ein großer Tisch an der einen Wand war übersät mit Farbtuben, Pinseln, Malerpaletten, Terpentin und mit Farbe verschmierter Lappen. Auf einer Staffelei stand ein Bild, bedeckt mit einem Bettlaken, auf einer anderen eine weiße Leinwand. Das Durcheinander erinnerte sie an den Inbegriff eines Künstlerateliers, wie es Michelangelo nachgesagt wurde. Während ihres Studiums hatte sie sich viel mit ihm befasst und sich immer gewünscht, einmal die Arbeitsstätte des großen Meisters zu sehen. Gierig saugte sie alle Eindrücke in sich auf und ließ sich von Stefano weiter in den Raum schieben.
     
»Hier verbringst du also deine freie Zeit.« Sie nahm eine blaue Farbtube in die Hand, einen Pinsel, den sie unentschlossen zwischen den Fingern drehte.
     
Die eine Wand ließ einen schmalen Durchgang frei, dahinter lag wohl der Ausstellungsraum. Cecilia war verlegen. Sie hatte unbedingt herkommen wollen, und jetzt wusste sie nicht, was sie sagen sollte. Dabei wollte sie alles über Stefano wissen. Ihm erging es offenbar ebenso, denn auch er schwieg – sie schauten sich nur an. Bevor das verlegene Schweigen drückend werden konnte, fragte er: »Möchtest du sehen, woran ich gerade arbeite?«
     
»Darf ich das? Ich meine, die meisten Künstler mögen es nicht, wenn jemand ihre Werke sieht, bevor sie vollendet sind.«
     
»Mir macht das nichts aus – nicht, wenn du es bist.« Er zog das Bettlaken von der Staffelei. Auf dem Bild waren nicht mehr als ein paar Striche auf cremefarbenem Hintergrund zu sehen.
     
»Da ist ja kaum etwas.«
     
»Ja, nicht wahr?«
     
Sie prusteten beide los. Stefano hatte sich einen Spaß mit ihr erlaubt. Immer noch lachend zog Cecilia das Tuch von einer Skulptur. Dort war auch kaum etwas zu sehen – nur ein paar grobe Formen waren in den Stein gemeißelt.
     
»Ich habe mit beiden gerade erst angefangen.«
     
»Was soll es werden?« Cecilia legte eine Hand auf den Stein, strich über die raue Oberfläche und wünschte sich, es wäre Stefanos Körper. Gleichzeitig fragte sie sich, woher er wusste, welche Figur in einem Stein verborgen war.
     
»Ein Waldmann, so hat der Stein zu mir gesprochen«, beantwortete er auch ihre unausgesprochene Frage. »Du musst mit dem Stein reden, ihn fühlen und ihm zuhören.«
     
Er nahm ihre beiden Hände und legte sie auf die raue Oberfläche, fuhr damit an den Seiten entlang, half ihr, ihn zu umarmen. Cecilia war berauschter von seiner Nähe als vom Stein.
     
Der Duft seines Rasierwassers stieg ihr in die Nase, sein Atem streichelte ihren Hals, als er sagte: »Spürst du es?«
     
Sie spürte den Stein vor sich und hinter sich die Verführung pur. Stefanos Gemächt drückte sich in ihren Hintern und verriet sein Interesse an ihr.
     
»Ich verstehe, was du meinst.« Die Worte brachte sie nur mühsam heraus. Durch ihre Gedanken wirbelten wilde Bilder menschlicher Leiber, schwarzes Haar mischte sich mit ihrem roten, Haut an Haut, ihre Münder fanden sich. In der Wirklichkeit löste sich Stefano leider von ihr, nahm aber immerhin ihre Hand.
     
»Komm, ich zeige dir den Rest.«
     
Er führte sie um die Wand herum in den Ausstellungsraum. Das Licht war gedämpfter, einige ausgewählte Stücke wurden von Strahlern beleuchtet. In der Mitte des Raumes stand eine
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