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Palazzo der Liebe

Palazzo der Liebe

Titel: Palazzo der Liebe
Autoren: Lee Wilkinson
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behauptete Mrs. Caldwell, und Sophia hoffte noch nachträglich, dass sie sich irrte.
    „Möglicherweise ist er ja verheiratet“, murmelte sie undeutlich. Sie schätzte ihn zwischen Ende zwanzig bis Mitte dreißig. Also ein Alter, in dem die meisten Männer entweder verheiratet waren oder in einer festen Beziehung lebten.
    Oder auch nicht, schließlich hat er mich zum Essen einge laden …
    „Er trug keinen Ring“, stellte Mrs. Caldwell pragmatisch fest. „Ich habe mir extra seine Hand angeschaut. Und wenn Sie mich fragen, ist es höchste Zeit für Sie, sich nach einem Ehemann umzuschauen, Kind“, erklärte sie mit einem Anflug liebevoller Strenge.
    Mit einem Topflappen zog Sophia die große gusseiserne Pfanne zur Seite. „Ich wüsste gar nicht, wo ich anfangen sollte zu suchen“, sagte sie leichthin.
    Mrs. Caldwell schnalzte mit der Zunge. „Also, wenn Sie mich fragen, lag da etwas in dem Blick des jungen Mannes … Ich bin mir sicher, er war von Ihnen genauso angetan wie Sie von ihm! Ich hätte schwören können, dass er Sie bittet, mit ihm auszugehen. Vielleicht ja morgen …“
    „Morgen reist er bereits ab“, unterbrach Sophia sie.
    „Wie schade! Eine Verabredung hätte unter Umständen gereicht, um ein Feuer zu entfachen, das alle Weltmeere nicht löschen könnten“, schwärmte die alte Dame. „Ist das nicht ein bezaubernder Gedanke? Warum haben Sie ihn nicht wenigstens eingeladen, die Paella mit uns zu teilen?“, fügte sie hinzu.
    „Das ist mir leider erst eingefallen, als er bereits weg war“, gestand Sophia kleinlaut. „Wahrscheinlich hätte er ohnehin abgelehnt.“
    „Das bezweifele ich“, sagte Mrs. Caldwell entschieden. „Als ich die Haustür klappen hörte, habe ich aus dem Fenster geschaut. Er ist nicht gleich weggegangen, sondern stand unter der großen Linde und hat noch minutenlang zu Ihrem Fenster emporgesehen. Genau gesagt, ist er erst verschwunden, als Sie zu mir gekommen sind.“
    Wäre sie doch nur halb so couragiert wie ihre Vermieterin, dachte Sophia. Dann hätte sie ihm vielleicht noch nachgehen und ihn einladen können.
    Aber es sollte wohl nicht sein …

2. KAPITEL
    Offenbar bemerkte Mrs. Caldwell ihre Bedrückung, denn sie wechselte abrupt das Thema. „Werden auf der Ausstellung eigentlich auch die Miniaturen Ihres Vaters gezeigt?“
    „Ja, davon gibt es wirklich eine Menge, und einige von ihnen gelten als Dads beste Arbeiten.“
    „Mir gefällt besonders die mit dem dunkelhaarigen Mädchen in der bezaubernden blauen Ballrobe aus Seide. Sie trägt doch so eine exquisite Perlenkette und hält etwas in der Hand, was wie eine Karnevalsmaske aussieht. Ein wenig erinnert sie mich an Sie, Liebes.“
    Sophia wusste sofort, von welchem Bild Mrs. Caldwell sprach. Die dunkelhaarige Schöne ähnelte ihr wirklich sehr, aber Kleidung und Haartracht verrieten, dass sie lange vor ihrer Zeit gelebt hatte. Es sei die Kopie eines alten Gemäldes, das ihn einst fasziniert hätte, lautete die vage Erklärung ihres Vaters. Wen es darstellte, daran konnte er sich angeblich nicht mehr erinnern.
    „Als ich Peter gegenüber meine Vorliebe für dieses Bild einmal erwähnte, gestand er mir, dass es auch sein Favorit sei …“, erzählte Mrs. Caldwell weiter und verstummte dann. „Ich vermisse ihn sehr“, fügte sie nach einer Pause hinzu. „Vor allem unsere Cribbage-Partien an den langen dunklen Winternachmittagen.“
    „Ich weiß, dass er sie auch sehr genossen hat“, sagte Sophia weich und lächelte.
    Die Augen ihrer Vermieterin glänzten verdächtig, als sie sich energisch die Nase schnaubte. „Also, wie geht es mit der Ausstellung voran?“, fragte sie dann.
    „Alles ist für die Eröffnung morgen früh bereit.“
    Solange die Paella im Ofen garte, plauderten sie wie gute Freundinnen über Kunst, Gott und die Welt. Und als das Essen auf dem Tisch stand, machte Mrs. Caldwell den frivolen Vorschlag, eine Flasche Wein für sie beide zu öffnen. „Ich habe noch einen ganz hübschen Vorrat“, kicherte sie vergnügt. „Ich denke, wir trinken einen Rioja und tun so, als dinierten wir in Spanien!“
    Wenig später saßen sie am Tisch und prosteten einander zu, dann widmeten sie sich mit Hingabe der köstlich duftenden Paella, die Mrs. Caldwell zur besten ihres ganzen Lebens erklärte. Angerührt von ihrer aufrichtigen Begeisterung, schob Sophia die trübsinnigen Gedanken zur Seite und beschloss für sich, den Abend einfach zu genießen. Nachdem sie den Geschirrspüler ein- und die
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