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Palazzo der Liebe

Palazzo der Liebe

Titel: Palazzo der Liebe
Autoren: Lee Wilkinson
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lieber, während ich die Paella mache“, erwiderte Sophia, die wusste, dass ihre Vermieterin immer sehr früh zu Bett ging. „Sonst wird es viel zu spät mit dem Essen.“
    „Vielleicht haben Sie recht.“
    Als Sophia auch in der Tüte kein Schlüsselbund fand, runzelte sie kurz die Stirn. Dann ging sie zum Couchtisch hinüber, um ihren Sherry zu holen. Während sie Zwiebeln, Tomaten und Peperoni schnippelte, trank sie immer wieder ein Schlückchen. Schließlich zerdrückte sie mit dem Messerrücken noch zwei frische Knoblauchzehen und dünstete alles zusammen in Olivenöl an.
    „Mmm, das riecht aber köstlich!“, freute sich Mrs. Caldwell. „Jetzt merke ich erst, wie hungrig ich bin.“
    „Dann bin ich noch nachträglich froh, dass ich die meisten Zutaten in der vorgekochten Version gewählt habe, so können wir schon bald essen.“
    „Wie schlau von Ihnen“, lobte die alte Dame und blinzelte Sophia listig zu. „Verraten Sie mir auch, wer dieser umwerfende junge Mann war, der Sie heute nach Hause begleitet hat?“
    „Das weiß ich leider nicht“, gestand Sophia und versuchte, so gelassen wie möglich zu klingen.
    „Aber Sie müssen sich doch kennen?“, wunderte sich Mrs. Caldwell.
    „Nein, überhaupt nicht. Er hat mir nur angeboten, meine Einkäufe nach Hause zu tragen, nachdem die Tüten auf den Boden gefallen und alles auf die Straße gepurzelt ist.“
    Das enttäuschte Mrs. Caldwell offensichtlich. „Haben Sie denn gar nichts über ihn herausfinden können, Liebes? Zum Beispiel, wo er lebt, und womit er seinen Lebensunterhalt verdient? Oder ob er eine feste Freundin hat? In Ihrem Alter hätte ich das sicher getan.“
    „Ich weiß nur, dass er momentan geschäftlich in London ist … oh, und dass er englische Wurzeln hat. Seine Mutter kommt allerdings aus Italien.“
    „Na, dann haben Sie beide ja schon etwas gemeinsam“, erklärte Mrs. Caldwell voller Genugtuung. „Was ich übrigens längst einmal fragen wollte – haben Sie eigentlich noch Verwandtschaft in Italien?“
    „Wenn, dann nur sehr weitläufig. Meine Mutter war Einzelkind, genau wie ich, und ihre Eltern sind vor etlichen Jahren verstorben.“
    „Ich frage nur, weil der Mann, der Ihren Vater besucht hat, offenbar Italiener war.“
    Bei dieser Bemerkung sah Sophia überrascht von der Paellapfanne auf. „Welcher Mann? Wann soll das gewesen sein?“
    „Oh, es ist schon eine Weile her“, erklärte die alte Dame vage. „Hat Ihr Vater Ihnen denn gar nichts davon erzählt?“
    „Nein, ich höre es heute zum ersten Mal.“
    „Seltsam …“ Mrs. Caldwell legte nachdenklich die Stirn in Falten. „Nun, dieser Mann kam jedenfalls eines Tages in einem Taxi vorgefahren, während Sie in der Galerie gearbeitet haben.“
    „Wie sah er denn aus?“
    „Sehr gut“, kam es wie aus der Pistole geschossen zurück. „Etwas untersetzt und korpulent, wie mein seliger Arthur, mit dem gleichen dichten grauen Haar. Er muss irgendwas in den Sechzigern sein, wirkte aber jünger, was möglicherweise an den buschigen schwarzen Augenbrauen lag.“
    Wäre Sophia nicht so angespannt gewesen, hätte sie über Mrs. Caldwells zweifelhaftes Schönheitsideal gelacht.
    „Da auf sein Läuten niemand reagierte, hat er es bei mir versucht, und als ich ihm öffnete, fragte er in gebrochenem Englisch nach Signor Jordan. Er hatte ein Päckchen für Ihren Vater bei sich.“
    „Was für ein Päckchen?“, fragte Sophia neugierig.
    „Es war in Packpapier eingewickelt, ungefähr so groß …“ Sie zeigte es mit den Händen. „Ich sagte ihm, er solle quer durch die Halle gehen und dort noch einmal läuten. Dann habe ich gewartet, bis Ihr Vater geöffnet hat. Der Mann blieb allerdings nur wenige Minuten und fuhr mit demselben Taxi weg, mit dem er auch gekommen war.“
    Auch Sophia runzelte die Stirn. Warum hatte ihr Vater nichts von dem unbekannten Besucher erzählt? Das sah ihm gar nicht ähnlich. Bei so wenig Abwechslung, wie es sie in ihrem Leben gab, konnte er es kaum vergessen haben …
    „Um noch einmal auf den attraktiven jungen Mann zurückzukommen“, unterbrach Mrs. Caldwell ihre Grübeleien. „Es wundert mich, dass er Sie nicht gebeten hat, mit ihm auszugehen.“
    „Die Begegnung kam rein zufällig zustande, da sollte man nicht zu viel hineininterpretieren.“
    „Aber Sie haben sich doch zu ihm hingezogen gefühlt, stimmt’s?“, hakte die alte Dame mit einem schlauen Lächeln nach.
    „Wie kommen Sie darauf?“
    „Liebes! Das war offensichtlich!“,
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